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Tom Hillenbrand: Teufelsfrucht (Xavier Kieffer 1)

Ich muss gestehen, dass ich an einem Kriminalroman wie „Teufelsfrucht“ von Tom Hillenbrand normalerweise vermutlich allein schon wegen des Titels (den ich ohne den inhaltlichen Zusammenhang schrecklich platt fände) vorbeigelaufen wäre. Nachdem Hermia aber recht angetan von dem Roman war, habe ich den Titel zum Antesten in der Bibliothek ausgeliehen. Hauptfigur in diesem (großteils) gemütlichen kulinarischen Krimi ist Xavier Kieffer, ein luxemburgischer Koch, der in seinem relativ kleinem Restaurant vor allem auf hochqualitative regionale Küche setzt. Xaviers Küche ist zwar sehr gut, aber zu unbedeutend, um für einen Kritiker beachtenswert zu sein. Umso erstaunlicher ist es, dass eines Abends ein Mann, der mit großer Wahrscheinlichkeit für einen der beiden größten französischen Restaurantführer arbeitet, bei Xavier speist – und dummerweise direkt nach der Vorspeise verstirbt.

Während die Polizei noch in alle Richtungen ermittelt, wobei Xavier ihnen besonders verdächtig erscheint, findet der luxemburgische Koch heraus, dass der ermordete Kritiker am Tag zuvor noch bei Xaviers früherem Lehrmeister Paul Boudier gegessen hatte. Als dann auch noch dieser berühmte französische Koch verschwindet, versucht Xavier mehr über die letzten Monate seines ehemaligen Ausbilders und die Verbindung zu dem ermordeten Kritiker herauszufinden. Dabei kommt Xavier zugute, dass er sich nicht nur in den unterschiedlichsten Küchen Europas auskennt, sondern auch immer noch viele Verbindungen in die Welt der Sterne- und Fernsehköche besitzt. So dreht sich „Teufelsfrucht“ weniger um die Ermittlungen (denn dafür ist Xavier trotz all seine Neugier nicht professionell genug), als um einen Blick hinter die Kulissen der hochpreisigen Gastronomie, das Geschäft mit dem Kochen und nicht zuletzt um den großen Unterschied der zwischen „natürlichem“ Essen und dem, was die Lebensmitteltechnologie an Ersatzprodukten herstellen kann.

Lustigerweise hatte ich gerade erst vor ein paar Wochen durch Zufall einen Reisebericht rund um Luxemburg gesehen, so dass ich mir die Stadt beim Lesen ziemlich gut vorstellen konnte. Die Stadt und das Essen gehören nämlich zu den Schwerpunkten der Geschichte. Stellenweise war es mir mit den ganzen Beschreibungen zum Thema Restaurantküche und Kochen schon etwas zu viel, was vielleicht auch daran liegt, dass ich schon eine Menge Sachbücher zu dem Thema gelesen habe und mir deshalb viel Bekanntes erklärt wurde. Trotzdem war es nett Xaviers Begeisterung für seinen Beruf und Lebensmittel mitzuerleben, was die Passagen rund um das Thema Lebensmittelindustrie nur um so unbekömmlicher werden ließ.

Insgesamt fand ich die Geschichte unterhaltsam und Xavier war ein sympathischer Protagonist. Allerdings war das Ende etwas unrund und gab mir das Gefühl, als ob Tom Hillenbrand nicht so recht gewusst hätte, wie er seinen eher gemütlichen Xavier eine Auseinandersetzung mit recht skrupellosen Menschen gewinnen lassen könnte. Außerdem hätte ich gern bei der allerletzten Wendung (mit dem Fernsehkoch) das Gespräch zwischen Xavier und der betreffenden Person mitbekommen, statt nur das Ergebnis dieses Informationsaustausch aus dritter Hand erleben zu können. Aber da ich keinen dieser Kritikpunkte als besonders gravierend empfinde, werde ich wohl demnächst schauen müssen, ob meine Bibliothek noch weitere Bände dieser Reihe im Angebot hat.