Schlagwort: Höreindrücke

Höreindrücke im Dezember

Es macht sich in diesem Jahr wirklich bemerkbar, dass ich im Dezember vor und nach den Feiertagen so viel um die Ohren hatte, dass ich meine „üblichen“ Blogposts nicht so ganz auf die Reihe bekommen habe. Aber so langsam komme ich wieder in der Normalität an – es fehlen nur noch die Höreindrücke aus dem Dezember, die ich nicht unter den Tisch fallen lassen möchte. Bei den Agatha-Christie-Hörbüchern finde ich es nicht ganz so schlimm, dass ich nicht ausführlicher darüber schreibe, aber die Pater-Brown-Geschichten hätte ich eigentlich gern noch für die Hörbuch-Challenge rezensiert.

Nachdem ich – auch durch so einige Leihgaben – im ersten Halbjahr so viele Agatha-Christie-Hörbücher genossen hatte, hatte ich beim Renovieren und Streichen Lust auch noch die letzten beiden Titel auf meiner Liste zu hören. „Der Mord an Roger Ackroyd“ von Agatha Christie scheint sich auf den ersten Blick nicht von vielen anderen Who-dunnits zu unterscheiden. Aus der Perspektive des Arztes Dr. James Sheppard bekommt der Hörer erzählt, wie Roger Ackroyd zu Tode kommt, welche Verbindung es mit dem Selbstmord der Witwe Ferrars bestehen könnte und wie die Ermittlungen laufen. Dabei muss der Mediziner herausfinden, dass sein seltsamer neue Nachbar niemand geringere ist als Hercule Poirot, der natürlich die Untersuchungen in diesem Fall übernimmt.

So weit, so gewohnt, doch Agatha Christie hat bei ihrer Geschichte einen Kniff angewandt, der einen am Ende der Geschichte viele Aspekte und Aussagen noch einmal überdenken lässt. Ich persönlich mag diese Enthüllung sehr und finde, dass das Wissen um die Auflösung den Genuss an diesem Krimi nicht schmälert. Allerdings war der Sprecher Charly Hübner nicht die beste Wahl für dieses Hörbuch, auch wenn ich mich im Laufe der Zeit an ihn gewöhnt und ihn als James Sheppard akzeptiert habe. Ich kann gar nicht mal sagen, was mich anfangs so sehr an ihm stört und warum ich so wenig warm mit ihm geworden bin, aber die Sprecher der anderen Hörbücher fand ich in der Regel stimmiger und angenehmer zu hören.

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Auch bei „Mord im Orientexpress“ hat Agatha Christie eine ungewöhnliche Auflösung für ihre Geschichte gefunden. Dabei ermittelt Hercule Poirot von Anfang an bei einem Mordfall, der im Orientexpress in der ersten Klasse verübt wurde. Schnell steht fest, dass der Täter nicht von außen gekommen sein kann, da der Zug in einem Schneesturm feststeckt, sondern in dem gleichen Wagen mitreist, in dem auch der Mord verübt wurde. Doch keiner von Poirots Mitreisenden scheint ein Motiv für die Tat zu haben … Dieses Hörbuch wird von Friedhelm Ptok gesprochen, dessen Stimme ich wesentlich angenehmer finde als die von Charly Hübner. Aber auch hier war ich nicht immer so ganz glücklich, da der Sprecher sehr vielen verschiedenen Figuren seine Stimme leihen muss, was ich nicht immer so ganz geglückt fand. Trotzdem habe ich das Hörbuch genossen, es ist einfach eine gute Geschichte! 🙂

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Zuletzt gab es noch eine Box mit „Geschichten von Pater Brown“ von Gilbert Keith Chesterton mit der Irina nichts anfangen konnte. Ich gebe zu, die Kurzgeschichten sind aus heutiger Sicht nicht nur sehr altmodisch, sondern auch langatmig erzählt, aber ich mochte den weitschweifigen Stil, der so spürbar aus einer anderen Zeit stammte, den Humor in den Geschichten und die verschiedenen Ansätze bei den Fällen. Es ist sehr lange her, dass ich Pater-Brown-Geschichten gelesen habe und ich kann heute gar nicht mehr genau sagen, ob sie mir gefielen oder nicht. In meine Erinnerungen mischen sich die unterschiedlichen – und selten originalgetreue – Verfilmungen mit den Büchern und von mir aus hätte ich vermutlich nicht so schnell wieder zu Pater Brown gegriffen, aber nachdem ich diese CDs gehört habe, habe ich Lust auf mehr. Unter anderem, weil ich neugierig bin, ob die Sprache für mich heutzutage gelesen ebenso gut funktioniert wie gehört. Ich weiß nicht, ob ich ein Ausdruck wie „Mit dem Ernste eines Müßiggängers, rauchte er eine Zigarette.“ auch so bezaubernd gefunden hätte, wenn ich ihn gelesen hätte.

