Irgendwie erwische ich momentan ziemlich viele Bücher, die nicht eindeutig einem Genre zuzuordnen sind – so auch „Mord auf ffolkes Manor“, welches im Untertitel als „eine Art Kriminalroman“ bezeichnet wird. Das Buch soll vom Autor als eine amüsante Hommage an die klassischen britischen Kriminalgeschichten gedacht sein und so verwundert es nicht, dass immer wieder auf Agatha Christie und John Dickson Carr verwiesen wird. Übrigens zwei Autoren, deren Geschichten ich wirklich schätze.
So hatte ich von „Mord auf ffolkes Manor“ auch eine Menge erwartet, ganz im Stil eines Agatha-Christie-Romans findet sich der Leser in einem Herrenhaus auf dem Land wieder. Eine Gruppe Personen wurde über die Feiertage vom Schnee von der Außenwelt abgeschnitten, als in diesem kleinen Kreis ein Mord in einem geschlossenen Raum passiert. Doch zum Glück kann aus dem Ort ein pensionierter Polizist herbeigeholt werden, der die Aufklärung des Falles mit Hilfe der übereifrigen Kriminalautorin Evaden Mount in Angriff nimmt.
Schnell steht fest, dass keiner der Anwesenden den verstorbenen Raymond Gentry leiden konnte. Der Mann war von der Tochter des Hauses überraschend zu dieser Veranstaltung mitgebracht worden und hatte es geschafft innerhalb weniger Stunden alle Gäste gegen sich aufzubringen. Über jeden wusste er ein kleines hässliches Geheimnis, und spielte in jedem Gespräch unübersehbar darauf an. So brachte er nicht nur die Gastgeber, sondern auch den örtlichen Geistlichen und den Dorfarzt – zwei ansonsten sehr harmlose und freundliche Männer – gegen sich auf.
Es ist unübersehbar, dass Gilbert Adair seine Vorbilder kennt: Evaden Mount erinnert an Agatha Christies Figur Ariadne Oliver und das gesamte Umfeld weckte sentimentale Gefühle beim Lesen. Und doch fehlt diesem Roman einfach die Kunstfertigkeit, die eine Geschichte von John Dickson Carr oder Agatha Christie ausmacht. Die Figuren wirken flach und leblos und ihre Motive sind einfach nur belanglos und die Dialoge sind schrecklich! Es gibt keinen Austausch zwischen den Figuren, sondern jede Aussage entwickelt sich zu einem endlosen Monolog, bei dem ich mich jedes Mal fragte, warum ich mir das jetzt antun muss.
Der Mord im verschlossenen Raum ist überhaupt nicht Thema dieses Buches und während John Dickson Carr mich mit seinen Geschichten dazu bringt mitzudenken und mich mit dem rätselhaften Fall auseinander zu setzen, fühlte ich mich hier nicht mal dazu animiert mir über das wahrscheinlichste Motiv Gedanken zu machen. Ein Agatha-Christie-Roman hingegen ist nicht nur unterhaltsam und amüsant, sondern auch eine treffende Milieustudie, eine liebevolle, aber auch beinah unbarmherzige Untersuchung der verschiedenen Charaktere – und genau das fehlt bei „Mord auf ffolkes Manor“.
Letztendlich ertappte ich mich die ganze Zeit bei dem Wunsch dieses Buch aus der Hand zu legen und mich kopfüber in meine Kisten zu stürzen, um mir einen meiner Lieblings-Krimiklassiker zu suchen, mit dem ich meine Lesestunden vergnüglicher verbringen könnte. So wandert dieses Buch in nächster Zeit zu einem anderen Besitzer, der hoffentlich mehr Freude damit hat. Und ich verkneife mir zukünftig einen Blick auf weitere Titel von Gilbert Adair zugunsten spannenderer Wohlfühl-Lektüre aus der Feder einer wirklich großen Autorin wie Agatha Christie, deren Romane ich immer wieder genießen kann.
