Dorothy Gilman: The Clairvoyant Countess (Madame Karitska 1)

Wer meinen Blog schon länger liest, weiß, wie sehr ich die „Mrs. Pollifax“-Romane von Dorothy Gilman liebe. Doch andere Bücher der Autorin hatte ich bis vor ein paar Tagen nicht gelesen, weil diese lange Zeit nicht auf Deutsch (als ich noch nicht so viel auf Englisch las) bzw. gar nicht mehr zu bekommen waren. Vor zwei Wochen habe ich dann aber das eBook von „The Clairvoyant Countess“ in die Finger bekommen, und da ich immer noch das Bedürfnis nach erholsamer Lektüre habe und die kurzen Geschichten rund um Madame Karitska perfekt waren, um zwischendurch gelesen zu werden, blieb das Buch auch nicht lange ungelesen liegen.

Emily Pollifax und Madame Marina Karitska scheinen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben, denn während Mrs. Pollifax anscheinend ihr gesamtes Leben in einem ruhigen Vorort ohne große Aufregung verbracht hat, stammt Madame Karitska nicht nur von verarmten russischen Adeligen ab, die vor der Revolution flohen, sondern hat auch von absoluter Armut bis zu großem Luxus die verschiedensten Lebensumstände erlebt. Doch eins haben beide Figuren gemeinsam: Sie verfügen über eine sehr große Bereitschaft, sich auf andere Menschen einzulassen und das Beste aus einer Situation zu machen. Dazu kommt bei Madame Karitska noch, dass sie eine „übernatürliche“ Fähigkeit hat, die es ihr ermöglicht, mehr über einen Menschen zu erfahren, wenn sie einen Gegenstand in den Händen hält, den diese Person lange Zeit über genutzt hat.

So beginnen die Geschichten rund um diese ungewöhnliche Frau damit, dass sie intensiv von einem ganz bestimmten Gebäude träumt, in dem ein Schild mit der Aufschrift „Madame Karitska, Readings“ im Fenster zu sehen ist. Natürlich mietet sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt das dazugehörige Apartment und beginnt eine Karriere als eine Art Hellseherin, die langfristig sogar die Polizei (genauer gesagt Lt. Pruden) bei aktuellen Fällen berät. So bekommt man als Leser mit „The Clairvoyant Countess“ lose zusammenhängende Kurzgeschichten mit eher gemütlichen Kriminalfällen präsentiert, bei denen manchmal nur ein Hinweis auf vorhergehende Ereignisse einen Zusammenhang herstellt, während bei anderen Geschichten frühere Vorkommnisse noch einmal aufgegriffen und weitererzählt werden.

Ich mochte, dass ich bei dem Krimianteil mitraten konnte und dass mir der Großteil der Personen beim Lesen so sympathisch war. Gerade Madame Karitskas Sicht auf andere Menschen und die Welt an sich fand ich sehr angenehm, während Lt. Pruden anfangs wunderbar skeptisch mit der Hellseherin und ihren Fähigkeiten umging, aber als gewissenhafter Polizist nun einmal jedem Hinweise nachgehen musste. Wie auch bei den „Mrs. Pollifax“-Romanen zieht sich ein feiner Humor durch „The Clairvoyant Countess“, den ich sehr genossen habe. Wobei ich auch anmerken muss, dass weder die Art und Weise, in der die Figuren angelegt sind, noch die Länge der jeweiligen Geschichten dazu geeignet sind, besonders intensive oder tiefgehende Handlungen zu erzählen. Dafür bekommt man authentische 70er-Jahre-Atmosphäre, keine Liebesgeschichte (was ich wirklich angenehm fand!) und eine fantastische Protagonistin geboten – alles zusammen ist einfach perfekt, wenn man einfach nur kleine Auszeiten nehmen und sich erholen möchte!

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