Die Box beinhaltete die Geschichten „Das blaue Kreuz“, „Die seltsamen Schritte“, „Der Unsichtbare“ und „Der Fluch des Buches“ (insgesamt macht das ungefähr 200 Minuten Laufzeit) – dabei werden die ersten drei Kurzgeschichten von Hans Korte, die letzte Episode von Wolf Euba gelesen. Beide Sprecher machen ihre Sache gut, auch wenn ich auf Wolf Euba erst einmal einstellen musste, nachdem ich drei Geschichten mit einem anderen Sprecher gehört und nicht darauf geachtet hatte, dass da ein Wechsel kommt. Vor allem „Das blaue Kreuz“ bietet eine schöne Außensicht auf den Pater, der nicht anders wirkt als ein naiver, freundlicher Landpfarrer, den jeder über den Tisch ziehen könnte. Dabei wird vom Betrachter vollkommen übersehen, dass selbst der freundlichste Pfarrer bei der Seelsorge die abgründigsten Gedanken (und von den schlimmsten Taten) seiner Schäfchen zu hören bekommt … Doch das war hübsch, abwechslungsreich bei den Fällen und im besten Sinne altmodisch.

Lese- und Höreindrücke im Oktober

„Mord im Park“ von Cynthia Harrod-Eagles hatte ich aus der Bibliothek mitgenommen, weil ich auf der Suche nach einem Autor/einer Autorin war, die ich noch nicht kannte und die ich ausprobieren könnte. Ich hatte nicht weiter auf den Klappentext geachtet, nur geschaut, ob es auch wirklich ein Krimi sei, denn darauf hatte ich Lust. Erst nach dem Lesen des Romans habe ich mich etwas über die Autorin und ihre Bill-Slider-Reihe informiert und dabei festgestellt, dass ich den zehnten Roman um diesen Polizisten und den dritten ins Deutsche übersetzten Band gelesen habe. Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, ich hätte was vermisst oder mir würde Vorwissen fehlen, aber ich vermute, dass mir das Buch mehr Spaß gemacht hätte, wenn mir die Figuren vertrauter gewesen wären.

So ging es mir stellenweise zu viel um das Privatleben der verschiedenen Ermittler, obwohl mir diese Figuren relativ egal waren. Das Opfer hingegen fand ich anfangs sehr interessant, weil es mindestens ein Geheimnis in ihrem Leben zu geben schien. Je mehr man als Leser allerdings über Charlotte „Chattie“ Cornfield erfährt, desto mehr ging mir die Neugier auf die Frau verloren. Und obwohl mir die ruhigen und angenehm objektiven Ermittlungen (es gibt nie nur eine Theorie zum Mord und die Verdächtigen lagen nicht so auf der Hand) zugesagt haben, zog sich die Handlung in der Mitte für meinen Geschmack zu sehr hin.

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Ich bin froh, dass ich es noch geschafft habe „The Cuckoo’s Calling“ von Robert Galbraith (J.K. Rowling) vor dem Ablaufen der Ausleihfrist zu beenden. Auch wenn ich eigentlich in den letzten Wochen viel zu unkonzentriert für diese Art von Kriminalroman war und sich die Geschichte so für mich über mehr als zwei Wochenenden zog. „The Cuckoo’s Calling“ lässt mich nun nicht in solche Begeisterungstürme ausbrechen wie Mila, deren ungewöhnliche Rezension mich überhaupt erst zum Lesen veranlasst hat, aber ich habe den solide geschriebenen Kriminalroman wirklich genossen. Genau genommen habe ich kaum etwas gefunden, worüber ich mich hätte aufregen können und das ist inzwischen wirklich eine Seltenheit, wenn ich Kriminalromane lese. 😉

