[Kurz und knapp] Agatha Christie: Ruhe unsanft (Hörbuch)

Wer meinen Blog etwas aufmerksamer verfolgt, wird jetzt vermutlich stutzen und sich fragen, warum ich nach gerade mal sieben Monaten schon wieder eine Rezension von Agatha Christies „Ruhe unsanft“ veröffentliche. Aber da ich mit der Version, die von Katharina Thalbach eingelesen wurde, nicht so glücklich war, habe ich dankbar die Chance ergriffen, als mir Natira eine Variante lieh, die von Gabriele Blum gelesen wurde. Wer sich über den Inhalt informieren will, kann gern auf die oben verlinkte Rezension zurückgreifen, ansonsten möchte ich hier nur kurz auf die Unterschiede zwischen beiden Versionen und auf die Leistung von Gabriele Blum eingehen.

Diese Version von „Ruhe unsanft“ ist nicht nur ungekürzt – was ganz wunderbar ist, weil so die verschiedenen Charaktere erst richtig vom Hörer erfasst werden können -, sondern transportiert auch eine ganz andere Stimmung als das Hörbuch mit Katharina Thalbach. „Ruhe unsanft“ ist eine recht ruhige Geschichte, bei der sehr viele Szenen zwischen Gwenda und Giles, einem jungen Ehepaar aus Neuseeland, und wechselnden dritten Personen spielen. In diesen Gesprächen versucht das Paar Informationen über Geschehnisse zu erhalten, die schon 18 Jahre in der Vergangenheit liegen. Das führt dazu, dass ihnen ihre Gesprächspartner auf der einen Seite mit Verwunderung und Irritation begegnen, aber auf der anderen Seite auch neugierig oder gar erfreut darüber, dass sie mal wieder über frühere Zeiten sprechen können.

Gabriele Blum hat bei all den vielfältigen Reaktionen, bei den unterschiedlichen Charakteren und in den verschiedenen Szenen meinem Gefühl nach so gut wie immer den richtigen Ton getroffen. Anfangs fand ich ihre Miss Marple ein klein wenig zu bedächtig, aber so ist es mir lieber, als wenn sie zu forsch klingt. Auch bei Gwenda hätte ich mir die eine oder andere kleine Nebenbemerkung etwas lebhafter vorstellen können, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Sprecherin. Ganz dezent hat sie den Figuren unterschiedliche Facetten verliehen und die Atmosphäre des Romans wunderbar für dieses Hörbuch umgesetzt. Oh, und an ihrer englischen Aussprache hatte ich auch nichts auszusetzen. 😉 Ich fand ihre Interpretation der Geschichte wirklich wunderbar und habe jede Minute genossen und hoffe sehr, dass mir noch mehr Hörbücher mit der Sprecherin unterkommen.

(Bei meiner Suche nach weiteren Hörbüchern mit Gabriele Blum, bin ich darüber gestolpert, dass sie anscheinend eine ungekürzte Jane-Eyre-Version eingelesen hat. Wenn also einer von euch Audible-Abo-Besitzern damit mal einen Versuch wagen würde, wäre ich sehr neugierig darauf, wie das geworden ist.)

12 Kommentare

  1. Ich weiß ja nicht, ob ich Lust gehabt hätte, mir tatsächlich noch eine zweite Hörbuch-Version von demselben Buch anzuhören. Aber toll, dass du mit der zweiten Version dann doch noch glücklich geworden bist!

  2. Das ist für mich nicht anders als einen Roman noch einmal zu lesen und Agatha Christie lese ich immer wieder gern, egal wie gut ich die Geschichten schon kenne. Und da bei einem Hörbuch die Sprecher doch einen großen Einfluss auf die Atmosphäre haben, finde ich es erst recht spannend, welche Unterschiede da zum Vorschein kommen können. 🙂

  3. Da ich ja keinen direkten Vergleich vornehmen konnte, freue ich mich, dass Du das erledigt hast. 🙂 Bei den Leihgaben ist ja auch eine weitere Katharina-Thalbach-Lesung (vollständig) eines anderes Buches dabei, mal sehen, wie Dir das gefällt. 😉

    Ich hatte mir ja auch gewünscht, dass Frau Blum bei den jungen Leuten etwas mehr Energie in der Lesung zeigt. Mir plätscherte der Vortrag manchmal ein wenig zu sehr – aber sie liest differenziert und im Großen und Ganzen angenehm. Jedenfalls aktuell würde ich nicht nach einem weiteren von ihr eingelesenen Hörbuch direkt suchen, aber wer weiß, was die Zukunft bringt.

  4. Bislang finde ich Katharina Thalbach erträglich, zu Mrs. McGillicuddy passt sie eigentlich ganz gut, nur ihre Miss Marple gefällt mir nicht. Da ich aber gerade erst am Anfang des Hörbuchs bin und noch keine der jüngeren Personen aufgetaucht ist, hat das auch nichts zu sagen. 😉

    Ich fand Gabriele Blum sehr angenehm. Auch wenn sie hier und da etwas zu ruhig ist, kann ich damit besser leben als mit der Katharina-Thalbach-Version. Mir hat sie sehr gut gefallen. 🙂

  5. Auf Deine Endmeinung zu dieser Hörbuchfassung von "16.50 Uhr ab Paddington" bin ich dann mal gespannt. 🙂

  6. Ich versuche alle Vorurteile zu ignorieren und nicht von vornherein auf "schöne Geschichte, aber stellenweise sehr unpassend gelesen" als Fazit zu kommen. 😀 Immerhin noch keine komisch ausgesprochenen englischen Namen und sie passte zu Mrs. McGillicuddy! 😉

  7. Na, das ist doch schön, dass die zumindest die zweite Version dieses Hörbuches gefallen hat. Auf deine Meinung zu "16.50 Uhr ab Paddington" bin ich übrigens auch schon sehr gespannt, das wollte ich mir nämlich auch anhören. 😉

  8. @Ariana: Noch zwei Gartentage oder drei Runden Tapetenkratzen oder ca. fünfmal Katzenfüttern und ich kann die Rezi schreiben. 😉 Das Freischalten könnte dann aber noch ein paar Tage dauern, aktuell habe ich sechs Beiträge terminiert und ein paar weitere, die ich nur noch mal überfliegen möchte. Allerdings kann ich jetzt schon mal vorwarnen, dass ich die Geschichte und die eigentliche Hauptfigur sehr mag und deshalb vielleicht nicht so ganz objektiv darauf reagiere. 😉

  9. Ach ja, Mrs. McGillicuddy – ich habe übrigens einige Anläufe gebraucht, bis ich diesen Namen verstanden hatte. 😉

  10. Hihi, bei dem Namen denke ich an Berge. In Irland gibt es nämlich eine Bergkette, die "Macgillycuddy's Reeks" heißt. 🙂

  11. @Natira: Da war ich ja im Vorteil, ich kenne das Buch. 🙂 Aber ich musste eben beim Fleischportionieren mit den Augen rollen, als ich hörte, dass der alte Herr "keinen Benny für den Besitz ausgibt" – und es dauert dann noch mal einen Moment, bis ich von Benny auf Penny kam …

    @Ariana: Berge passt – sie ist Schottin! 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert