Zu „Fast wie neu“ von Jill Smolinksi habe ich gegriffen, weil ich etwas Nettes und Unterhaltsames gesucht habe. Unterhaltsam war das Buch, allerdings ging mir die Hauptfigur Lucy im Laufe der Geschichte so auf die Nerven, dass ich sie am Liebsten geschüttelt hätte. Lucy Bloom ist 39 Jahre alt und sie musste gerade, um den Entzug ihres Sohnes Ash zu finanieren, ihr gesamtes Hab und Gut verkaufen. So hat sie zu Beginn des Romans Unterschlupf bei ihrer Freundin Heather gefunden, die für Lucy eine Matratze in das Zimmer ihrer vierjährigen Tochter gelegt hat.
Zusätzlich leidet Lucy immer noch darunter, dass sich ihr Freund Daniel vor einer Weile von ihr getrennt hat – oh, und ihren Job hat sie zu der Zeit ebenfalls verloren. Dazu kommt noch, dass sich der Entrümplungsratgeber, den Lucy geschrieben hatte, nicht gerade gut verkauft. So ist Lucy verzweifelt genug, um einen Auftrag anzunehmen, bei dem sie innerhalb weniger Wochen den Inhalt des komplett zugestellten Hauses der Künstlerin Marva Meier Rios sichten, sortieren und zum Großteil verkaufen soll. Dass Marva bei jedem einzelnen Stück ein Mitbestimmungsrecht über die zukünftige Verwendung hat, macht die Sache für Lucy nicht einfacher.
Ich muss zugeben, dass ich Marva sehr schnell ins Herz geschlossen hatte. Die Künstlerin ist unhöflich, direkt, eigen und führt Lucy die ganze Zeit an der Nase rum. Lucy hingegen fällt auf jeden kleinen Trick von Marva rein, hat von ihrem Job relativ wenig Ahnung und wurde mir mit jeder Seite unsympathischer, da recht schnell klar wurde, dass Lucy sich gern etwas einredet und ihre Realität nicht immer eine objektive Sicht der Dinge beinhaltet. Trotz dieser Antipathie gegenüber der Protagonistin gab es die eine oder andere amüsante Szene zwischen Marva und Lucy und auch die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden Frauen habe ich eigentlich gern verfolgt. (Auch wenn ich beim besten Willen nicht verstehe, warum Lucy so viele Menschen kennenlernt, die so geduldig und freundlich mit ihr umgehen.)