J.K. Rolling hat es geschafft mit „The Cuckoo’s Calling“ einen interessanten Fall mit überraschend realistisch wirkenden Figuren und einem sympathischen Protagonisten zu erzählen. Ich mochte ihren Umgang mit den verschiedenen Charakteren wirklich, niemand ist einfach nur gut oder böse, sie alle haben ihre Ecken und Kanten und selbst mit der unsympathischten Figuren gibt es Momente, die sie menschlicher wirken lassen. Die Handlung selbst wird sehr ruhig erzählt. Der Detektiv Cormoran Strike nähert sich dem vermeintlichen Selbstmord des Models Lula sehr systematisch und interviewt einen Zeugen nach dem anderen. So bekommt man das Opfer, ihren letzten Tag und ihr Umfeld aus den verschiedenen Perspektiven beschrieben und kann sich seine eigenen Gedanken zu den Motiven der Charaktere und zu ihrem Verhältnis zu Lula machen. Wenn es eine Fortsetzung mit Cormoran gibt, dann werde ich sie auf jeden Fall auch lesen!

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Nachdem ich vor einiger Zeit schon „Schwarze Piste“ von Andreas Föhr gehört hatte, hat mir Natira auch noch „Der Prinzessinnenmörder“ den ersten Teil der Reihe als Hörbuch geliehen. Wie schon bei „Schwarze Piste“ habe ich mich von der Geschichte gut unterhalten gefühlt. Der Kriminalfall war jetzt nicht gerade komplex gestaltet, aber er bot den passenden Rahmen für die beiden gegensätzlichen Protagonisten Leonhard Kreuthner und Clemens Wallner. Ich fand es hier einfacher in die Handlung reinzufinden als bei „Schwarze Piste“, auch weil es der erste Band der Reihe ist und so die Figuren doch etwas mehr eingeführt werden. Dazu hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte einen höheren Wallner-Anteil hatte – und der ernsthaftere Charaktere liegt mir doch etwas mehr als der urigere Kreuthner. Außerdem bin ich froh, dass Opa Manfreds Besessenheit bezüglich Sex (seinem und dem seines Neffen Clemens) sich im Laufe der Reihe gegeben hat, denn das fand ich bei „Der Prinzessinnenmörder“ doch arg häufig erwähnt. Insgesamt keine Serie, die ich aktiv verfolgen würde, aber als Hörbuch sind die einzelnen Fälle doch ganz unterhaltsam. Den Sprecher Michael Schwarzmaier finde ich ebenfalls nicht schlecht, allerdings könnte er für meinen Geschmack ruhig die Dialekte sein lassen – auch wenn die vermutlich vom Autor in die Geschichte geschrieben wurden. 😉

Höreindrücke im Juli

Es ist lange her, seitdem ich das letzte Mal „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende gelesen habe. Wenn ich die Wahl habe, dann greife ich immer eher zu „Momo“ und bis vor kurzem hätte ich nicht sagen mehr sagen können, warum ich das eine Buch dem anderen vorziehe. Wenn ich mich an „Die unendliche Geschichte“ erinnere, dann denke ich an Phantásien, an die Kindliche Kaiserin, an Fuchur und Atréju und an all die fantastischen Gestalten und Ideen. Als ich also die Gelegenheit bekam den Roman als Hörbuch (von Gert Heidenreich gelesen) zu hören, habe ich mich sehr darüber gefreut. Doch nach ungefähr der Hälfte der Geschichte fiel mir ein, warum ich das Buch so selten lese: Ich kann Bastian nicht leiden! Blöderweise ist er nun mal eine der Hauptfiguren und ich kann ihn nicht ignorieren, wenn ich mich mit der „unendliche Geschichte“ beschäftige – auch wenn ich beim Lesen die unangenehmsten Stellen mit ihm ab und an überblättere. Meine Abneigung gegen Bastian ändert allerdings nichts daran, dass Gert Heidenreich das Ganze wunderbar liest (Natira war seine Art zu lesen übrigens zu getragen). Er verleiht jeder Figur Individualität, ohne seine Stimme groß zu verstellen oder zu übertreiben, und er hat eine natürliche „Märchenerzählerstimme“, die sehr schön zu dieser Geschichte passt.

