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Katie O’Neill: The Tea Dragon Society (Comic)

Um „The Tea Dragon Society“ von Katie O’Neill schleiche ich schon sehr lange herum, aber erst als in diesem Jahr die Taschenbuchausgabe des Bandes erschienen ist, habe ich den Comic auch wirklich auf meinen Wunschzettel gesetzt. Denn so sehr ich den Zeichenstil der Autorin in „Princess Princess Ever After“ mochte und so sehr mich Tee-Drachen als fantastische Kreaturen reizten, so fand ich den Hardcoverpreis für einen 72-Seiten-Comic doch etwas heftig. Nach dem Lesen des Comics muss ich gestehen, dass ich sehr hoffe, dass die folgenden beiden Titel der Reihe auch bald als Taschenbücher erscheinen, denn sonst werde ich wohl doch noch das Geld für die HC-Ausgaben zusammenkratzen müssen. 😉 „The Tea Dragon Society“ ist einfach bezaubernd und wohltuend, gerade weil kaum etwas in der Geschichte passiert. Katie O’Neill erzählt in vier Kapiteln (Spring/Summer/Autumn/Winter) und einem Epilog von dem jungen Goblinmädchen Greta, das eines Tages über einen Tea Dragon stolpert und in den folgenden Monaten mehr über diese seltenen Kreaturen lernt.

Die Tea Dragons sind nicht gerade einfach zu haltende Haustiere, doch zum Glück gibt es da noch Hesekiel und Erik, die sich gemeinsam um die Drachen der ehemaligen Tea Dragon Society kümmern. Außerdem freundet sich Greta mit der jungen Minette an, die seit einigen Monaten im Gartenhaus von Hesekiel lebt und ihre ganz eigene Vorgeschichte hat. Ich mochte es, dass all die Charaktere in dieser Geschichte so nett und freundlich sind, dass sie sich um die Drachen kümmern, obwohl die kleinen Wesen ganz schön herausfordernd sein können, und dass sie den Tee (und die damit verbundene Magie) der Drachen so sehr genießen. Obwohl recht wenig passiert und alle so liebevoll miteinander umgehen, gibt es auch den einen oder anderen düsteren Moment in „The Tea Dragon Society“, wenn es um die Vergangenheit von Hesekiel und Erik oder die von Minette geht, aber da diese Szenen eben in der Vergangenheit liegen, trüben sie den harmonischen Gesamteindruck überhaupt nicht.

Neben den Figuren und der sehr entspannten Handlung gefiel mir die Welt, die Katie O’Neil für ihre Geschichte geschaffen hat. Greta und ihre Familie sind Goblins, Erik scheint ein Mensch zu sein, und was Hesekiel und Minette genau sind, wird nicht näher erwähnt, aber alle leben und arbeiten friedlich nebeneinander. Außerdem flicht die Zeichnerin (so wie es sein sollte, aber viel zu selten passiert) ganz selbstverständlich Figuren mit Behinderung oder LGBTQ+-Charaktere in ihre Geschichte ein. Ich finde es schön, dass es überhaupt kein Thema ist, dass Erik im Rollstuhl sitzt oder dass Minette ganz eigene Probleme hat, die ihren Alltag erschweren. Stattdessen stehen die Freundschaft, die sich zwischen all diesen unterschiedlichen Charakteren entwickelt, die liebevolle Aufmerksamkeit, die sie den zauberhaften Drachen schenken, und die Wertschätzung, die traditionelles Handwerk verdient, im Mittelpunkt der Geschichte.

Der relativ einfache, aber ausdrucksstarke Zeichenstil von Katie O’Neill und ihre atmosphärische Kolorierung unterstreichen dabei den heimeligen und wohltuenden Charakter der Geschichte, und die fehlenden Outlines geben den Zeichnungen eine märchenhaft anmutende Weichheit, die ich so bei anderen Künstlerinnen noch nicht gesehen habe. Ergänzt wird der Comic am Ende mit ein paar Auszügen aus dem Tea-Dragon-Handbuch, die einem mehr über die ungewöhnlichen Drachen und ihre Haltung und Pflege erzählen (und in mir den Wunsch nach einem Peppermint Tea Dragon wecken 😉 ). Ich bin mir sicher, dass ich „The Tea Dragon Society“ in Zukunft regelmäßig aus dem Regal ziehen werde, wenn ich eine kleine wohltuende Auszeit benötige, und freue mich darüber, dass ich irgendwann noch zwei weitere Bände lesen kann, die in dieser bezaubernden Welt spielen.

