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Ben Guterson: Winterhouse

Über „Winterhouse“ von Ben Guterson bin ich in den letzten Monaten immer wieder gestolpert, und nachdem ich das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, habe ich es mir gleich gegriffen und gelesen. Die Geschichte wird aus der Sicht der elfjährigen Elizabeth Somers erzählt, die seit ihrem vierten Lebensjahr bei ihrer Tante Purdy und ihrem Onkel Burlap lebt. Besonders glücklich ist sie dort nicht, da ihre Verwandten ihr das Gefühl geben, sie sei nur eine (kostenintensive) Last. Umso überraschender ist es, als die beiden über Weihachten allein in den Urlaub fahren, während für Elizabeth ein dreiwöchiger Aufenthalt in einem anderen Hotel gebucht wird. Obwohl sich Elizabeth von ihrem Hotel, dem Winterhouse, nicht viel verspricht, fühlt sie sich auf Anhieb wohl in dem beeindruckenden großen Gebäude mit den freundlichen Angestellten und dem etwas exentrisch erscheinenden Besitzer Norbridge.

Zu ihrer großen Überraschung freundet sie sich schon an ihrem ersten Tag mit dem gleichaltrigen Freddy an, der nicht nur ebenso große Freude an Anagrammen und (Wort-)Puzzles hat wie Elizabeth, sondern ebenfalls über die Feiertage allein im Winterhouse weilt. So verbringen die beiden einen Großteil ihrer Zeit in dem Hotel gemeinsam, fordern sich gegenseitig mit Rätseln und Wortleitern heraus und genießen die diversen Winteraktivitäten in der verschneiten Landschaft rund um das Winterhouse. Dass es diverse rätselhafte Dinge im Hotel zu entdecken gibt, wie das Geheimnis um das Porträt von Nestor Falls, dem Gründer des Winterhouses, oder die Gründe hinter Norbridges seltsamem Verhalten in der Bibliothek des Hotels, macht den Aufenthalt für Elizabeth nur noch reizvoller. Weniger angenehm ist ihr allerdings das Verhalten des rätselhaften Ehepaars Selena und Marcus Q. Hiems, da ihr die beiden Personen regelrecht unheimlich sind und sie nichts Gutes im Schilde zu führen scheinen.

Ich muss gestehen, dass ich mich ein bisschen zwiespältig fühle, wenn es um „Winterhouse“ geht, denn ich mochte die Geschichte zwar sehr gern, aber das Buch hat mich nicht so mitgerissen wie einige andere, die ich in den letzten Wochen gelesen habe. Das wäre jetzt nicht so schlimm, denn normalerweise reicht es mir, wenn ein Roman einfach nur „nett“ ist und ich stundenlang in Beschreibungen von gemütlich-besonderen Häusern oder Hotels schwelgen kann. Aber beim „Winterhouse“ gab es das eine oder andere Element, das ich unstimmig fand, und so gern ich sonst von Rätseln lese, so konnte ich Elizabeths und Freddys Begeisterung für Wortleitern nicht so ganz nachvollziehen. Auch habe ich sonst kein Problem mit Magie, aber hier hätte es für mich gereicht, wenn sich der magische Anteil auf Elizabeths „vorahnungsähnliche Gefühle“ beschränkt hätte, denn mit all den Rätseln und Puzzles hätte die Geschichte auch ohne dieses zusätzliche Element (und die dramatische Szene in der Bibliothek am Ende) funktioniert.

Insgesamt habe ich mich von „Winterhouse“ aber gut genug unterhalten gefühlt, dass ich die Fortsetzung nach dem Lesen auf meine Merkliste gesetzt habe. Ich mochte das Hotel und mir gefielen Details wie das riesige Puzzle in der Lobby und die beiden Herren, die seit Jahren immer wieder gemeinsam daran arbeiten, oder natürlich die überraschend große Hotelbibliothek mit der liebenswerten Bibliothekarin. Und obwohl die Enthüllungen bezüglich Elizabeths Familie am Ende des Romans nicht so überraschend kamen, bin ich doch neugierig darauf, wie es mit ihr und all den anderen Charakteren weitergeht. Irgendwann werde ich also ins „Winterhouse“ zurückkehren und weitere Abenteuer mit Elizabeth und Freddy erleben, auch wenn mir der nächste Teil nicht so wichtig ist, dass ich sofort die Fortsetzung hätte bestellen müssen.