Nach einem Prolog, in dem man den Zauberer Hazoth, den Kämpfer Bikker und einen geheimnisvollen dritten Mann kennenlernt und erfährt, dass diese drei eine vernichtenden Intrige gegen die Freie Stadt Ness planen, findet sich der Leser auf den Straßen von Ness wieder. Hier verdient sich der junge Malden seinen Lebensunterhalt als Dieb und Einbrecher. Dabei gerät er unwissentlich dem Meister der Diebe in die Quere, in dem er bei einem Kaufmann einbricht, der unter dem Schutz der Diebesgilde steht.
Nun wird Malden vom Meister der Diebe zwangsrekrutiert und nur wenn er eine riesige Geldsumme erlangen kann, kann er sich von dieser Verpflichtung freikaufen. Während der Dieb noch nach einer Lösung für seine missliche Situation sucht, bekommt er die Chance einen kostbaren Gegenstand aus dem Schloss des Burggrafen zu stehlen. Dabei lernt er nicht nur die Zauberin Cythera sondern auch den Ritter Sir Croy kennen, der gerade erst seiner Hinrichtung entkommen konnte. Bevor Malden noch weiß wie ihm geschieht, steckt er inmitten einer gefährlichen Geschichte rund um Liebe, Intrigen und den Kampf um Freiheit.
David Chandler hat mit „Die Metropole der Diebe“ einen klassische Fantasyroman geschaffen, der flüssig zu lesen und wirklich unterhaltsam ist. Dabei ist es für mich aber unübersehbar, dass dieses Buch das Debüt des Autors ist. Obwohl David Chandler einige wirklich reizvolle Ideen hat, gibt es sehr viele Logikprobleme bei seiner Beschreibung der Stadt und der Lebensweise der diversen Figuren. Abgesehen davon hat es mich wirklich gestört, dass Malden, der in einem Hurenhaus aufgewachsen ist, sich nicht nur das Diebeshandwerk selber beigebracht hat, sondern auch noch Lesen und Schreiben. Da frage ich mich wirklich, woher der Junge in einer solchen mittelalterlichen Welt überhaupt den Lesestoff (abgesehen von den nötigen Anleitungen) dafür in die Finger bekommen hat.
Außerdem gibt es nur sehr wenige Unterschiede in der Ausdrucksweise der verschiedenen Charaktere. Egal, ob es sich um den Dieb Malden, die gebildete Zauberin Cythera , den Meister der Diebe oder den Kämpfer Bikker handelt, alle Figuren drücken sich sehr ähnlich aus, was ich doch recht unglaubwürdig finde, vor allem angesichts der unterschiedlichen Hintergründe und „Bildungswege“. Die einzigen Unterschiede entstehen durch kleine Charaktermerkmale, wie zum Beispiel die sehr schwärmerische Liebe des etwas naiven Ritters Sir Croy, dessen Idealismus und weltfremde Sicht auf das Leben sich auch in seiner blumigen und übertriebenen Wortwahl zum Ausdruck kommt.
Aber ich will nicht nur meckern, denn von diesen Kritikpunkten abgesehen ist „Die Metropole der Diebe“ ein netter und unterhaltsamer Fantasyroman, der mit einigen sympathischen Figuren, ein paar gelungenen Actionszenen und amüsanten Momenten aufwarten kann. Insgesamt ist die Geschichte zwar nicht innovativ, aber das Buch hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich bestimmt einen Blick in den angekündigten zweiten Teil, „Das Grab der Elfen“, werfen werde, in der Hoffnung, dass David Chandler dann die „Kinderkrankheiten“ seines Debütromans hinter sich lassen wird.