Level-5-Fangirling

Als mein Mann und ich uns kennenlernten, stellten wir relativ schnell fest, dass wir beide gerne spielen. Wir haben uns einen Haufen 2-Personen-Brettspiele gekauft, er hat mir ein paar PC-Spiele geliehen und ich habe ihm von den Videospielen erzählt, die ich bei einer Freundin begeistert gespielt habe. Da war es kein Wunder, dass in die erste gemeinsame Wohnung relativ schnell auch eine Playstation 2 einzog.

Eines der ersten Spiele, die mich so richtig gepackt haben, war „Dark Cloud“ – entwickelt von Level-5. „Dark Cloud“ ist eine Mischung aus Adventure, Rollenspiel und Aufbausimulation und die Handlung ist relativ einfach, aber sehr niedlich. Die Geschichte beginnt mit der Erweckung eines bösen Dschinns, der sofort damit beginnt, die Städte der Welt zu zerstören, während der Feenkönig alles daran setzt, um die angegriffenen Bestandteile der Städte zu erhalten. Als Spieler bekommt man die Aufgabe, die verlorenen Städte wieder aufzubauen – und um das zu tun, muss man die verschiedensten Elemente und Bewohner wiederfinden. Dass es bei der Suche nach den verlorenen Teilen zu diversen Kämpfen kommt und man sich in verschiedenen Dungeons bewähren muss, versteht sich ja wohl von selbst.

Ich habe das Spiel wirklich geliebt und bestimmt ein Jahr lang regelmäßig damit gespielt. Ich mochte die knuffige Optik, die manchmal etwas skurrilen Elemente, das relativ einfache Kampfsystem (ich bin schnell frustriert, wenn das Kämpfen zu herausfordernd wird), die klassische Gut-gegen-Böse-Geschichte und das Sammeln und Bauen, das mit der Wiederherstellung der Städte im „Georama“-Modus einherging. Unter diesen Umständen wird es euch vermutlich nicht wundern, dass ich auch die indirekte Fortsetzung „Dark Chronicle“ sehr mochte und ebenfalls viele Monate lang gespielt habe. Ach, allein, wenn ich daran denke, dass alle Dungeons auch als Golfplatz genutzt werden konnten, würde ich am liebsten wieder von vorne anfangen!

Einige Jahre später kam „Rogue Galaxy“. Das ist Spiel ist ein bisschen weniger niedlich und beinhaltet sowohl Science-Fiction- als auch Fantasyelemente. Der Georama-Modus fiel hier weg, dafür gab es die Möglichkeit, alchemistische Experimente zu machen, was zu einigen seltsamen und witzigen Ergebnissen führte. Auch dieses Spiel brachte so viele Elemente mit sich, dass ich einige Monate lang immer wieder etwas Neues entdecken konnte und eine Menge Spaß damit hatte.

Die nächste Level-5-Entdeckung gab es für mich dann für den DS mit den „Professor Layton“-Spielen. Ganz so viel Zeit wie mit den Playstation-Spielen habe ich damit nicht verbracht, aber wieder konnte mich das knuffige Design, die skurrile Geschichte und in diesem Fall auch die mehr oder weniger herausfordernden Rätsel überzeugen. „Dragon Quest“ fand ich supersüß und mochte sowohl die – eher klassische – Fantasy-Geschichte, das niedliche Figuren- (und Monster-)Design, als auch die vielen verschiedenen Aufgaben, die man in dem Spiel erledigen konnte.

„White Knight Chronicles“ hat mich dann wieder zur Playstation gebracht. Dieses Spiel ist deutlich weniger niedlich als die vorher aufgeführten, sondern entspricht eher dem „klassischen epischen“ Rollenspiel. Für mich gab es damit nur ein Problem: Dadurch, dass ich Teil 1 und 2 in einem Bundle bekam, habe ich manche Aufgaben nicht erfüllen können, wenn ich schon zu weit in der Handlung vorangeschritten war, während andere mich überforderten, weil ich dafür erst kräftig hätte leveln müssen. Alles in allem muss ich gestehen, hat „White Knight Chronicles“ bei mir – trotz vieler Stunden Spielzeit – kein so intensiven Eindruck hinterlassen wie die anderen Spiele von Level5.

