Isabel Abedi: Whisper

Eigentlich war ich mir ja ganz sicher, dass ich von Isabel Abedi noch nie etwas gelesen hätte. Deshalb habe ich – nach all den lobenden Erwähnungen auf diversen Buchblogs 😉 – mal in der Bibliothek die Augen aufgehalten und mir „Whisper“ geschnappt, als es verfügbar war. Inzwischen habe ich mich durch mehr als zehn Amazon-Seiten geklickt und festgestellt, dass ich von der Autorin schon „Das 99. Schaf“ und „Lucy ist heute Piratin“ kenne. Allerdings wundert es mich nicht, dass ich mich an die Titel kaum noch erinnere, da ich die vor fast fünf Jahren für meinen damaligen Job konsumiert habe.

Immerhin ist „Whisper“ das erst Jugendbuch, dass ich von der Autorin lesen – und ich muss zugeben, dass es mich nicht genug motiviert, um nach weiteren Titel von Isabel Abedi Ausschau zu halten. 274 Seiten und sie zogen sich so lang hin, vor allem, da ich mich nicht traute ein anders Buch parallel zu lesen, denn dann hätte ich „Whisper“ wohl unvollendet zurück in die Bibliothek gebracht. Dabei ist nicht schlecht, nur auch überhaupt nicht gut oder gar mitreißend oder fesselnd oder interessant oder … 😉

Noa (eigentlich Nora, aber den Namen mag sie nicht) will den Sommer mit ihrer Mutter Kat (einer gefeierten Filmschauspielerin) und deren älteren Freund Gilbert (der nicht nur auf Esoterik, sondern auch auf Männer steht) in einem kleinen Haus auf dem Land verbringen. Keiner von ihnen hat sich das neue Feriendomizil schon einmal angesehen, die Vertragsverhandlungen wurden von Kats Assistenten übernommen und so birgt das Haus und der Zustand in dem es ist, vom ersten Moment an so einige Überraschungen für die ungewöhnliche Familie.

Für die notwendigen Renovierungen engagiert Kat David, der zusammen mit seiner Mutter und seinem behinderten Bruder beim örtlichen Wirt wohnt und aushilft. Von Anfang an fühlt sich Noa zu David hingezogen, dabei hatte sie an ihrem fünfzehnten Geburtstag ein Erlebnis, dass ihr das Vertrauen gegenüber Jungs genommen hat. Und auch David ist kein einfacher Typ, aufgrund seiner Familiengeschichte reagiert er auf viele Dinge empfindlich oder gar aggressiv.

Bei einer Seance, die nur ein Spiel sein soll und Gilbert zuliebe abgehalten wird, bekommen die beiden Hinweise auf ein Verbrechen, dass sich vor einigen Jahren in dem Haus zugetragen hatte. Gemeinsam versuchen sie die Informationen des Geistes, Spuren, die sie finden, und Erzählungen von Dorfbewohner auszuwerten und die ganze Geschichte hinter dem Tod der schönen jungen Eliza herauszufinden.

Vielleicht war ich einfach nicht in der Stimmung für eine Geistergeschichte, aber normalerweise ist das für mich kein Grund so wenig in eine Handlung hineinzufinden. Wenn es gut geschrieben ist oder interessante Charaktere vorhanden sind, dann fesselt mich eine Geschichte nach ein paar Seiten. Doch allein schon die Familienkonstellation ging mir auf die Nerven, ebenso Noas Verhältnis zu ihrer Mutter Kat. Natürlich fühlt sich das Mädchen von der egozentrischen und atemberaubend hübschen Schauspielerin vernachlässigt (und wahrscheinlich sogar zu Recht), aber mich hat es genervt davon zu lesen.

Noa, Kat, Gilbert und David sind so klischeebeladen, dass ich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Gilbert liest das Gummibärchenorakel, sucht Antworten im Universum, diskutiert mit dem Dorfpfarrer über Geistererscheinungen und ist für Kat und Noa der väterliche Halt im Leben. Und auch David ist in seinem Auftritt als sternensüchtiger Freigeist mit der harten Schale und dem weichen Kern kein besonders origineller Typ. Sogar der Geist Eliza und all die Geschehnisse um sie herum, waren mir gleichgültig, da sie so wenig atmosphärisch beschrieben wurden.

Ich kann kaum glauben, dass Isabel Abedi immer solche Probleme damit hat Stimmungen aufzubauen, aber weder das Dorf, noch das Haus wurden für mich jemals greifbar. Immer wieder geht es Absatz um Absatz um die Renovierungen und Veränderungen an diesem Feriendomizil, aber (obwohl ich eigentlich grundsätzlich jede Passage rund um Handwerk und Handarbeiten liebe) es hat mich absolut nicht interessiert und schien mir nur inhaltslose Füllung der Seiten zu sein. Nachdem nun weder die Charaktere, noch die Umgebung oder gar das „Rätsel“ um Eliza mich interessierten, hat nur mein Dickkopf dafür gesorgt, dass ich das Buch beendet habe.

