Diesen Comic hatte ich schon im März bei der letzten „7 Days – 7 Books“-Aktion gelesen, war aber bislang noch nicht dazu gekommen, mehr zu dem Titel zu schreiben. „Tale of Sand“ basiert auf einem Drehbuch, an dem Jim Henson und sein Schreibpartner Jerry Juhl zwischen 1967 und 1974 gearbeitet haben. Bevor aus diesem Skript ein abendfüllender Film werden konnte, wandte sich Jim Henson der „Sesamstraße“ und der „Muppet Show“ zu. Dort hatte er anscheinend genügend Möglichkeiten, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, so dass „Tale of Sand“ in der Schublade verschwand und erst einmal vergessen wurde.
Um die skurrile Geschichte doch noch der Öffentlichkeit zu präsentieren, entstand unter der Leitung von Jim Hensons Tochter Lisa gemeinsam mit dem Künstler Ramón K. Pérez eine Comicumsetzung des Originalmanuskripts. Ich muss gestehen, dass ich zwar bislang alles mochte, was ich von Jim Henson gesehen habe, sich meine Kenntnis seines Werks aber vor allem auf die Sachen, die nach 1974 entstanden sind, beschränkt. Umso neugieriger war ich auf „Tale of Sand“, als ich von der deutschen Ausgabe hörte.
Die Handlung wird vor allem durch die Bilder erzählt, es gibt nur wenige Dialoge. Dafür wurden immer wieder Passagen des Originaldrehbuchs für die Gestaltung der Seiten verwendet – diese Elemente fand ich richtig spannend und würde zu gern mal das Skript in den Händen halten, mitsamt den ganzen Änderungen und Anmerkungen im Text. Die Handlung selbst ist recht bizarr, wenn auch nicht vollkommen „neu“, da ich einige Elemente schon in anderen Geschichten gesehen habe. Zu Beginn erreicht ein Mann eine kleine Westernstadt in der Wüste, wo gerade eine rauschende Feier stattfindet.
Bevor er sich noch orientieren kann, bekommt er eine Karte in die Hand gedrückt und wird darüber informiert, dass man ihm zehn Minuten Vorsprung gewährt. Er weiß genauso wenig wie die Leser, was es mit dieser ganzen Aktion auf sich hat, stellt aber schnell fest, dass er mit Überschreiten seiner „Startlinie“ zum Gejagten wird. Doch statt einfach nur eine Menschenjagd durch die Wüste zu verfolgen, bekommt man als Leser diverse skurrile Situationen präsentiert, die dieser Mann erlebt. Dabei sind die einzelnen Elemente an sich nicht immer besonders innovativ. Der Hai in der Wüste ist mir ebenso vertraut wie das Spiel mit kleinen Hütten, die ein umfassendes und vielseitiges Innenleben bergen, aber gerade das macht diesen Comic auf die charmanteste Art retro.
Pérez‘ Zeichnungen passen wunderbar zu so einer bizarren und in gewisser Weise altmodisch anmutenden Handlung, und auch wenn ich die eher zarten Farben anfangs etwas gewöhnungsbedürftig fand, unterstreichen sie die Atmosphäre des Comics gelungen. Von dem Panelaufbau bin ich sehr angetan und das Charakterdesign ist toll und erinnert mich an die Western und Krimis meiner Kindheit, die ich in den 70er Jahren gesehen habe. Mir hat „Tale of Sand“ richtig viel Spaß gemacht, und der Band hat mir persönlich eine weitere Facette von Jim Henson gezeigt. Dazu kommt noch, dass der Comic als liebevoll gestaltete Hardcover-Ausgabe mit zusätzlichen Charakter-Skizzen des Zeichners auf den Markt gebracht wurde, was mir besonders zusagt, da ich eine Schwäche für Skizzen habe.
Wow, der Comic ist gleich auf meine Wunschliste gewandert. Danke fürs Vorstellen!
LG
Sunny
@Sunny: Gern geschehen! Mir hat der Comic so viel Spaß gemacht, dass ich auf dem Blog unbedingt noch was dazu veröffentlichen musste. Und nachdem mir der Verleger noch das Bildmaterial zur Verfügung gestellt hat, konnte ich sogar mal problemlos zeigen, wie der Band innen ausschaut. 🙂
Ich habe den Band ja schon auf der Wunchliste, seit du ihn bei dem 7D7Bmini Lesemarathon erwähnt hattest 😉 Die Farben sind ja ganz wunderbar. Mal was anderes als dieser Farbminimalismus, den ich oft in Comics sehe (aber ich bin bei weitem kein großer Comicleser).
@cat: Ich fand die Farben – wie gesagt – etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie passen so gut und sind wirklich mal etwas anderes. 🙂 Und "Tale of Sand" ist ein Titel, den ich sogar "Nicht-Comiclesern" in die Hände drücken würde, weil es so viele filmische Elemente beinhaltet. 🙂
Mir ist weder der Hai in der Wüste vertraut noch das Spiel mit den Hütten, aber ich kenne auch Jim Hensons Arbeit kaum – nur etwas (wenig) aus dem Muppet-Bereich und ich weiß, dass die Jim-Henson-Company an "Farscape" mitgearbeitet (und produziert) hat.
Die Bilder machen einen großartigen Eindruck. Ich würde, wie schon im März angedeutet, gern bei meinem nächsten Besuch hineinblättern. 🙂
@Natira: Der Hai in der Wüste ist mir vor allem in Comics schon vorgekommen, das Spiel mit den Hütten kenne ich aus vielen Bereichen (auch Film) – und weniger von Jim Henson als allgemein als "skurriles Stilmittel".
Der Comic liegt für dich noch auf dem Wohnzimmertisch … 🙂 Ganz eventuell wandert er in deine Kiste, wenn ich das nächste Mal die Bücherstapel aufräume, aber ich habe ihn für dich noch im Hinterkopf. 🙂
Also Hütchenspiele kenne ich aus Serien, aber ich glaube nicht, dass Du diese gemeint hast, richtig?
Und danke! Ich freue mich schon darauf. 😀