Lese- und Höreindrücke im Mai

„Schwarze Piste“ von Andreas Föhr war (mal wieder) eine Leihgabe, damit ich mir damit die Zeit beim Tapetenkratzen und der Gartenarbeit vertreiben kann. Die erste CD war für mich etwas schwierig, erst einmal konnte ich mit einem Großteil der Leute nichts anfangen, weil ich die Reihe noch nicht kannte, und dann war mir eine der Hauptpersonen nicht auf Anhieb sympathisch (das hat sich zum Glück im Laufe der Zeit gelegt), dazu kamen noch einige Orts- und Zeitsprünge in der Handlung, was noch mehr dafür sorgte, dass ich mich erst einmal auf das Ganze einlassen musste.

Insgesamt war die Geschichte rund um die drei ungewöhnlichen Todesfälle in der Nähe der schwarzen Piste, um einen Gnadenhof, ehemalige linke Ideale und die kleine Polizeitruppe aber sehr unterhaltsam zu hören. Ich war jetzt nicht so gespannt auf die Auflösung, dass ich dafür jetzt meine Arbeitsrunden verlängert hätte, habe aber so einige amüsante Momente mit dem Hörbuch gehabt und am Ende tat mir prompt die Person, mit der ich mich anfangs so schwer tat, schon fast ein wenig leid. Ganz einfach hatte er es in diesem Krimi auf jeden Fall nicht …

Eine der schlimmsten Auswirkungen von Hörbüchern, in denen Dialekt gesprochen wird, ist übrigens, dass ich anfange in gefaktem Dialekt Kommentare zur gehörten Geschichte abzugeben. Das finde ich wirklich schrecklich, denn mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht gerade talentiert bin, wenn es darum geht einen Dialekt nachzuahmen – abstellen kann ich es aber irgendwie auch nicht … *seufz*

***

„Bluteid“, „Blutdämon“, „Blutsband“ und „Blutschwur“ von Kim Harrison – wie man sieht, habe ich mich doch endlich meiner Rachel-Morgan-Romane vom SuB angenommen und die insgesamt 2800 Seiten in einem Zug gelesen. Jetzt bin ich endlich bei dieser Reihe auf dem aktuellen Stand und kann gemütlich darauf warten, dass im Herbst der nächste Band auf Deutsch erscheint. Zum Inhalt möchte ich bei Band 8-11 nichts sagen, das würde diejenigen spoilern, die die Reihe noch nicht kennen. Aber insgesamt gefällt mir die Serie auch Jahre nach dem Lesen des ersten Bandes immer noch wirklich gut. Ich mag Rachel und ich mag die Charaktere, die fest in der Reihe installiert sind. Kim Harrison gelingt es nicht nur die Hexe mit ihren Stärken und Schwächen überzeugend darzustellen, sondern auch die Beziehungen zu den anderen Figuren. Niemand ist einfach nur mit Rachel befreundet, es gibt so viele Unterströmungen, so viele Aspekte, die zu beachten sind (zum Beispiel beim Zusammenleben von Rachel und ihrer vampirischen Freundin Ivy oder zwischen Rachel und ihrem Gegner/Kindheitsfreund Trend) und keiner von ihnen ist einfach gut oder böse. Sehr schön finde ich auch die Entwicklung der Geschichte, die immer komplexer wird und immer wieder die Frage stellt, wie weit man gehen darf, um jemanden zu beschützen oder etwas „Gutes“ zu tun.

Diese Reihe ist keine, bei der man mal eben einen Band zwischendrin lesen kann, hier kann jede einzelne Handlung Folgen für die Zukunft beinhalten – und oft genug sind es Sachen, die eben erst nach einiger Zeit zum Vorschein kommen. So gab es in Band 8 ein Wiedersehen mit einer Nebenfigur aus Band 1 – und so klein die Szene mit dieser Person war, so entscheidend war ihre Reaktion auf Rachel und ihre Erinnerung an das erste Zusammentreffen für Rachels Wohlergehen. Die Handlung wird recht rasant (und actionreich) erzählt und auch wenn man am Ende eines Teils erst einmal das Gefühl hat, dass Rachel es wieder geschafft hat sich irgendwie aus den aktuellen Schwierigkeiten rauszuwinden, so steht doch spätestens zu Beginn des nächsten Romans fest, dass ihre Taten sie letztendlich nur tiefer reingeritten haben. Ich mag dieses stete Spiel mit der Gefahr und dass Rachel stets gezwungen wird sich für das geringere Übel zu entscheiden, nur um dann festzustellen, dass man ihr daraus wieder einen Strick drehen kann. Wie schon bei den vorhergehenden Teilen habe ich mitgefiebert, gelacht, geflucht und ein paar Tränen vergossen (unter anderem, weil einer meiner Lieblingsnebencharakter starb).

@Melli: Wenn du das liest, dann greif dir endlich den ersten Rachel-Morgan-Band und fang die Reihe an! 😉

10 Kommentare

  1. Ja, "Schwarze Piste" fand ich nach ein paar Orientierungsproblemchen am Anfang auch sehr nett, jedenfalls nett genug, um einen weiteres Hörbuch dieser Reihe zu besorgen. Wie hast Du denn – als ebenfalls Nichtbayerin – den Dialekt empfunden? Ich fand ich ja – soweit ich das als Nordlicht sagen kann – verständlich, passend und auch nicht "forciert".