Dann aber kam „Ni no kuni“ und brachte mir wieder all das, was ich an Level-5-Spielen mag: Eine bezaubernder Geschichte, niedliches Design, ein stellenweiser schräger Humor, viele verschiedene Aufgaben, die man erfüllen muss, und sehr, sehr viele Stunden Spielzeit. Sehr cool war es auch, dass man bei diesem Spiel zwischen einer realen und einer „fantastischen“ Welt wechseln konnte, um die verschiedenen Herausforderungen zu erfüllen. Ich habe „Ni no kuni“ noch lange nicht beendet, es gäbe noch einiges in diesem Spiel zu tun, aber da ich die Story durchgespielt habe, die Playstation mit meinem Mann geteilt werden muss und nach so vielen Stunden Spielzeit die Lust nach etwa Abwechslung aufkam, habe ich irgendwann nicht mehr weitergespielt.

Trotzdem war da dieser Wunsch nach Abwechslung und es gab das eine oder andere DS-Spiel, mit dem ich seitdem viel Spaß hatte, aber so richtig hat mich eigentlich  nichts gepackt. Umso toller war es, als ich mitbekam, dass von Level-5 „Fantasy Life“ für den 3DS in Europa veröffentlicht werden sollte. Wie sehr ich mich auf das Spiel gefreut habe, konnte man in meinem Blog ja doch ganz gut mitbekommen. 😉 Ich habe es extra so eingerichtet, dass ich in der Erscheinungswoche Zeit für das Spiel habe – und dann auch prompt in den ersten drei Tagen 30 Stunden damit verbracht.

Die Story von „Fantasy Life“ ist nicht gerade ungewöhnlich oder hat gar einen großen Umfang, aber die Handlung ist nett, kindgerecht und bietet einen schönen Rahmen für das eigentlichen Ziel des Spiels, nämlich viele verschiedene „Leben“ auszuprobieren. Leben heißen die zwölf verschiedenen Berufe, die man im Spiel annehmen kann. Jeder Beruf bekommt seine eigene kleine Einführung, bei der man die Personen kennenlernt, die einem das nötige Wissen für den Job beibringen (oder zumindest dafür sorgen, dass man die nötige Ausrüstung hat, um sich alles selbst beizubringen). In einigen Rezensionen wird kritisiert, dass es bei den Handwerksberufen wenig Abwechslung gäbe, weil man die Mini-Spiele, mit denen man Items für seinen Charaktere (oder zum Verkauf) herstellen kann, nur in drei verschiedenen Varianten spielen kann – aber gerade das finde ich überraschend herausfordernd.Wenn man eine Zeitlang einem Beruf nachgegangen ist, erfordert es doch ein bisschen Konzentration, um sich auf ein anderes Handwerk einzustellen. Und wenn man als Spieler nicht den leichten Weg geht und sich einfach alle verfügbaren Materialien zusammenkauft, sondern loszieht und die Sachen in den verschiedenen Regionen sammelt oder selber abbaut, dann wird es zu einer angenehmen Herausforderung, all die kleinen Zwischenziele im Spiel zu erreichen.

Und wie so oft zeigt auch dieses Level-5-Spiel ein ungewöhnliches Figuren- (und Monster-)Design – dieses Mal erinnern mich die verschiedenen Charaktere an die Professor-Layton-Spiele – und einen angenehmen Humor. Ich liebe es, dass mir das Spiel so viele Freiheiten bietet. Theoretisch könnte ich die ganze Geschichte mit einem einzigen „Leben“ durchspielen oder ich kann eben – so wie ich es gerade tue – versuchen, die verschiedenen Berufe parallel entwickeln und dadurch die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenspiels zwischen den unterschiedlichen Jobs nutzen.

