Über „WestEnd Blues“ bin ich auf „My Crime Time“ von nantik gestolpert – und habe mir dieses Mal sogar merken können, woher der Tipp kam. 😉 Die sehr begeisterte Rezension hatte mich lustigerweise noch nicht dazu verlockt das Buch auszuprobieren, das Interview mit dem Autor Helmut Barz war ganz interessant, hat mich aber auch noch nicht davon überzeugen können, dass das Buch einen Blick wert ist. Dann kam aber das harte Urteil über den zweiten Band „African Boogie“ und ich wurde doch neugierig auf die Hauptkommissarin Katharina Klein.
Da in „WestEnd Blues“ eine ganze Menge passiert und ein ganzer Haufen Personen vorkommt, beschränke ich mich ausnahmsweise wieder auf den Klappentext des Verlags, damit die Inhaltsbeschreibung keine Romanlänge annimmt:
„Der Partner tot, sie selbst vom Dienst suspendiert, zur Babysitterin degradiert, des Mordes beschuldigt und von einem rachsüchtigen Drogenboss gejagt: Genau der richtige Zeitpunkt für die Frankfurter Kommissarin Katharina Klein, sich in den völlig falschen Mann zu verlieben.
Eigentlich hat Katharina Klein, Hauptkommissarin bei der Frankfurter Kriminalpolizei, genug eigene Probleme: In einer eskalierten Polizeiaktion wurde ihr Partner getötet und sie selbst hat zwei Menschen erschossen. Doch als ihre Nachbarin ermordet wird, muss Katharina deren Tochter, die vierjährige, altkluge Laura bei sich aufnehmen. Und bald setzt sie alles daran, den Mörder von Lauras Mutter zu finden. Unerwartete Hilfe erhält Katharina vom arroganten, undurchsichtigen und leider viel zu attraktiven Gerichtsmediziner Andreas Amendt. Aber alles zu seiner Zeit: Erst muss sie Laura noch in den Kindergarten bringen …“
Ich habe „WestEnd Blues“ so ziemlich in einem Zug durchgelesen und mich dabei sehr gut unterhalten gefühlt. Trotzdem konnte ich die ganze Zeit den Gedanken nicht unterdrücken, dass ich die Charaktere und die verschiedensten Szenen und Grundkonstellationen in einer Fernsehserie vermutlich nicht toleriert hätte, weil es mir zu übertrieben, zu bemüht und zu ausgelutscht gewesen wäre. Aber dieser Krimi ist zum Glück keine Fernsehserie, sondern ein gut geschriebener Roman mit interessanten Charakteren, witzigen Szenen und mehreren parallel laufenden Fällen, die mich zum Mitraten eingeladen haben. Es gab sogar für mich den einen oder anderen Überraschungsmoment, was ich bei deutschen Krimis in letzter Zeit nur selten hatte.
Ob mir Katharina Klein sympathisch war, kann ich gar nicht mal sagen. Sie ist eine energische, impulsive Halbkoreanerin mit einem Faible für Kampfsport, Waffen und Dessous. Dazu kommen noch eine tragische Familiengeschichte, eine Frankfurter Verbrechergröße als Patenonkel und ein in der Regel recht einsames Leben. Aber es hat mir wirklich viel Spaß gemacht von ihr und den sie unterstützenden Menschen zu lesen, mitzuerleben, wie sie mit der kleinen Laura umgeht (und dabei hasse ich sonst altkluge Kinder in Geschichten! 😉 ) und die diversen Wortwechsel zu verfolgen, die sie mit ihren Freunden, Feinden und Vorgesetzten hat.
Wenn ich mir also vor Augen führe, dass Helmut Barz in seinem Roman unheimlich viele Elemente verwendet hat, die ich sonst gar nicht leiden kann, dann muss es wohl an seiner Erzählweise liegen, dass mir „WestEnd Blues“ und die darin vorkommenden Figuren so viel Vergnügen bereitet haben. Und weil ich das Buch so genossen habe, muss ich mir nun auch noch ein eigenes Urteil über den zweiten Katharina-Klein-Band bilden. Agatha-Christie-Anleihe, sowie Katharina und andere vertraute Charaktere sollten doch eine gute Mischung ergeben. Aber erst einmal befürchte ich das Schlimmste und hoffe, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden. 😉