Amy Wilson: Owl and the Lost Boy

Vier Jahre, nachdem die Autorin Amy Wilson die Geschichte „A Girl Called Owl“ veröffentlicht hatte, kehrt sie mit „Owl and the Lost Boy“ in Owls Welt zurück. Für Owl sind zwischen den beiden Romanen gerade mal ein paar Monate vergangen – eine Zeit, in der sie damit fertig werden musste, dass Jack Frost ihr leiblicher Vater ist und dass er den Sommer über keinen Kontakt zu ihr haben kann. Über all diese Gedanken rund um Jack und die Feenwelt kam ihre Freundschaft zu Mallory und Alberic viel zu kurz – und je mehr ihr schlechtes Gewissen sie plagte, desto weniger wusste Owl, wie sie auf ihre Freunde wieder zugehen sollte. Doch als Owl in der Schule fast zusammenbricht, weil die langanhaltende Hitze ihr zu schaffen macht, da Ende Oktober immer noch kein Herbstanfang in Sicht ist, steht Mallory ihr zur Seite. Gemeinsam machen sich die beiden Mädchen auf, um herauszufinden, was in der Feenwelt nicht in Ordnung ist, weshalb ihr Freund Alberic verschwunden ist und wieso Alberics Vater, der Earl of October, nicht rechtzeitig den Herbst in die Menschenwelt gebracht hat.

Zu Beginn von „Owl and the Lost Boy“ ist es erschütternd zu sehen, wie sehr sich Owl und ihre beste Freundin Mallory über den Sommer auseinandergelebt und wie wenig sie sich um Alberic gekümmert haben, obwohl dieser Owl im vergangenen Winter so sehr geholfen hatte. Dabei gelingt es Amy Wilson, nicht nur diese Entfremdung zwischen den drei Jugendlichen, sondern auch ihr erneutes Annähern wunderbar überzeugend und realistisch zu beschreiben. Doch vorher müssen Owl und Mallory erst einmal Alberic finden, der auf der Suche nach seinem Vater in der Zeit verloren ging, und herausbekommen, welche Probleme ihn so sehr beschäftigen und wie sie ihm helfen können. Während sich der erste Band um all die Veränderungen für Owl drehte, als sie erfährt, dass sie Jack Frosts Tochter ist und dass es eine Feenwelt voller furchterregender und mächtiger Wesen gibt, so geht es in „Owl and the Lost Boy“ eher um die Veränderungen, die Owls und Alberics Existenz für die Feen- und für die Menschenwelt mit sich bringen könnte.

Dabei mochte ich es sehr, wie die Autorin eine mitreißende und magische Handlung um die – im ewigen Krieg stehenden – Jahreszeiten spinnt und dabei gleichzeitig eine Geschichte rund um Umweltschutz, Klimaveränderungen und Politik erzählt, ohne zu sehr den mahnenden Finger zu erheben. Stattdessen bringt Amy Wilson ihre Protagonisten dazu, darüber nachzudenken, welche Fähigkeiten sie selbst haben und welche Veränderungen in der Welt sie herbeiführen können. Dieses Nachdenken über die eigenen Fähigkeiten und darüber, was selbst jemand wie Mallory, die über keinerlei Magie verfügt, bewirken kann, ist gerade deshalb beim Lesen so berührend, da Owl die gesamte Geschichte über das Gefühl hat, sie hätte während des Sommers nicht nur all ihre Magie verloren, sondern inzwischen auch keinerlei Energie mehr, um sich noch um irgendetwas zu kümmern. Ich muss gestehen, dass ich regelmäßig Phasen habe, in denen ich diese Gefühl durchaus teile und dass ich gerade zum Ende dieses Jahres genau solch ein Buch gebraucht habe, das mit einer wunderschön erzählten Geschichte auch ein kleines bisschen Hoffnung für positive Veränderungen in der Welt mit sich bringt. Ich empfinde Amy Wilsons märchenhafte Geschichten als überaus wohltuend, und ich bin froh, dass mit „Snowglobe“ noch ein weiterer Titel der Autorin auf meinem SuB auf mich wartet.

2 Kommentare

  1. Tja, jetzt fällt mir wieder ein, dass ich mir eigentlich „A Girl Called Owl“ für den Herbst vormerken wollte und dann vergessen habe es auf meine Liste zu setzen …
    Schön, dass dir auch der 2. Teil so gut gefallen hat und er auch das richtige für dieses Jahr war.

    • Auch wenn der Herbst schon vorbei ist, ist immer noch das passende Wetter für die Geschichte. Du kannst also noch damit loslegen. 🙂

      Ich genieße die Erzählweise der Autorin wirklich sehr und gönne mir wohl in den nächsten Tagen auch noch „Snowglobe“. *g*

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