Hast Du Dich konzentriert zum Ende durchgearbeitet? Meine Reaktion wäre in einem solchen Fall wohl querlesen – falls mich das Ende interessiert – oder weglegen. Außer natürlich, es würde sich um ein Rezi-Exemplar handeln 😉
Eigentlich lese ich jedes Buch zu Ende. Abbrüche gibt es bei mir nur bei Bibliotheksbüchern – und selbst die leihe ich mir dann oft noch ein zweites Mal aus, um ihnen einen neuen Versuch zu gönnen. >g< Irgendwie fühlt sich ein nicht abgeschlossenes Buch nach Versagen an – und wenn ich jede Seite richtig gelesen habe, dann kann ich zumindest zu Recht richtig über das unbefriedigende Machwerk schimpfen. >g<
Ich bin da nicht (mehr) so konsequent:
Wenn mich sogar das Querlesen nervt, wird das Buch abgebrochen. Lieber versuche ich ein anderes Buch für mich zu entdecken.
"Irgendwie fühlt sich ein nicht abgeschlossenes Buch nach Versagen an…"
Nein, das empfinde ich nicht so. Nicht jeder Autor schreibt für jeden Leser. Daher empfinde ich es auch nicht als mein Versagen, wenn mich das betreffende Buch nicht anspricht und ich es nur quer- oder gar nicht zu Ende lese.
"…und wenn ich jede Seite richtig gelesen habe, dann kann ich zumindest zu Recht richtig über das unbefriedigende Machwerk schimpfen"
Du hast natürlich Recht.
Allerdings muß ich zugeben *verschämt schaut*, daß mich das Querlesen oder Abbrechen nicht vom frustrierten Grummeln abhält. Ich versuche aber, meine Gründe anzugegeben …
Mich nervt vor allem, dass ich dann eher ein paar Tage gar nicht lese, weil ich bei einem Buch nicht weiterkomme, als dass ich es fertig bringe, das Ganze abzubrechen. >g<
Aber ich habe so auch schon Bücher entdeckt, die mir eigentlich gut gefallen haben, in die ich nur unendlich schwer hineinkam. "Der letzte Weynfeldt" ist so ein Beispiel, das erste Drittel zog sich und dann hatte es einfach was.
Hihi, beim Thema "Grummeln" amüsiere ich mich gerade sehr über meinen Mann. Ich hatte "Falscher Engel" hier im Regal stehen und nachdem das Buch von D. Scheck verrissen wurde, hat er beschlossen, dass er es lesen müsste. Jetzt darf ich mir schon seit zwei Tagen jeden Abend anhören, wie blöd der Autor doch ist, wie unfähig er als Undercover-Ermittler ist und wie fürchterlich das Buch doch und wie … 😉
"Jetzt darf ich mir schon seit zwei Tagen…"
*grins, räusper* Selbst ist der Mann! 😀
Liebe Winterkatze,
was "Mord auf ffolkes Manor" betrifft, haben wir einmal einen ganz unterschiedlichen Geschmack 😉 . Ich habe dieses Buch und vor allem die Hauptpersonen Evadne Mount und Inspektor Trubshawe geliebt und finde, es ist eine sehr gekonnte und liebevolle Parodie auf den klassischen Kriminalroman. Nachdem ich "Mord auf ffolkes Manor" ausgelesen hatte, habe ich mir schleunigst "Ein stilvoller Mord in Elstree" gekauft und war davon auch sehr begeistert. Evadne Mount und Inspektor Trubshawe hätten für mich ein Ermitterpaar werden können, die ich gerne noch bei weiteren Fällen begleitet hätte. Aber als ich dann in einer Rezension las, dass der dritte Band nach der Jahrtausendwende spielt und Adair da die Reichenbachfälle und den 11. September zusammenbringt, dachte ich mir: Nee, das brauche ich nicht. Also der klassische britische Kriminalroman und der 11. September passen für mich wirklich nicht zusammen.
Liebe Grüße
Beate
Liebe Beate,
spannend, dass dir das Buch und seine Hauptfiguren so viel Spaß gemacht hat, während ich im Laufe der Zeit immer verärgerter wurde. Von den folgenden Bänden habe ich dann nichts mehr mitbekommen, aber die Reichenbachfälle und den 11. September in einem Roman zu vereinen, finde ich auch eine seltsame Idee! Da kann ich durchaus verstehen, dass du trotz deiner Begeisterung für den Autor auf das Lesen verzichtet hast. 🙂
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