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„Grabesgrün“ von Tana French war ebenfalls eine Leihgabe und ich habe das Hörbuch vor allem deshalb beendet, weil ich den Sprecher David Nathan eigentlich sehr gern mag (obwohl ich ihn auch schon besser gehört habe als bei diesem Hörbuch, aber das lag wohl eher an dem Protagonisten). Der Anfang der Geschichte kam mir vertraut vor. Ein Prolog erzählt von drei verschwundenen Kindern (Adam, Peter und Jamie), von denen nur ein Junge, Adam Ryan, wiedergefunden wird – traumatisiert und ohne Erinnerungen an die Geschehnisse. Fast 25 Jahre später wird ein Mädchen (Katy Devlin) ermordet auf einem Opfertisch bei einer Ausgrabungsstätte gefunden und in dem Fall ermittelt Adam – inzwischen Rob – Ryan als Polizist. Ich mochte das freundschaftliche Verhältnis zwischen Rob und seiner Kollegin Cassie und seinen Versuch seine Arbeit als Polizist nicht davon beeinflussen zu lassen, was ihm als Zwölfjährigem passiert ist. Aber zwischendrin zieht sich die Handlung viel zu lang hin und Rob baut immer wieder so viel Mist, dass ich wirklich die Geduld mit ihm verloren habe. Und – auch wenn ich das regelmäßig sagen – die Auflösung war erschreckend vorhersehbar und dann ärgert es mich umso mehr, wenn Rob als Ich-Erzähler behauptet, dass ich als Hörer auf die gleichen Elemente hereingefallen wäre wie er. Nein, bin ich nicht! Wie hätte ich auch darauf reinfallen können, wenn die drei Haupthinweise auf die Lösung so offensichtlich platziert wurden?

Höreindrücke im Juni

„Tod auf dem Nil“ von Agatha Christie ist eines von gleich mehreren Agatha-Christie-Hörbüchern, das ich in den letzten Tagen gehört habe. Wenn der Kopf voll ist, dann halte ich mich eben doch eher an vertraute Autoren. „Tod auf dem Nil“ ist eine Poirot-Geschichte und nach dem Anfang, der in einem britischen Herrenhaus und einem Klub in London spielt, findet ein Großteil der Handlung auf einem Nil-Kreuzfahrtschiff statt. Ich mag den Roman, aber bei der von Gerd Anthoff gelesenen Hörbuchversion musste ich hier und da die Zähne zusammenbeißen. Der Sprecher ist nicht nur dann, wenn er die Frauen spricht, nur schwer erträglich. Immerhin fand ich seine Poirot-Interpretation gar nicht so schlimm, gerade das manchmal durchschimmernde „väterliche“ Verhalten des Belgiers, wenn er zwar die Gefühlsaufwallungen der jüngeren Mitreisenden versteht, aber eben auch weiß, dass das alles nicht so schlimm ist, wie es der Person in diesem Moment erscheint, war sogar ganz passend rübergebracht. Trotzdem werde ich um Gerd Anthoff als Hörbuchsprecher demnächst erst einmal einen großen Bogen machen!

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An „Crocodile on the Sandbank“ von Elizabeth Peters habe ich mich gewagt, nachdem ich „The Unexpected Mrs. Pollifax“ gehört und doch überraschend gut verstanden hatte. Nachdem ich im März oder April erst eine deutsche Hörbuchversion von „Im Schatten des Todes“ gehört hatte, hatte ich auch die Details der Geschichte noch so präsent, dass ich die erste Stunde durchgehalten habe, obwohl ich da noch deutlich weniger folgen konnte als bei Mrs. Pollifax. Da machte es sich deutlich bemerkbar, dass Elizabeth Peters doch einen anderen Schreibstil hat als Dorothy Gilman, denn an der Sprecherin konnte es nicht liegen, die war in beiden Fällen die gleiche. Barbara Rosenblat liest wunderbar – ich mag ihre Betonung, ich mag ihre Stimme und ich mag ihre Interpretation der Figuren. Ihre Evelyn war sanft, aber nicht weichlich, ihre Amelia war energisch, tatkräftig, aber auch an den richtigen Stellen etwas unsicher und auch ihre Männer waren überzeugend – vor allem Emerson war hinreißend und überzeugend (!) aufbrausend.

