Lese- und Höreindrücke im März und April

„Dylan and Gray“ von Katie Kacvinsky gehört zu den Büchern, über die viele Blogger begeistert geschrieben haben und die mich trotzdem nicht wirklich interessierten. Aufmerksam wurde ich dann doch irgendwann über Irina, die von dem Roman hingerissen war (wie man HIER nachlesen kann) – und ihn mir inzwischen geliehen hat. Ich wäre übrigens neugierig, ob sie das Buch immer noch in so guter Erinnerung hat. 😉 Ich persönlich bin nach dem Lesen nicht ganz so enthusiastisch wie Irina, obwohl mir die Geschichte wirklich sehr gut gefallen hat. Es ist eindeutig ein Wohlfühlbuch mit tollen Charakteren, stimmigen Problemen und Reaktionen, schönen Dialogen und tollen Schauplätzen. Obwohl ich kein Mensch für heiße Temperaturen bin, habe ich die Beschreibungen der Wüste und der diversen größeren und kleineren Naturmomente genossen. Im Gegensatz zu Irina, mochte ich auch Dylan, die ich weniger als egoistisch empfunden habe als als jemanden, der manchmal sehr klug und manchmal sehr jung ist. Und mir gefällt das Ende, gerade weil es kein klassisches Happy End beschreibt, sondern eine Zwischenstation, aus der sich eigentlich alles entwickeln kann …

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„Lady meines Herzens“ von Maya Rodale war eine weitere Leihgabe von Irina und ist der erste Teil einer Serie, die sich um vier Freundinnen dreht, die ihren Unterhalt damit verdienen, dass sie skandalöserweise für eine Zeitung schreiben. Die Hauptfigur dieses Romans ist Sophia, eine junge Frau aus dem eher niedrigen Landadel, die zu Beginn der Geschichte von ihrem Verlobten auf dem Weg zum Altar (wortwörtlich) verlassen wurde. Um über diesen Skandal hinwegzukommen zieht sie zu einer Freundin nach London und arbeitet als Hochzeitsberichterstatterin für die „London Weekley“, obwohl sie es fast unerträglich findet Hochzeiten zu besuchen. Während einer Artikelreihe über DIE Hochzeit des Jahres verliebt sich Sophia in den Bräutigam, der ebenfalls Gefühle für sie entwickelt.

Ganz ehrlich, ich fand die Gründe des Herren, warum er seine Verlobung nicht auflösen kann, ziemlich an den Haaren herbeigezogen, und dass am Ende seine Mutter in die Geschichte eingreifen muss, möchte ich gar nicht weiter kommentieren. Aber trotzdem wimmelt dieses Buch von liebenswerten Charakteren, hübschen Dialogen und unterhaltsamen Szenen. So habe ich den Roman in einer Nacht (genaugenommen ungefähr 3 Stunden) durchgelesen, weil die Geschichte so nett war und die kurzen Kapitel dazu verlockten nur noch eben ein bisschen weiter zu lesen. Nett fand ich auch, dass jeder Kapitelanfang einen Countdown bis zur geplanten Hochzeit beinhaltete. Das Ganze war also weder neu, noch komplett überzeugend, aber so niedlich und amüsant, dass ich sie wirklich gern gelesen habe.

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„Morpheus“ von Jillian Hoffman war eine Leihgabe von Natira für die Hörbuch-Challenge, aber eine lange Rezension mag ich zu dem Titel nicht schreiben. Ich hatte von der Autorin schon „Cupido“ (ihren Debütroman und Vorgänger von „Morpheus“) und auch „Vater unser“ gelesen – beide hatte ich als „ganz unterhaltsam, aber mit ein paar Kritikpunkten“ abgespeichert. In „Morpheus“ kamen nun aber genau die Dinge gehäuft vor, die ich gar nicht an den Romanen mochte. Die weibliche Hauptfigur, die Staatsanwältin C.J. Townsend, hatte in „Cupido“ eine zweifelhafte Entscheidung getroffen, die nun in „Morpheus“ auf sie zurückfällt. Hatte ich in „Cupido“ diese Entscheidung noch tolerieren können, hat mich hier ihr Schweigen gegenüber der Polizei und ihren Kollegen wirklich geärgert und mit jedem Schritt schien sie sich tiefer reinzureiten. Dazu kamen noch ein vorhersehbarer Täter (ich verkneife mir mal detaillierte Beschwerden, weil ich dann spoilern würde) und die Beziehungsprobleme zwischen C.J. und ihrem Verlobten (können diese Leute nicht einfach mal miteinander reden?!) und die Geschichte hatte mich verloren. Christiane Paul als Sprecherin hat ihre Sache allerdings gut gemacht und die Figuren stimmig dargestellt, auch wenn ich die eine oder andere Betonung an ihrer Stelle vielleicht anders gewählt hätte. Aber da gab es nichts, was ich groß kritisieren könnte.

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Noch eine Leihgabe von Natira hat es in diesem Monat auf meinen mp3-Player geschafft. „Die Saat“ von Guillermo del Toro und Chuck Hogan hätte ich mir sonst so schnell nicht angehört, obwohl ich den Sprecher David Nathan sehr mag. Die Geschichte beginnt mit einem Flugzeug, das nach der Landung in New York leblos auf der Landebahn stehen bleibt. Nach diversen Sicherheitsmaßnahmen steht fest, dass sämtliche Leute an Bord auf rätselhafte Weise verstorben sind, weshalb ein Team des Seuchenschutzes hinzugerufen wird. Da ich wusste, was für ein Genre hinter der Geschichte steckt, gab es recht wenig Überraschungen bei der Handlungsentwicklung. Der Erzählstil ging mir – gerade zu Beginn des Hörbuchs – häufig auf die Nerven, wenn das Flugzeug und seine Umgebung zu malerisch beschrieben wurden. Ich brauche da keine diversen abstrusen Vergleiche, um mir die Situation vorstellen zu können. Auch mit den meisten Charakteren konnte ich nicht so viel anfangen, da sie mir zu klischeebehaftet waren. Einzig der Schädlingsvernichter, der allerdings erst spät in der Handlung auftaucht, war mir auf Anhieb sympathisch. Trotzdem fand ich das Hörbuch unterhaltsam und habe David Nathans Stimme mit Genuss gelauscht.

