Ich glaube, ich hätte „Hexenheide“ als Kind geliebt – und lange dem Teenageralter entwachsen, hat mir das Lesen dieses Buches wirklich Spaß gemacht. Die Geschichte ist eigentlich ganz schnell erzählt: Karim und Lenne leben am Rande eines Dorfes in den Niederlanden. Die beiden Elfjährigen wohnen weiter draußen, da wo eine Heidefläche an den Ort grenzt. Wenn sie von der Schule nach Hause gehen, dann wäre es deutlich kürzer über die Heide abzukürzen, aber das haben ihnen ihre Eltern vor einiger Zeit verboten, nachdem ein Mädchen spurlos verschwunden ist.
Denn die Erwachsenen vermuten, dass Rinnie – so hieß die verschollene Schülerin – von einem Fremden auf der Heide angesprochen und mitgenommen wurde. Als Leser hingegen hat man einen ganz anderen Verdacht, denn schon im Prolog lässt die Autorin Mariëtte Aerts drei mehr oder weniger unheimliche Frauen auftreten, die sich darüber streiten, dass sie „frisches Blut“ benötigten. Alles sehr vage, aber genau deshalb – vor allem, wenn man den Titel „Hexenheide“ im Hinterkopf behält – auch etwas unheimlich.
Eines Tages lässt sich der eher bedächtige Karim von seiner Freundin Lenne dazu überreden den Heimweg über die Heide anzutreten. Und als nichts anderes passiert, als dass sie ein ungewöhnliches Eichhörnchen sehen, gehen sie wieder regelmäßig diese Abkürzung nach Hause. Doch obwohl sich die Kinder sicher sind, dass die Heide ein ganz normales Stückchen Land ist, wird ihnen im Laufe der nächsten Wochen immer unheimlicher zumute. Eine seltsame Frau taucht immer mal wieder unvermutet auf und scheint Lenne zu sich zu rufen und auch andere ungewöhnliche Ereignisse geschehen, die sich nicht immer erklären lassen.
In der Dorfbibliothek erfahren die beiden Kinder dann auch noch mehr über die Heide – und warum sie früher von den Leuten in der Gegend nur „Hexenheide“ genannt wurde. Denn angeblich lebte dort eine Frau mit unnatürlichen Kräften, die ihre Nachbarn verfluchte und für viel Unglück im Dorf verantwortlich gewesen sein soll. So langsam aber sicher befürchtet Karim, dass eine Hexe hinter Lenne hinterher ist – und versucht alles, um seine Freundin zu beschützen.
Mir hat es gefallen, dass man zwar schnell den Verdacht hatte, dass die drei Frauen aus dem Prolog Hexen sind, aber Mariëtte Aerts sich sehr viel Zeit damit lässt näher auf die Geschichte der Hexenheide und die damit verbundenen Legenden einzugehen. Auch Karim und Lenne fand ich schön charakterisiert, die beiden sind zwei nette, aber trotzdem real wirkende Kinder, die die ganze Zeit über zwischen Angst und Faszination hin und her gerissen werden.
Ich fand die Geschichte spannend, aber nicht wirklich unheimlich. Immer nur gerade so gruselig, dass ich mich als Kind vermutlich abends etwas tiefer in meine Bettdecke eingegraben hätte, aber nie so heftig, dass mich die Handlung geängstigt oder mir gar Albträume bereitet hätte. Auch hat es mir gefallen, dass der Alltag von Karim und Lenne neben all den unheimlichen Ereignissen ganz normal weiterlaufen musste – was für die beiden gar nicht so einfach ist, da sie ja weder ihren Eltern, noch Lehrern oder Mitschülern von all den Dingen erzählen können, die sie so sehr beschäftigen.
Auch die Erzählweise von Mariëtte Aerts hat mir gefallen, die Autorin verwendet eine klare und gut zu erfassende Sprache, so dass die Geschichte auf jeden Fall für Kinder ab zehn sehr gut zu lesen ist, ohne dabei so simpel zu werden, dass es für mich als Erwachsene langweilig wurde. Insgesamt ist das einfach ein rundum gelungenes Buch rund um Freundschaft, übernatürliche Vorgänge, Vorurteile und eine Menge mehr – mir hat es so gut gefallen, dass es erst einmal einen Platz in meinem Regal bekommen wird.
Hört sich schon etwas gruselig an, für mich kleines Weichei 😉 Allerdings schön gruselig, ich denke, ich würde es auch gerne mal irgendwann lesen, eigentlich mag ich ja so leichte Gruselkost ganz gern – zumindest wenn ich danach nicht aufs Moor muss 😉 Oder im Dunkeln durch den Nebel laufen muss…
Hihi, es ist wirklich kaum gruselig … nur so ein ganz kleines bisschen, eben genau richtig für ein Kinderbuch! 🙂 Und am Ende wünscht man sich fast, man würde auch mal die Hexen kennenlernen … *dumdidum*
Dieses Buch hört sich toll an 🙂
Da schließ ich mich tialda doch glatt an – das klingt wirklich super!
@Tialda & Irina: Für mich war das Buch ein überraschender Treffer – ich hatte eigentlich nur Lust mal wieder eine klassische Hexen-Geschichte zu lesen. Jetzt hoffe ich sehr, dass noch mehr von der Autorin ins Deutsche übersetzt wird. 🙂
[…] „Frühstücks“pause gibt es „Zwischenwelten“ von Mariëtte Aert, deren „Hexenheide“ mir so gut gefallen hatte. Der Wecker soll mich daran erinnern, dass ich noch etwas Arbeit heute […]