Vor ein paar Wochen habe ich noch steif und fest behauptet, dass ich gerade keine Lust auf historische Liebesromane habe – und nun lese ich einen nach dem anderen und finde die Geschichten wunderbar erholsam. Nachdem ich die fünf Julia-Quinn-Romane, die noch auf meinem SuB lagen, in den letzten Tagen gelesen habe, habe ich beim Stöbern durch meine eBooks am vergangenen Wochenende eine Sammlung von neun (ungekürzten) Historicals entdeckt und den ersten Roman davon direkt am Sonntag gelesen.
„A Scandalous Past“ von Ava Stone ist der vierte Band einer ganzen Reihe mit „Scandalous“-Titeln, aber ich hatte keine Probleme in die Geschichte reinzukommen. Protagonistin dieser Geschichte ist Cordelia (Cordie) Avery, deren beste Freundin Olivia vor kurzem einen Wüstling geheiratet hat, nachdem die beiden in einer verfänglichen Situation ertappt wurden. Da Olivia eindeutig sehr glücklich mit der Wahl ihres Ehemanns ist, auch wenn die Gesellschaft sie seit ihrer Heirat nicht gerade höflich behandelt, überlegt Cordie, ob ein (gezähmter) Wüstling nicht auch für sie der geeignete Ehemann sein könnte. Die junge Frau hat in den vergangenen drei Jahren mehrere Heiratsanträge bekommen, aber da diese von Mitgiftjägern, von deutlich älteren Herren oder sehr dominanten Männern kamen, hat Cordelia bislang jeden Antrag abgelehnt. Dabei möchte sie nichts mehr als endlich heiraten und so ihrer despotischen (und sie regelmäßig schlagenden) Mutter entkommen. Doch ihr ist bewusst. dass sie gut wählen muss, um das eine „Gefängnis“ nicht gegen das andere zu tauschen.
Cordelias Gegenstück ist Brendan Reese, der Earl of Clayworth. Brendan ist seit sieben Jahren verwitwet und denkt nicht daran sich wieder zu verheiraten. Seine Ehe war nicht sehr glücklich und seitdem seine Frau Miranda gestorben ist, konzentriert er sich darauf, sich um seine kleine Schwester und den illegalen Sohn seiner älteren Schwester zu kümmern. Außerdem hat ihm seine Frau Miranda vor ihrem Tod anvertraut, dass sie in den Sachen seiner verstorbenen Mutter verfängliche Briefe gefunden hat, die die gesamte Familie ruinieren können – und so jagt er seit Jahren diesen Briefen hinterher, ohne einen Hinweis zu haben, wo sie sein könnten.
Bei einem Ball lernen sich die Cordie und Brendan kennen – und als Brendan erfährt, dass Cordelias ältere Schwester die beste Freundin von Miranda war, bemüht er sich um die junge Frau, um so Zutritt zu ihrem Haus zu bekommen, in dem eventuell die verfänglichen Briefe sein könnten. Gleichzeitig trifft Cordie bei diesem Ball auf den stadtbekannten Wüstling Lord Haversham, der sehr an ihr interessiert zu sein scheint, und somit von ihr als potenzieller Ehekandidat in Betracht gezogen wird.
Ich muss gestehen, dass ich die Grundidee sehr nett fand. Cordie konzentriert sich die ganze Zeit darauf Lord Haversham näher kennenzulernen und Brendan möchte nur irgendwie die Briefe seiner Mutter wieder in seinen Besitz bringen. So benutzten sich die beiden gegenseitig und lernen sich dadurch natürlich so gut kennen, dass sie sich verlieben. Cordelias Besessenheit einen Wüstling zu heiraten, weil sie denkt, dass nur so ein Mann ihr die von ihr gesuchte Freiheit gewähren kann, ist zwar etwas extrem, aber ich glaube, wenn ich mit der Mutter unter einem Dach leben würde, wären meine Gedankengänge auch nicht besonders logisch.
Mir ist beim Lesen der Geschichte mal wieder aufgefallen, dass ich die Nebenfiguren besonders reizvoll fand. Lady Staveley, die sich sehr engagiert in die Angelegenheiten ihrer Freunde einmischt, während ihr Mann eine (für Außenstehende) erstaunlich gelassene und distanzierte Haltung zu ihren Aktionen einnimmt, und natürlich Lady Astwick die obligatorische gefürchtete ältere Dame, die in der Gesellschaft den Ton angibt, und Lord Haversham, dessen Bekehrung mir etwas zu schnell ging, auch wenn zum Glück bis zum Ende etwas von seiner skrupellosen Seite durchschimmert. Doch, das war nett und genau passend für einen erholsamen Sonntag.