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Hatice Akyün: Verfluchte anatolische Bergziegenkacke

Im Juli war ich über einen Artikel, in dem sie über ihre Kindheitserlebnisse mit einem Bücherbus schrieb, auf die Journalistin Hatice Akyün aufmerksam geworden. Den Artikel hatte ich euch HIER verlinkt und danach habe ich mal geschaut, welche Bücher es so von Hatice Akyün in der Stadtbibliothek zu finden gibt. Ende September habe ich dann „Verfluchte anatolische Bergziegenkacke – Oder wie mein Vater sagen würde: Wenn die Wut kommt, geht der Verstand“ ausleihen können. In dem Buch sind eine Menge Kolumnen, die die Journalistin für den „Berliner Tagesspiegel“ geschrieben hatte, zusammengefasst worden.

Die einzelnen Kolumnen sind um die zwei Seiten lang, was ich wunderbar fand, um nur eben zwischendurch ein bisschen zu lesen, was ich aber auch schrecklich verlockend fand, weil „nur noch eine Kolumne“ erstaunlich oft mein Schlafengehen verzögerte oder dafür sorgte, dass meine Pausen etwas länger wurden. Wobei mich die Kürze der einzelnen Artikel zwar häufig gereizt hat, noch ein Stückchen zu lesen und ich mich auch gut unterhalten gefühlt habe, auf der anderen Seite durfte ich aber nicht zu viel am Stück lesen, weil sich dann doch bestimmte Elemente zu sehr wiederholten und sich auch die Idee mit dem väterlichen Sprichwort, das zitiert wurde, etwas abgenutzt anfühlte. Aber das ist ja immer ein Problem, wenn Veröffentlichungen, die über einen längeren Zeitraum geschrieben wurden, gesammelt in einem Band erscheinen.

Ein weiteres Problem an den Artikeln war für mich die Tatsache, dass sie eben schon älter waren. Die erste in diesem Buch abgedruckte Kolumne erschien am 28. Februar 2011, die letzte am 19. Mai 2014, und auch wenn ich bei manchen Themen fasziniert davon war, dass ich ein Ereignis oder einen „Aufreger“ schon wieder vergessen hatte, der damals breit durch die Medien ging, so merkte man anderen Aspekten an, dass sie inzwischen schon deutlich veraltet sind und man sogar nach so wenigen Jahren zum Teil ganz anders darüber denken oder damit umgehen würde. So fand ich die Passagen, die sich auf tagesaktuelle Ereignisse bezogen, in der Regel deutlich weniger interessant als die Texte, in denen sich die Autorin mit ihrer türkischen Abstammung beschäftigt und von ihren Erfahrungen als Deutsch-Türkin erzählt. Überhaupt lag mir der „persönliche“ Teil der Kolumnen eher als die allgemeineren Texte. Insgesamt war das Ganze eine nette und unterhaltsame Lektüre, aber nichts, was länger in meiner Erinnerung haften bleiben würde.