Da ich noch ein paar weitere Leihgaben von Natira im Haus hatte, begann der Juli für mich mit dem Comic „Der Araber von morgen – Eine Kindheit im Nahen Osten (1978-1984)“ von Riad Sattouf. Ich hatte von dem Comic vorher nichts gehört, kann mich auch nicht erinnern, dass Natira mir irgendetwas darüber erzählt hätte und bin deshalb recht unbefangen an die Geschichte herangegangen. Grundsätzlich war ich davon ausgegangen, dass es interessant sein müsste mehr über den Nahen Osten zu dieser Zeit zu erfahren. Dummerweise beginnt der Autor die Geschichte nicht nur mit dem Kennenlernen seiner Eltern, sondern man bekommt als Leser in diesem ersten Teil alle Ereignisse aus der Perspektive eines Kleinkindes erzählt. So gibt es zwar Textblöcke, die über die jeweilige aktuelle politische Situation informieren, aber der Autor selber kann darüber nicht viel anderes sagen als wie die Leute gerochen haben, dass er nicht aus dem Haus gehen durfte, dass er kein Arabisch (oder kein syrisches Arabisch) verstehen konnte, dass die anderen Kinder ihn schikaniert haben, weil er blond war, und ähnliches. Wäre er wenigstens wirklich in den jeweiligen Gebieten aufgewachsen und hätte aus der Sicht eines direkt Betroffenen (wie z.B. Marjane Satrapi mit „Persepolis“) erzählen können, dann wäre es vermutlich interessanter geworden. Aber so war er zu jung und zu sehr Außenseiter, als dass ich seine Erfahrungen wirklich interessant gefunden hätte.
Auch „Moresukine – Wöchentlich aus Tokyo“ von Dirk Schwieger ist ein Comic aus Natiras Bestand, wobei ihre Rezension dazu etwas zwiespältig klang. Aber das hat mich natürlich nicht davon abgehalten mir eine eigen Meinung dazu bilden zu wollen. In dem Band wurden Blogbeiträge veröffentlicht, die der Autor während seines Aufenthalts Japan verfasst (und gezeichnet) hatte, in denen er beschreibt, wie er sich den verschiedenen Aufgaben, die ihm seine Blogleser aufgetragen hatten, gestellt hatte. Ich muss gestehen, dass ich das Ganze nur bedingt unterhaltsam und den Zeichenstil nicht wirklich ansprechend fand. Viele dieser Aufgaben drehten sich um Klischees, die mit Japan verbunden werden, und das fand ich eher langweilig. Außerdem hat es mich beim Lesen wirklich kirre gemacht, dass in der vorliegenden Ausgabe regelmäßig die unteren Sprechblasen abgeschnitten wurden. Selbst bei den Blasen, bei denen ganz deutlich zu erkennen war, dass man den Inhalt nicht lesen muss, weil er nur als Beispiel für etwas dient, hat mich das ungemein gestört. Insgesamt ein Comic, den man meiner Meinung nach nicht gelesen haben muss …
Bislang haben die Romane aus dem Modern-Magic-Bundle ja immer eine vollständige Rezension bekommen, aber zu „Touch a Dark Wolf“ von Jennifer St. Giles fällt mir nicht genug ein, um einen längeren Text zu rechtfertigen. Der Titel ist der Auftaktband zur vierteiligen Shadowmen-Reihe und eine „Romantasy“-Geschichte. Während ich die Grundidee etwas verschwurbelt, aber ganz reizvoll fand, weil dadurch eine wirklich erfrischende Variante des Vampir-Werwolf-Themas verwendet wurde, fand ich die Protagonisten und die vielen Sexszenen nicht sehr überzeugend. Es fehlte den beiden Hauptfiguren definitiv an Ecken und Kanten, die sie interessant gemacht hätten. Das Ganze hat sich schnell lesen lassen, was nicht nur an dem Umfang von gerade mal 200 Seiten, sondern auch an der flüssigen Erzählweise lag, aber am Ende stand ich da und fragte mich, ob das alles an Handlung gewesen sei. Hätte die Autorin die Sexszenen ansprechender geschrieben und die Geschichte nur als verbindendes Element dazwischen verwendet, wäre es okay gewesen. Noch lieber wäre es mir gewesen, wenn sie die ungewöhnliche Grundidee tiefer ausgearbeitet und innovativer für die Handlung genutzt hätte. Auch hätte ich auf das unbefriedigende, da zu abrupte Ende und auf 2/3 der Sexszenen verzichten können. Wirklich neugierig haben mich eigentlich nur die Nebenfiguren gemacht, aber ich befürchte, dass diese in den Fortsetzungen (in denen sie dann der Reihe nach die Hauptfiguren spielen dürfen) keine tiefere Charakterisierung erleben werden.
"Der Araber von morgen" hat mich auch etwas enttäuscht. Ein wenig bin ich selbst schuld, denn mir war beim Kauf nicht aufgefallen, dass es sich um einen ersten Teil handelt. 😉
Seltsamerweise gehe ich eigentlich davon aus, dass erste Teile erst recht interessant sein sollten (denn würde sonst irgendjemand die Fortsetzung kaufen?)! Ich fand einfach die Erzählweise schlecht. Bestimmt hätte es deutlich mehr zur politischen oder meinetwegen sogar zur persönlichen Situation (aber dann aus Sicht der Eltern) zu erzählen gegeben.
Ich war davon ausgegangen, dass es ein Komplett-Comic ist und war (weil ich nicht richtig geschaut habe) schon deshalb etwas enttäuscht, weil nur dieser geringe zeitliche Rahmen abgedeckt war, den ich zudem nicht soo interessant fand. Vielleicht hätte der Autor etwas später einsetzen sollen mit fünf, sechs Seiten Rückblende auf diese Zeit. So denke ich aktuell wirklich darüber nach, ob ich überhaupt weitere Teile erwerbe…
@Natira: Ich habe mit einer gewissen Form von biografischen Comics eh Probleme – und ich fürchte, dass dieser Comic einfach dazugehört, selbst wenn der Autor bei späteren Bänden weniger auf sich konzentriert sein sollte und mehr über die Länder zu erzählen hätte.