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„Emma im Knopfland – Eine verknöpft und zugenähte Geschichte“ von Ulrike Rylance ist eine niedliche kleine Geschichte mit gerade mal 2 Stunden und 41 Minuten Laufzeit. Hauptfigur Emma verschlägt es, als sie sich in ihren Ferien bei Onkel Hubert und Tante Mechthild langweilt, in ein Zimmer voller Knöpfe. Bevor Emma sich noch groß umgucken kann, fällt ihr ein großer goldener Knopf auf, der vor ihr davon zu rennen scheint – und als sie diesen berührt, landet sie im Knopfland. Dort muss Emma ein paar Abenteuer bestehen und schließt neue Freundschaften, bevor sie einen Weg zurück in das Knopfzimmer findet.

Eigentlich ist die Geschichte nett und unterhaltsam, aber mir gab es dabei einfach zu viele „Anlehnungen“ an bekannte Kinderbücher. Vor allem „Alice im Wunderland“ wurde immer wieder von der Autorin herangezogen, so dass Hofdame Isolde (der große goldene Knopf) eine gewisse Ähnlichkeit mit der Herzkönigin hat, während Emma natürlich im Laufe der Handlung auch in eine Teeparty platzt und weitere Elemente dem Hörer immer wieder auffallen. Hätte ich das Gefühl, dass Ulrike Rylance aus diesen Dingen eine eigene Geschichte gemacht hätte, wäre das bezaubernd gewesen. Aber ohne eine spürbare individuelle Note ärgere ich mich eher über all die vertraut wirkenden Szenen. Gelesen wird das Hörbuch (bei dem ich übrigens nicht rausfinden konnte, ob es für diese Umsetzung bearbeitet wurde) von Fritzi Haberlandt. Die Sprecherin macht ihre Sache eigentlich sehr gut, verleiht den verschiedenen Charakteren eine eigene Note und sorgt dafür, dass selbst die Nebenfiguren einen recht hohen Wiedererkennungswert haben. Da ich das Hörbuch – trotz seiner Kürze – über einige Tage verteilt gehört habe, kam mir das wirklich zugute.

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„Das Böse unter der Sonne“ von Agatha Christie hat mich mehrere Tage lang sehr gut unterhalten. Ich mag die Geschichte (ich mag sogar die Verfilmung mit Ustinov, obwohl er definitiv nicht mein „Poirot“ ist, aber es gibt tolle andere Darsteller in dem Film und die Atmosphäre passt) und mit der ungekürzten Version hätte mir nur noch der Sprecher das Ganze verderben können. Aber stattdessen hat Jürgen Tarrach das Hörspiel – besonders Poirot, aber überraschenderweise auch die diversen Frauenrollen – wunderbar gelesen. Einzig seine Aussprache des Vornamen „Odell“ klang eher nach Oddl, aber ansonsten habe ich nichts zu kritisieren. Dank der tollen Umsetzung habe ich viele amüsante Stunden mit „Das Böse unter der Sonne“ verbracht – ich finde die Tatdurchführung immer wieder genial ausgedacht und mag die wunderbare Darstellung der vielen verschiedenen Figuren. Beim Hören kam mir übrigens der Gedanke, dass Agatha Christie wohl Schuld daran ist, dass ich bei vielen Krimis immer recht schnell auf den Täter komme, denn sie hat dafür gesorgt, dass ich in diesem Genre jede Nebenbemerkung als potenziell wichtig abspeichere.

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„Die Tote in der Bibliothek“ von Agatha Christie ist – wie all die anderen Hörbücher in diesem Beitrag – wieder einmal eine Leihgabe von Natira und ich hatte mich sehr auf mein – vorerst letztes – Agatha-Christie-Hörbuch gefreut. Die Geschichte ist ja recht bekannt und ich mag sie sehr. Alles beginnt mit dem Fund einer Mädchenleiche in der Bibliothek des Herrenhauses der Bantrys und während Mrs. Bantry anfangs das Ganze noch spannend findet (sie liest gern Kriminalromane), geht ihr nach kurzer Zeit auf, dass das gesamte Dorf ihren Mann verdächtigt. So animiert sie ihre Freundin Miss Marple sich des Falls intensiv anzunehmen und die Unschuld von Colonel Bantry zu beweisen. Wie gesagt, ich mag den Roman, aber dieses Mal habe ich die (auch noch gekürzte) Handlung nicht so genossen wie sonst, da mir die Sprecherin nicht so zusagte. Ich kann Traudel Sperber gar nichts konkretes „vorwerfen“. Ihre Stimme ist mir nur zu weich und zu jung für das Hörbuch und weder ihre Interpretation der Charaktere, noch ihre Betonung insgesamt sagt mir wirklich zu.