Ich liebe es, wenn ich durch eine Region gehe, dass ich nicht nur Monster jagen und so Wolle und Leder für meine Schneiderin erbeuten kann, sondern auch (Heil-)Pflanzen, Früchte und ähnliches sammeln kann, die ich entweder als Alchemistin verarbeiten oder als Köchin zubereiten kann. Dazu gibt es natürlich noch die Abbaustellen, die ich als Schürferin nutze, um Metalle und Edelsteine zu gewinnen – die wiederum von mir als Schmiedin (oder Alchemistin) verarbeitet werden können. Dass ich als Holzfäller die Materialien besorge, mit denen ich als Schreinerin dann Werkzeuge und Möbel anfertigen kann, muss ich vermutlich nicht mehr erwähnen, während mein Leben als Angler selbstverständlich die Auswahl in meiner Küche erweitert. Ich finde es toll, dass ich, wenn ich als Schreinerin nicht genügend Stoffe für mein Sofa habe, mal eben in die Schneiderwerkstatt gehen und Fasern verweben kann. (Ich fürchte, man merkt hier deutlich, dass ich die kämpfenden Jobs nicht ganz so spannend finde wie die Handwerker.)

Außerdem gibt es unzählige nichtspielbare Charaktere, die Aufträge für mich bereithalten und viele davon sind mit einer skurrilen oder niedlichen Geschichte verbunden. Manchmal bin ich fast etwas überfordert, wenn ich das Spiel starte, weil ich mich nicht entscheiden kann, was ich als erstes machen soll. Ich könnte in einen Dungeon gehen und dort ein Monster jagen, Materialien sammeln, angeln oder Holz fällen. Ich könnte aber auch versuchen, ein „Leben“ weiter auszubauen, indem ich gezielt die diesbezüglichen Aufgaben erfülle, oder ich könnte schauen, ob ich nicht inzwischen neue Items gesammelt habe, die mir das Erstellen bislang unbekannter Gegenstände ermöglichen könnten.

Oder wenn mein Mann auch gerade im Spiel ist, dann gibt es die Möglichkeit, dass einer den anderen besucht und wir gemeinsam Abenteuer in Reveria erleben. So habe ich meinen Mann anfangs in Gebiete geführt, die er in seinem Spiel noch nicht betreten konnte, damit er Gegenstände sammeln und erbeuten kann, die er für seine Aufgaben benötigte. Und da er als Angler sein Leben begann, konnte ich davon profitieren, indem ich von ihm Fische abgreifen konnte. Es ist wirklich nett, so zusammen spielen zu können. Wir haben gerade zu Beginn sehr viel ausgetauscht oder den anderen darum gebeten, gezielt einen Gegenstand herzustellen, den man für eine Aufgabe benötigt.

Es wäre auch möglich, gemeinsam die Boss-Gegner in Angriff zu nehmen, aber bislang lasse ich mir mit den großen Kämpfen noch Zeit. Ich will das Spiel schließlich genießen und nicht in Rekordzeit beendet bekommen! Obwohl ich mich als Jägerin inzwischen vom Laien über Anfänger, Lehrling, Geselle und Experte zum Meister hochgearbeitet habe, habe ich allein in diesem Beruf noch so einige Ausbaustufen vor mir – und das ist nur einer von zwölf! Und ich freu mich schon auf all die weiteren Stunden, die ich mit „Fantasy Life“ verbringen werde, bis ich dann doch irgendwann einmal alle Möglichkeiten, die das Spiel bietet, ausgenutzt habe.

Ich glaube nicht, dass es ein anderes Entwicklerstudio gibt, von dem ich so viele Spiele mit solcher Begeisterung gespielt habe, und ich hoffe sehr, dass auch weitere Level-5-Spiele nach Europa kommen und  mich mit ihrem Charme und den vielseitigen Möglichkeiten bezaubern können.

2 Kommentare

  1. Oh Mann, du machst mich immer neugieriger auf "Fantasy Life"! Dummerweise (oder glücklicherweise?) habe ich nur den normalen DS, darauf kann man das nicht spielen …

  2. Hm, vielleicht brauchst du zu Weihnachten eine neue Konsole und dazu ein neues Spiel? *plinkert unschuldig*

    Ich finde das Spiel wirklich toll! Auch wenn ich es inzwischen auch mal liegen lassen kann (Samstag habe ich z.B. gar nicht damit gespielt), so freu ich mich immer, wenn ich das Spiel starte und mich an die nächsten Aufgaben machen kann. 🙂

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