10 Kommentare

  1. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie unterschiedlich Bücher gelesen werden. Ich für meinen Teil finde nämlich, dass sich Abedis Bücher gerade durch die wunderbare Stimmung auszeichnen, die die Autorin innerhalb weniger Seiten heraufbeschwört.
    Aber so ist das eben. Der eine mag's, der andere nicht… Wäre ja auch langweilig, wenn es anders wäre.

    Liebe Grüße,
    Nina

  2. Danke für deinen Kommentar – und Willkommen auf meinem Blog! 🙂
    Ich habe gerade mal bei dir gestöbert, um zu gucken, ob du "Whisper" vielleicht rezensiert hast. Mich würde nämlich schon interessieren, ob du auch dieses Buch von der Autorin schon gelesen hast. 🙂 Eine Szene gab es nämlich, die hat mir sehr gut gefallen, da beschreibt Isabel Abedi wie Noa in ihrer Dunkelkammer Fotos entwickelt. Das war schön – vielleicht gerade weil die Autorin in einem Bereich, mit dem sie sich selber nicht so auskennt (wie ich den Danksagungen entnehme), aufmerksamer beobachten und beschreiben musste. Aber leider blieb es für mich bei nur wenigen atmosphärischen Momenten, die dann immer wieder von den folgenden Ereignissen überschattet wurden. Und die empfand ich dann wieder als banal und nicht ansprechend.

    Es ist wirklich spannend, wie unterschiedlich die verschiedenen Leser Geschichten wahrnehmen. Und das macht das Reden und Schreiben über das Lesen und die Bücher so spannend. 🙂

  3. Rezensiert habe ich »Whisper« damals nicht, aber es war mein erstes Buch der Autorin und obwohl ich seitdem nur noch »Lucian« von ihr gelesen habe, hat mich ihre Schreibe gleich total begeistert.
    Warum ich dann nicht mehr von ihr gelesen habe? Keine Ahnung. Es kam irgendwie immer was anderes dazwischen, aber das hole ich jetzt nach. »Imago« subbt schon und »Isola« wollte ich mir auch noch besorgen.

    Liebe Grüße,
    Nina

  4. Schade, dass es keine Rezension gibt, in der du deinen Eindruck von "Whisper" festgehalten hast. Aber schon faszinierend, dass dir das Buch so gut gefallen hat. >g< Immerhin hast du ja noch einige Romane von ihr vor dir – und ich werde die Augen nach den Kritiken aufhalten und gucken, ob ich vielleicht doch noch einmal Lust bekomme, eine Geschichte von ihr zu lesen. 🙂

    Ist es nicht schrecklich, wieviele Bücher es gibt und wie wenig Zeit man doch hat, um sie zu lesen? >g<

  5. Ich habe mittlerweile alle Jugendbücher von Isabel Abedi gelesen und ich finde, dass Whisper eindeutig das Schwächste ist. Rezensiert habe ich es leider auch nicht, aber im Gegensatz zu "Lucian" oder auch "Imago" hat mir hier auch die Stimmung nicht gefallen. Und genervt hat mich dieser schwule Freund Gilbert. Der war doch vollkommen vom anderen Stern.

    Also wenn du noch einmal etwas von Abedi lesen willst, dann lies Lucian oder Imagao. Isola ist auch toll, aber die anderen beiden fand ich persönlich noch etwas besser.

  6. Hallo Steffie!
    Schön, dass du mir eine Gesamteinschätzung der Jugendbücher von Isabel Abedi gibst. 🙂 Hm … du hast alle gelesen und "Whisper" war deiner Meinung nach das Schwächste … hm … Ohje, ich werde der Autorin vielleicht doch noch mal eine Chance geben müssen. >g<

    Mal gucken, was die Bibliothek noch zu bieten hat. 😉 Vielen Dank für deinen Kommentar! 🙂

  7. Ja, persönlich habe ich "Lucian" als das Beste empfunden. Und die meisten Leser geben mir Recht. Ich fand das Buch im wahrsten Sinne des Wortes unbeschreiblich und werde es sicher noch mehrmals lesen. Es lohnt sich 🙂

  8. "Lucian" hat die Bibliothek (noch?) nicht, aber ich habe mir mal "Imago" vorgemerkt. Wenn ich es gelesen habe, werde ich berichten. Mal gucken, ob mir das besser gefällt! ;D

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