Es macht sich in diesem Jahr wirklich bemerkbar, dass ich im Dezember vor und nach den Feiertagen so viel um die Ohren hatte, dass ich meine „üblichen“ Blogposts nicht so ganz auf die Reihe bekommen habe. Aber so langsam komme ich wieder in der Normalität an – es fehlen nur noch die Höreindrücke aus dem Dezember, die ich nicht unter den Tisch fallen lassen möchte. Bei den Agatha-Christie-Hörbüchern finde ich es nicht ganz so schlimm, dass ich nicht ausführlicher darüber schreibe, aber die Pater-Brown-Geschichten hätte ich eigentlich gern noch für die Hörbuch-Challenge rezensiert.
Nachdem ich – auch durch so einige Leihgaben – im ersten Halbjahr so viele Agatha-Christie-Hörbücher genossen hatte, hatte ich beim Renovieren und Streichen Lust auch noch die letzten beiden Titel auf meiner Liste zu hören. „Der Mord an Roger Ackroyd“ von Agatha Christie scheint sich auf den ersten Blick nicht von vielen anderen Who-dunnits zu unterscheiden. Aus der Perspektive des Arztes Dr. James Sheppard bekommt der Hörer erzählt, wie Roger Ackroyd zu Tode kommt, welche Verbindung es mit dem Selbstmord der Witwe Ferrars bestehen könnte und wie die Ermittlungen laufen. Dabei muss der Mediziner herausfinden, dass sein seltsamer neue Nachbar niemand geringere ist als Hercule Poirot, der natürlich die Untersuchungen in diesem Fall übernimmt.
So weit, so gewohnt, doch Agatha Christie hat bei ihrer Geschichte einen Kniff angewandt, der einen am Ende der Geschichte viele Aspekte und Aussagen noch einmal überdenken lässt. Ich persönlich mag diese Enthüllung sehr und finde, dass das Wissen um die Auflösung den Genuss an diesem Krimi nicht schmälert. Allerdings war der Sprecher Charly Hübner nicht die beste Wahl für dieses Hörbuch, auch wenn ich mich im Laufe der Zeit an ihn gewöhnt und ihn als James Sheppard akzeptiert habe. Ich kann gar nicht mal sagen, was mich anfangs so sehr an ihm stört und warum ich so wenig warm mit ihm geworden bin, aber die Sprecher der anderen Hörbücher fand ich in der Regel stimmiger und angenehmer zu hören.
Auch bei „Mord im Orientexpress“ hat Agatha Christie eine ungewöhnliche Auflösung für ihre Geschichte gefunden. Dabei ermittelt Hercule Poirot von Anfang an bei einem Mordfall, der im Orientexpress in der ersten Klasse verübt wurde. Schnell steht fest, dass der Täter nicht von außen gekommen sein kann, da der Zug in einem Schneesturm feststeckt, sondern in dem gleichen Wagen mitreist, in dem auch der Mord verübt wurde. Doch keiner von Poirots Mitreisenden scheint ein Motiv für die Tat zu haben … Dieses Hörbuch wird von Friedhelm Ptok gesprochen, dessen Stimme ich wesentlich angenehmer finde als die von Charly Hübner. Aber auch hier war ich nicht immer so ganz glücklich, da der Sprecher sehr vielen verschiedenen Figuren seine Stimme leihen muss, was ich nicht immer so ganz geglückt fand. Trotzdem habe ich das Hörbuch genossen, es ist einfach eine gute Geschichte! 🙂
Zuletzt gab es noch eine Box mit „Geschichten von Pater Brown“ von Gilbert Keith Chesterton mit der Irina nichts anfangen konnte. Ich gebe zu, die Kurzgeschichten sind aus heutiger Sicht nicht nur sehr altmodisch, sondern auch langatmig erzählt, aber ich mochte den weitschweifigen Stil, der so spürbar aus einer anderen Zeit stammte, den Humor in den Geschichten und die verschiedenen Ansätze bei den Fällen. Es ist sehr lange her, dass ich Pater-Brown-Geschichten gelesen habe und ich kann heute gar nicht mehr genau sagen, ob sie mir gefielen oder nicht. In meine Erinnerungen mischen sich die unterschiedlichen – und selten originalgetreue – Verfilmungen mit den Büchern und von mir aus hätte ich vermutlich nicht so schnell wieder zu Pater Brown gegriffen, aber nachdem ich diese CDs gehört habe, habe ich Lust auf mehr. Unter anderem, weil ich neugierig bin, ob die Sprache für mich heutzutage gelesen ebenso gut funktioniert wie gehört. Ich weiß nicht, ob ich ein Ausdruck wie „Mit dem Ernste eines Müßiggängers, rauchte er eine Zigarette.“ auch so bezaubernd gefunden hätte, wenn ich ihn gelesen hätte.
Die Box beinhaltete die Geschichten „Das blaue Kreuz“, „Die seltsamen Schritte“, „Der Unsichtbare“ und „Der Fluch des Buches“ (insgesamt macht das ungefähr 200 Minuten Laufzeit) – dabei werden die ersten drei Kurzgeschichten von Hans Korte, die letzte Episode von Wolf Euba gelesen. Beide Sprecher machen ihre Sache gut, auch wenn ich auf Wolf Euba erst einmal einstellen musste, nachdem ich drei Geschichten mit einem anderen Sprecher gehört und nicht darauf geachtet hatte, dass da ein Wechsel kommt. Vor allem „Das blaue Kreuz“ bietet eine schöne Außensicht auf den Pater, der nicht anders wirkt als ein naiver, freundlicher Landpfarrer, den jeder über den Tisch ziehen könnte. Dabei wird vom Betrachter vollkommen übersehen, dass selbst der freundlichste Pfarrer bei der Seelsorge die abgründigsten Gedanken (und von den schlimmsten Taten) seiner Schäfchen zu hören bekommt … Doch das war hübsch, abwechslungsreich bei den Fällen und im besten Sinne altmodisch.