Lese- und Höreindrücke im Mai

„Schwarze Piste“ von Andreas Föhr war (mal wieder) eine Leihgabe, damit ich mir damit die Zeit beim Tapetenkratzen und der Gartenarbeit vertreiben kann. Die erste CD war für mich etwas schwierig, erst einmal konnte ich mit einem Großteil der Leute nichts anfangen, weil ich die Reihe noch nicht kannte, und dann war mir eine der Hauptpersonen nicht auf Anhieb sympathisch (das hat sich zum Glück im Laufe der Zeit gelegt), dazu kamen noch einige Orts- und Zeitsprünge in der Handlung, was noch mehr dafür sorgte, dass ich mich erst einmal auf das Ganze einlassen musste.

Insgesamt war die Geschichte rund um die drei ungewöhnlichen Todesfälle in der Nähe der schwarzen Piste, um einen Gnadenhof, ehemalige linke Ideale und die kleine Polizeitruppe aber sehr unterhaltsam zu hören. Ich war jetzt nicht so gespannt auf die Auflösung, dass ich dafür jetzt meine Arbeitsrunden verlängert hätte, habe aber so einige amüsante Momente mit dem Hörbuch gehabt und am Ende tat mir prompt die Person, mit der ich mich anfangs so schwer tat, schon fast ein wenig leid. Ganz einfach hatte er es in diesem Krimi auf jeden Fall nicht …

Eine der schlimmsten Auswirkungen von Hörbüchern, in denen Dialekt gesprochen wird, ist übrigens, dass ich anfange in gefaktem Dialekt Kommentare zur gehörten Geschichte abzugeben. Das finde ich wirklich schrecklich, denn mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht gerade talentiert bin, wenn es darum geht einen Dialekt nachzuahmen – abstellen kann ich es aber irgendwie auch nicht … *seufz*

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„Bluteid“, „Blutdämon“, „Blutsband“ und „Blutschwur“ von Kim Harrison – wie man sieht, habe ich mich doch endlich meiner Rachel-Morgan-Romane vom SuB angenommen und die insgesamt 2800 Seiten in einem Zug gelesen. Jetzt bin ich endlich bei dieser Reihe auf dem aktuellen Stand und kann gemütlich darauf warten, dass im Herbst der nächste Band auf Deutsch erscheint. Zum Inhalt möchte ich bei Band 8-11 nichts sagen, das würde diejenigen spoilern, die die Reihe noch nicht kennen. Aber insgesamt gefällt mir die Serie auch Jahre nach dem Lesen des ersten Bandes immer noch wirklich gut. Ich mag Rachel und ich mag die Charaktere, die fest in der Reihe installiert sind. Kim Harrison gelingt es nicht nur die Hexe mit ihren Stärken und Schwächen überzeugend darzustellen, sondern auch die Beziehungen zu den anderen Figuren. Niemand ist einfach nur mit Rachel befreundet, es gibt so viele Unterströmungen, so viele Aspekte, die zu beachten sind (zum Beispiel beim Zusammenleben von Rachel und ihrer vampirischen Freundin Ivy oder zwischen Rachel und ihrem Gegner/Kindheitsfreund Trend) und keiner von ihnen ist einfach gut oder böse. Sehr schön finde ich auch die Entwicklung der Geschichte, die immer komplexer wird und immer wieder die Frage stellt, wie weit man gehen darf, um jemanden zu beschützen oder etwas „Gutes“ zu tun.