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Eine weitere Leihgabe war „Meister der Angst – Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ nach R. L. Stevenson. Das Hörspiel wurde unter anderem von Andreas Fröhlich, Patrick Bach und Frank Glaubrecht gesprochen und hat mich gut unterhalten. Die Geschichte habe ich zuletzte als Teenager gelesen und hatte nur noch grobe Erinnerungen daran, so dass ich nicht genau sagen kann, ob es an mir oder an der Hörspielversion lag, dass ich nichts vermisst habe. Die Sprecher waren insgesamt wirklich glücklich und passend zu den jeweiligen Charakteren gewählt und haben für eine atmosphärische und unterhaltsame Umsetzung der Geschichte gesorgt, auch wenn Mr. Hyde mich – dank der Tatsache, dass mich seine Stimme immer an den Film-Gollum erinnerte – eher belustigte als ängstigte.

8 Kommentare

  1. BücherFähe

    Dr. Jekyll und Mr. Hyde begegnen mir in letzter Zeit gefühlt auch etwas häufiger. 😀

    Und was deine Bemerkung zu der „malerischen Beschreibung" in „Die Saat" angeht: Ich habe häufig das Problem, dass ein Buch eine Umgebung o.ä. relativ ausführlich beschreibt, ich mir das aber kaum ausmalen kann, einfach weil ich mir schon viel schneller eine Umgebung ausgemalt habe. Daher lese ich da meistens drüber weg und lasse die Geschichte trotzdem in meiner Fantasie an dem Ort spielen, der sich in meinem Kopf nun schon gebildet hat. 😀
    Ich glaube, das ist auch das gute an Klassikern: Dort wird oft auf zu ausführliche Beschreibungen verzichtet. Dort werden nicht dauernd Haarfarben oder Kleider erwähnt (außer sie sind irgendwie von Bedeutung), aber es ist eben nicht so überladen und lässt viel mehr Raum für Eigeninterpretation. Ich glaube, viele Autoren verkennen, dass das auch wichtig ist – also, dass man dem Leser auch einen Teil der Fantasie lassen kann.

  2. @BücherFähe: Es könnte daran liegen, dass auch dieses Hörspiel eine Leihgabe von Natira war, die ja ebenfalls darüber geschrieben hatte. 😀

    Ich mag es auch lieber, wenn weniger beschrieben wird. Bei (älteren) Kinderbüchern fällt mir das auch oft auf, dass viele Sachen einfach in den Raum gestellt und nicht übermäßig beschrieben werden – sehr angenehm. 🙂 Ich finde so einen Mangel an Beschreibungen nur dann irritierend, wenn erst sehr spät in der Geschichte ein Detail erwähnt wird, das so gar nicht mit meiner eigenen Vorstellung zusammenpasst. 😉

    Bei "Die Saat" meinte ich aber gar nicht mal so sehr, dass zu ausführlich beschrieben wird, sondern dass zu blumig bzw. mit zu vielen gekünstelten Vergleichen beschrieben wird. Ich habe das Hörbuch gerade nicht bei der Hand, aber besonders das Flugzeug wird am Anfang ständig mit irgendetwas absurden verglichen, was mir einfach zu viel war und für mich die Atmosphäre eher kaputt machte als welche erzeugte.

  3. BücherFähe

    Da schließt sich also der Kreis! 😀

    Achso, okay, dann hatte ich das falsch verstanden. 🙂 Da hätte aber anscheinend ein bisschen weniger Beschreibung auch nicht geschadet. Dann doch lieber zu wenig Beschreibung, als die falsche.

  4. Ariana

    Bei "Jekyll & Hyde" ginge es mir vermutlich wie dir – wenn ich Gollum höre, dann höre ich zwar nicht sofort Andreas Fröhlich, aber sein Hyde klingt nach den Ausschnitten, die ich bisher gehört habe, halt doch wie sein Gollum. Gut, dass Hyde nicht über Hobbitse und Fische und seinen Schatz spricht. 😉

  5. @Ariana: Ich wartete auch immer ein wenig auf "Mein Schatzzzzz", aber Mr. Hyde wollten das einfach nicht sagen! 😉 Ich habe noch nie zuvor mit einem so fröhlichen Grinsen so eine Geschichte gehört. 😀

  6. Natira

    Mir ging es ja bei Hyde auch so, besonders bei seinem ersten Erscheinen. 😀

    Mich hatte der Anfang von "Die Saat" mit dem Flugzeug an die Pilotfolge von "Fringe" erinnert (könnte ich eigentlich auch mal wieder schauen). Ich kann aber nicht sagen, dass mich die Beschreibungen gestört oder genervt hätten. 🙂

  7. @Natira: "Fringe" habe ich nie gesehen, der Vergleich ist bei mir vergeudet. 😀 Später wurde es auch wirklich besser mit den malerischen Beschreibungen. Anfangs haben sie wohl versucht bedeutungsschwangere Stimmung aufzubauen, obwohl die Situation an sich doch schon spannend genug gewesen wäre.

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