Eigentlich habe ich ja schon während der „7 Days – 7 Books“ eine Menge zu „Labyrinth“ von A.C.H. Smith und Jim Henson geschrieben, aber ich wollte trotzdem noch alle Aussagen zu dem Buch in einer Rezension zusammenfassen. Als Teenager habe ich den Film „Labyrinth“ (oder auf deutsch „Die Reise ins Labyrinth“) wirklich geliebt (und ich gestehe, dass David Bowie als Koboldkönig Jareth auch ein bisschen damit zu tun hatte 😉 ). Bis heute kann ich einen Großteil der Dialoge mitsprechen und finde die Vielfalt der Puppen einfach großartig.
Die Romanversion von „Labyrinth“ ist erst in diesem Jahr erschienen und wurde – anhand Jim Hensons Drehbuchs – von A.C.H. Smith geschrieben. Ergänzt wird das Buch durch Zeichnungen von Brian Froud, der für das Figurendesign im Film verantwortlich war, und Notizen von Jim Henson, die er während des Entwurfs des Drehbuchs festgehalten hat. Die Geschichte ist an sich recht einfach gehalten. Die Hauptfigur ist die (15jährige) Sarah, die von einem Leben als Schauspielerin träumt (dieses Detail ist im Buch deutlich mehr ausgearbeitet als im Film) und es als ungerecht empfindet, dass sie an den Wochenenden immer wieder auf ihren kleinen (Halb-)Bruder Toby aufpassen muss.
So bleibt sie auch an dem Abend, an dem die Handlung von „Labyrinth“ spielt, als Babysitterin daheim, während ihr Vater und ihre Stiefmutter für ein paar Stunden ausgehen. Dieses schreckliche Schicksal (boah, Teenager! 😉 ) findet sie so ungerecht, dass sie den Koboldkönig anfleht, er möge Toby entführen und sie so von ihren Babysitteraufgaben befreien. Natürlich rechnet sie nicht damit, dass ein solches Wesen wirklich existiert, und ebensowenig, dass er Toby mitnehmen und nach Ablauf einer Frist in einen seiner Kobolde verwandeln könnte. Jareth, der Koboldkönig, informiert Sarah aber darüber, dass sie Toby zurückholen kann, wenn sie es innerhalb von 13 Stunden durch das Labyrinth bis zu seinem Schloss am Rande der Koboldstadt schafft.
Sarah geht mir heute genauso auf die Nerven wie damals – egal, ob im Film oder im Buch. Ihre Welt dreht sich um ihre Bedürfnisse und wenn ihr etwas nicht gefällt, dann ist es „unfair“. Aber im Laufe der Geschichte lernt sie zum Glück dazu, gewinnt Freunde und lässt ihr Ziel (Toby zu befreien) nicht aus den Augen, obwohl ihr so einige Hindernisse in den Weg gelegt werden. Ich muss zugeben, dass ich nicht beurteilen kann, ob die Handlung auch so gut funktioniert, wenn man den Film nicht kennt und mag. So hatte ich beim Lesen lauter Bilder vor meinem inneren Auge, sah die Helfenden Hände, die Sarah vor einem Absturz bewahren, hatte das kleine Aufseufzen im Ohr, mit dem die Feen zu Boden sanken, wenn sie von Hoggle „vernichtet“ wurden, oder erinnerte mich an das dezente Schütteln der Bettelbüchse des weisen Mannes, während sein Hut über seine Existenz philosophiert.
Egal, ob Buch oder Film, ich liebe all die kleinen und großen Einfälle, die fantastischen Elemente, das Spiel mit Rätseln und Perspektiven (okay, das ist im Buch weniger beeindruckend als im Film :D), die Kobolde und die Monster sind bizzar, niedlich und häufig ganz entzückend hässlich, der Koboldkönig ist nicht ganz so böse, wie er Sarah erscheint und am Ende möchte man die fantastische Welt des Labyrinths gar nicht mehr verlassen. Was mir an dem Buch im Vergleich zum Film nicht ganz so gut gefallen hat, war die Tatsache, dass der Autor viele Erklärungen geliefert hat, die es im Film nicht gab. Ich mache mir bei vielen Dingen gern selber meine Gedanken und möchte nicht alle Details präsentiert bekommen oder habe das Gefühl, dass manche Hintergrundinformationen einfach unnötig waren. Die Szenen rund um Sarahs Mutter zum Beispiel gibt es im Film nicht und das ist meiner Meinung nach auch richtig so, denn wie im Märchen reicht die Grundaussage, dass Sarah einen Vater, eine Stiefmutter und einen kleinen Bruder hat – mehr Details machen die Figuren nicht unbedingt überzeugender oder sympathischer.
Dafür fand ich die Notizen von Jim Henson spannend, die meinem Gefühl nach häufig eine etwas düstere Grundidee zeigten, als sie letztendlich im Film zu sehen ist. Auch die Zeichnungen von Brian Froud empfand ich als Bereicherung. Wenn man den Film nicht kennt, sollte man sich die auf jeden Fall schon während des Lesens anschauen, denn so kann man sich die eine oder andere Gestalt bestimmt besser vorstellen. Insgesamt bin ich mit der schönen Buchausgabe wirklich zufrieden und fand es wunderschön auf diese Weise die bezaubernde Geschichte rund um das Labyrinth wiederentdecken zu können.
(Und in einige Wochen erkunde ich dann die Roman-Version von „Der dunkle Kristall“! *hach*)
Klasse, wie begeistert Du noch immer von der Verfilmung bist und das Buch ist offensichtlich eine wunderbare Ergänzung. Ich wünsche Dir viel Freude mit der Romanversion!
Die Figuren sind einfach so bezaubernd eigen und niedlich-unhübsch und ich mag die ganzen fantastischen Ideen, die da eingeflossen sind. 🙂