Katie O’Neill: Princess Princess Ever After (Comic)

„Princess Princess Ever After“ von Katie O’Neill ist ein zuckersüßer Comic über zwei Prinzessinnen, die sich gegenseitig „retten“, und mein größter Kritikpunkt an der Geschichte ist, dass sie mit gut fünfzig Seiten einfach viel zu kurz ist. 😉 Entstanden ist „Princess Princess Ever After“ aus einem Online-Comic und ich vermute, dass das der Grund ist, warum die einzelnen Episoden, die die beiden Prinzessinnen erleben, relativ kurz sind. Diese Kürze ändert aber nichts daran, dass Katie O’Neill eine süße und amüsante Geschichte über zwei junge Frauen erzählt, die auf ihre ganz eigene Weise einen Weg in der Welt finden müssen und sich gegenseitig dabei unterstützen.

Zu Beginn des Comics lebte Sadie – wie es sich für eine Prinzessin in Nöten gehört – eingesperrt in einen Turm, wo sie von einem (ziemlich süßen) Drachen bewacht wird. Die blonde Prinzessin scheint anfangs nicht allzu entzückt davon zu sein, dass schon wieder jemand gekommen ist, um sie zu retten. Doch dem Enthusiasmus von Prinzessin Amira und ihrem Plätzchen-liebenden Einhorn kann auch Sadie nicht widerstehen, und so machen sich die beiden jungen Frauen wenig später gemeinsam auf den Weg, um Amiras Mission fortzuführen und Personen zu finden, die Hilfe benötigen könnten. Auf ihrer Reise stolpern die beiden über einen Oger, der ein Dorf zerstört, einen Prinzen in Schwierigkeiten und eine böse Zaubererin und werden in der Regel auf ganz eigene Art mit all diesen Herausforderungen fertig.

Ich fand es lustig zu verfolgen, wie Amira, die wild entschlossen ist zu beweisen, dass eine Prinzessin ebenso gut (wenn nicht besser) wie ein Prinz heroische Taten vollbringen kann, auf traditionelle Weise an ein Problem heranging. Sadie hingegen ist nicht nur sehr freundlich, sondern denkt auch außerhalb der gewohnten Bahnen und zeigt Amira so immer wieder, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, um auf eine Herausforderung zu reagieren. Auf der anderen Seite hat Sadie keine besonders hohe Meinung von sich selbst, während Amira keinerlei Fehler an Sadie finden kann (wenn man von ihrer fehlenden Musikalität absieht). Auch Prinz Vladric findet durch die Bekanntschaft mit den beiden Prinzessinnen den Mut, sein Leben so zu führen, wie er es möchte, statt den Erwartungen der Gesellschaft (und seines Vaters) nachzugeben.

Im Laufe des Comics erfährt man auch ein wenig über die Gründe, die dazu geführt haben, dass Sadie so wenig Selbstvertrauen hat und dass Amira so wild entschlossen ist, ihren Weg in der Welt zu finden, ohne dass ein Prinz sie beschützt. Da ich diese beiden Charaktere so toll finde, ist es umso bedauerlicher, dass Prinz Vladric die ganze Zeit von Amira nur „Butthead“ genannt wird. Amira ist eindeutig der bessere „Prinz“ von den beiden, aber das ist für mich keine ausreichende Entschuldigung, um jemanden zu verspotten, der den gesellschaftlichen Erwartungen genauso wenig entspricht wie sie selber. Von diesem Punkt abgesehen beweist Katie O’Neill bei den verschiedensten Themen ein wunderbares Fingerspitzengefühl, zum Beispiel wenn es um die Beziehung zwischen Sadie und Amira geht, um die Erwartungen der Gesellschaft an Prinzessinnen und Prinzen oder um die systematische Untergrabung von Sadies Selbstbewusstsein durch ein Familienmitglied.

Auch die Zeichnungen (inklusive Kolorierung) haben mir gut gefallen. Katie O’Neills Stil ist einfach, aber ausdrucksstark, und die Atmosphäre der verschiedenen Szenen wird durch die – mal heitere, mal düstere – Farbgebung sehr schön betont. Ich mochte auch den Humor in der Geschichte und die unerwarteten Wendungen, die die Handlung immer wieder nahm. Am Ende finde ich es einerseits schade, dass es so lange gedauert hat, bis ich den Comic endlich gelesen habe, und freue mich anderseits darüber, dass die Künstlerin schon ein paar weitere Veröffentlichungen auf den Markt gebracht hat, die natürlich prompt auf den Wunschzettel gewandert sind. Ich denke, als nächstes werde ich mir „The Tea Dragon Society“ gönnen – und sei es nur, weil ich den Titel so nett finde.