  2. @Natira: Ich bin da zwiegespalten. Wenn ich einen Dialekt so gut verstehen kann, dann habe ich das Gefühl, dass er nicht "richtig" ist – und dann frage ich mich, ob es nötig war. 😉

    So geht es mir gerade auch mit "Friesenlüge" einen Großteil der Zeit haben die Leute keinen Dialekt und nur hier und da (vor allem am Anfang) wird mal etwas Platt eingeflochten – für mich nichts Halbes, nichts Ganzes …

    Ich glaube, mir wäre es lieber, wenn so etwas ohne eingebastelten Dialekt geschrieben würde, um dann für das Hörbuch einen dialektsprechenden Sprecher zu buchen, der dem Ganzen Lokalkolorit verleiht. Nicht sehr realistisch, ich weiß, aber träumen darf ich doch, oder? 😀

  3. Ich wollte grade schon schreiben wann du es nur geschafft hast direkt vier Bücher nacheinander zu lesen!!! Wie war das mit der Leseflaute? 😉 Und deine Eindrücke hören sich so gut an. Noch bevor ich deine Aufforderung zum Lesen gesehen habe, dachte ich mir, dass es jetzt wirklich Zeit wird hier mal anzufangen. Ich habe noch ein paar Bücher auf meiner will-ich-als-nächstes-lesen-Liste, aber der erste Band von Rachel Morgan kommt dann endlich mal danach dran!! Versprochen! Und bis dahin lese ich ja mal Indexing fertig 😉 das hatte ich Montag während einer längeren Zugfahrt begonnen, aber seitdem nicht so recht weiterzulesen. Also, nicht, dass mir die Geschichte nicht gefallen würde! Ich habe nur seitdem allgemein nichts mehr gelesen ^^

  4. @Melli: Das war ja die erste Woche im Mai – in der Woche habe ich unglaublich viel gelesen und komischerweise trotzdem noch alles andere auf die Reihe bekommen. *g* Yeah! Rachel wandert auf die "Will ich als nächstes lesen"-Liste! *hüpf*

    Oh, und "Indexing" hast du auch angefangen – schön! Und auch wenn ich das ungern sage: Man kann das Buch ja auch relativ gut zur Seite legen, wenn man keine Zeit zum Weiterlesen hat, da es gerade anfangs ja sehr episodenhaft aufgebaut ist. 🙂

  5. Ich sag das jetzt auch nur ungern – aber hätte ich es doch so gemacht wie du und jeden Tag nur ein Kapitel gelesen. Denn so als Ganzes fand ich es dann schon zu abgehakt und zu kurz gehalten bei den einzelnen Märchen. Ich fand die Idee so genial und als in der zweiten Hälfte dann etwas mehr Zusammenhang reinkam, hat mir das so gut gefallen und ich hatte so gehofft, dass es dabei bleiben würde… aber es war wirklich mal was komplett anderes 🙂

  6. @Melli: Du warst am Ende also nicht ganz so glücklich mit "Indexing"? Wie schade! Hm … jetzt müsstest du eigentlich noch ihre InCrypted-Reihe ausprobieren, um endgültig ein Urteil über die Autorin und ihre Bücher fällen zu können. 😉 Ich mag ja ihren Humor, ihre Figuren und ihre Einfälle jedes Mal wieder – und das finde ich erstaunlich, wenn man gedenkt wie unterschiedlich ihre Romane sind.

  7. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob der Dialekt in "Schwarze Piste" hineingeschrieben oder vom Sprecher – ggf. verstärkt – eingebracht wurde. Wie schon gesagt, fand ich es ganz stimmig. Und wir hatten ja schon mal darüber gesprochen, dass die Regionalkrimiautoren – in welchem Format auch immer – die deutschlandweiten Zielgruppen wohl berücksichtigen müssen/wollen. 😉

  8. @Natira: Bei Regionalkrimis gehe ich irgendwie immer davon aus, dass der Autor den Dialekt eingebracht hat. So sehe ich das auch bei "Friesenlüge" – vor allem, da nur bestimmte Figuren und auch eigentlich nur bei nicht ganz so relevanten Gesprächen (also die, die fürs Lokalkolorit sorgen sollen) Platt einbringen.

    Aber ja, die Zeiten, als Regionalkrimis für eine Region geschrieben wurden, sind vorbei … 🙂

  9. Ich finde ihre Ideen ja auch so genial! Sie findet immer eine Möglichkeit möglicherweise Bekanntes ganz anders darzustellen und neu zu verkaufen. Darum finde ich es doppelt so schade, wenn es nicht richtig Klick macht. Aber ein paar Versuche habe ich ja noch 😉

  10. @Melli: Ich glaube, du solltest noch einen ernsthaften Versuch mit dem ersten InCrypdid-Band wagen – und wenn der nichts für dich ist, dann passt es vielleicht doch nicht mit euch. Was ich schade fände, aber was man wohl nicht ändern kann. 😉

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