Schlagwort: Michael Ende

Höreindrücke im Juli

Es ist lange her, seitdem ich das letzte Mal „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende gelesen habe. Wenn ich die Wahl habe, dann greife ich immer eher zu „Momo“ und bis vor kurzem hätte ich nicht sagen mehr sagen können, warum ich das eine Buch dem anderen vorziehe. Wenn ich mich an „Die unendliche Geschichte“ erinnere, dann denke ich an Phantásien, an die Kindliche Kaiserin, an Fuchur und Atréju und an all die fantastischen Gestalten und Ideen. Als ich also die Gelegenheit bekam den Roman als Hörbuch (von Gert Heidenreich gelesen) zu hören, habe ich mich sehr darüber gefreut. Doch nach ungefähr der Hälfte der Geschichte fiel mir ein, warum ich das Buch so selten lese: Ich kann Bastian nicht leiden! Blöderweise ist er nun mal eine der Hauptfiguren und ich kann ihn nicht ignorieren, wenn ich mich mit der „unendliche Geschichte“ beschäftige – auch wenn ich beim Lesen die unangenehmsten Stellen mit ihm ab und an überblättere. Meine Abneigung gegen Bastian ändert allerdings nichts daran, dass Gert Heidenreich das Ganze wunderbar liest (Natira war seine Art zu lesen übrigens zu getragen). Er verleiht jeder Figur Individualität, ohne seine Stimme groß zu verstellen oder zu übertreiben, und er hat eine natürliche „Märchenerzählerstimme“, die sehr schön zu dieser Geschichte passt.

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„Grabesgrün“ von Tana French war ebenfalls eine Leihgabe und ich habe das Hörbuch vor allem deshalb beendet, weil ich den Sprecher David Nathan eigentlich sehr gern mag (obwohl ich ihn auch schon besser gehört habe als bei diesem Hörbuch, aber das lag wohl eher an dem Protagonisten). Der Anfang der Geschichte kam mir vertraut vor. Ein Prolog erzählt von drei verschwundenen Kindern (Adam, Peter und Jamie), von denen nur ein Junge, Adam Ryan, wiedergefunden wird – traumatisiert und ohne Erinnerungen an die Geschehnisse. Fast 25 Jahre später wird ein Mädchen (Katy Devlin) ermordet auf einem Opfertisch bei einer Ausgrabungsstätte gefunden und in dem Fall ermittelt Adam – inzwischen Rob – Ryan als Polizist. Ich mochte das freundschaftliche Verhältnis zwischen Rob und seiner Kollegin Cassie und seinen Versuch seine Arbeit als Polizist nicht davon beeinflussen zu lassen, was ihm als Zwölfjährigem passiert ist. Aber zwischendrin zieht sich die Handlung viel zu lang hin und Rob baut immer wieder so viel Mist, dass ich wirklich die Geduld mit ihm verloren habe. Und – auch wenn ich das regelmäßig sagen – die Auflösung war erschreckend vorhersehbar und dann ärgert es mich umso mehr, wenn Rob als Ich-Erzähler behauptet, dass ich als Hörer auf die gleichen Elemente hereingefallen wäre wie er. Nein, bin ich nicht! Wie hätte ich auch darauf reinfallen können, wenn die drei Haupthinweise auf die Lösung so offensichtlich platziert wurden?