Diese Reihe ist keine, bei der man mal eben einen Band zwischendrin lesen kann, hier kann jede einzelne Handlung Folgen für die Zukunft beinhalten – und oft genug sind es Sachen, die eben erst nach einiger Zeit zum Vorschein kommen. So gab es in Band 8 ein Wiedersehen mit einer Nebenfigur aus Band 1 – und so klein die Szene mit dieser Person war, so entscheidend war ihre Reaktion auf Rachel und ihre Erinnerung an das erste Zusammentreffen für Rachels Wohlergehen. Die Handlung wird recht rasant (und actionreich) erzählt und auch wenn man am Ende eines Teils erst einmal das Gefühl hat, dass Rachel es wieder geschafft hat sich irgendwie aus den aktuellen Schwierigkeiten rauszuwinden, so steht doch spätestens zu Beginn des nächsten Romans fest, dass ihre Taten sie letztendlich nur tiefer reingeritten haben. Ich mag dieses stete Spiel mit der Gefahr und dass Rachel stets gezwungen wird sich für das geringere Übel zu entscheiden, nur um dann festzustellen, dass man ihr daraus wieder einen Strick drehen kann. Wie schon bei den vorhergehenden Teilen habe ich mitgefiebert, gelacht, geflucht und ein paar Tränen vergossen (unter anderem, weil einer meiner Lieblingsnebencharakter starb).

@Melli: Wenn du das liest, dann greif dir endlich den ersten Rachel-Morgan-Band und fang die Reihe an! 😉

Lese- und Höreindrücke im März und April

„Dylan and Gray“ von Katie Kacvinsky gehört zu den Büchern, über die viele Blogger begeistert geschrieben haben und die mich trotzdem nicht wirklich interessierten. Aufmerksam wurde ich dann doch irgendwann über Irina, die von dem Roman hingerissen war (wie man HIER nachlesen kann) – und ihn mir inzwischen geliehen hat. Ich wäre übrigens neugierig, ob sie das Buch immer noch in so guter Erinnerung hat. 😉 Ich persönlich bin nach dem Lesen nicht ganz so enthusiastisch wie Irina, obwohl mir die Geschichte wirklich sehr gut gefallen hat. Es ist eindeutig ein Wohlfühlbuch mit tollen Charakteren, stimmigen Problemen und Reaktionen, schönen Dialogen und tollen Schauplätzen. Obwohl ich kein Mensch für heiße Temperaturen bin, habe ich die Beschreibungen der Wüste und der diversen größeren und kleineren Naturmomente genossen. Im Gegensatz zu Irina, mochte ich auch Dylan, die ich weniger als egoistisch empfunden habe als als jemanden, der manchmal sehr klug und manchmal sehr jung ist. Und mir gefällt das Ende, gerade weil es kein klassisches Happy End beschreibt, sondern eine Zwischenstation, aus der sich eigentlich alles entwickeln kann …

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„Lady meines Herzens“ von Maya Rodale war eine weitere Leihgabe von Irina und ist der erste Teil einer Serie, die sich um vier Freundinnen dreht, die ihren Unterhalt damit verdienen, dass sie skandalöserweise für eine Zeitung schreiben. Die Hauptfigur dieses Romans ist Sophia, eine junge Frau aus dem eher niedrigen Landadel, die zu Beginn der Geschichte von ihrem Verlobten auf dem Weg zum Altar (wortwörtlich) verlassen wurde. Um über diesen Skandal hinwegzukommen zieht sie zu einer Freundin nach London und arbeitet als Hochzeitsberichterstatterin für die „London Weekley“, obwohl sie es fast unerträglich findet Hochzeiten zu besuchen. Während einer Artikelreihe über DIE Hochzeit des Jahres verliebt sich Sophia in den Bräutigam, der ebenfalls Gefühle für sie entwickelt.

Ganz ehrlich, ich fand die Gründe des Herren, warum er seine Verlobung nicht auflösen kann, ziemlich an den Haaren herbeigezogen, und dass am Ende seine Mutter in die Geschichte eingreifen muss, möchte ich gar nicht weiter kommentieren. Aber trotzdem wimmelt dieses Buch von liebenswerten Charakteren, hübschen Dialogen und unterhaltsamen Szenen. So habe ich den Roman in einer Nacht (genaugenommen ungefähr 3 Stunden) durchgelesen, weil die Geschichte so nett war und die kurzen Kapitel dazu verlockten nur noch eben ein bisschen weiter zu lesen. Nett fand ich auch, dass jeder Kapitelanfang einen Countdown bis zur geplanten Hochzeit beinhaltete. Das Ganze war also weder neu, noch komplett überzeugend, aber so niedlich und amüsant, dass ich sie wirklich gern gelesen habe.

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„Morpheus“ von Jillian Hoffman war eine Leihgabe von Natira für die Hörbuch-Challenge, aber eine lange Rezension mag ich zu dem Titel nicht schreiben. Ich hatte von der Autorin schon „Cupido“ (ihren Debütroman und Vorgänger von „Morpheus“) und auch „Vater unser“ gelesen – beide hatte ich als „ganz unterhaltsam, aber mit ein paar Kritikpunkten“ abgespeichert. In „Morpheus“ kamen nun aber genau die Dinge gehäuft vor, die ich gar nicht an den Romanen mochte. Die weibliche Hauptfigur, die Staatsanwältin C.J. Townsend, hatte in „Cupido“ eine zweifelhafte Entscheidung getroffen, die nun in „Morpheus“ auf sie zurückfällt. Hatte ich in „Cupido“ diese Entscheidung noch tolerieren können, hat mich hier ihr Schweigen gegenüber der Polizei und ihren Kollegen wirklich geärgert und mit jedem Schritt schien sie sich tiefer reinzureiten. Dazu kamen noch ein vorhersehbarer Täter (ich verkneife mir mal detaillierte Beschwerden, weil ich dann spoilern würde) und die Beziehungsprobleme zwischen C.J. und ihrem Verlobten (können diese Leute nicht einfach mal miteinander reden?!) und die Geschichte hatte mich verloren. Christiane Paul als Sprecherin hat ihre Sache allerdings gut gemacht und die Figuren stimmig dargestellt, auch wenn ich die eine oder andere Betonung an ihrer Stelle vielleicht anders gewählt hätte. Aber da gab es nichts, was ich groß kritisieren könnte.

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Noch eine Leihgabe von Natira hat es in diesem Monat auf meinen mp3-Player geschafft. „Die Saat“ von Guillermo del Toro und Chuck Hogan hätte ich mir sonst so schnell nicht angehört, obwohl ich den Sprecher David Nathan sehr mag. Die Geschichte beginnt mit einem Flugzeug, das nach der Landung in New York leblos auf der Landebahn stehen bleibt. Nach diversen Sicherheitsmaßnahmen steht fest, dass sämtliche Leute an Bord auf rätselhafte Weise verstorben sind, weshalb ein Team des Seuchenschutzes hinzugerufen wird. Da ich wusste, was für ein Genre hinter der Geschichte steckt, gab es recht wenig Überraschungen bei der Handlungsentwicklung. Der Erzählstil ging mir – gerade zu Beginn des Hörbuchs – häufig auf die Nerven, wenn das Flugzeug und seine Umgebung zu malerisch beschrieben wurden. Ich brauche da keine diversen abstrusen Vergleiche, um mir die Situation vorstellen zu können. Auch mit den meisten Charakteren konnte ich nicht so viel anfangen, da sie mir zu klischeebehaftet waren. Einzig der Schädlingsvernichter, der allerdings erst spät in der Handlung auftaucht, war mir auf Anhieb sympathisch. Trotzdem fand ich das Hörbuch unterhaltsam und habe David Nathans Stimme mit Genuss gelauscht.

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Eine weitere Leihgabe war „Meister der Angst – Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ nach R. L. Stevenson. Das Hörspiel wurde unter anderem von Andreas Fröhlich, Patrick Bach und Frank Glaubrecht gesprochen und hat mich gut unterhalten. Die Geschichte habe ich zuletzte als Teenager gelesen und hatte nur noch grobe Erinnerungen daran, so dass ich nicht genau sagen kann, ob es an mir oder an der Hörspielversion lag, dass ich nichts vermisst habe. Die Sprecher waren insgesamt wirklich glücklich und passend zu den jeweiligen Charakteren gewählt und haben für eine atmosphärische und unterhaltsame Umsetzung der Geschichte gesorgt, auch wenn Mr. Hyde mich – dank der Tatsache, dass mich seine Stimme immer an den Film-Gollum erinnerte – eher belustigte als ängstigte.