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Brian Selznick: Die Entdeckung des Hugo Cabret

Bei diesem Buch könnte ich endlich mal denjenigen entgegenkommen, die gern eine kurze Rezension von mir lesen würden: Es ist toll! Wenn ihr nichts gegen eine Geschichte habt, die ab 10 Jahren gedacht ist, oder gegen eine Erzählweise, die zum Teil aus Text und zum Teil aus Bildern besteht, dann lauft los, besorgt euch das Buch und lasst euch bezaubern!

Aber wie das nun mal so ist, kann ich mich einfach nicht kurzfassen, und deshalb gibt es hier jetzt noch einmal ganz ausführlich meine Meinung. Mit mehr Details zu Hugo und seiner Geschichte, mit Begründungen für mein „Das Buch ist toll“ und vielleicht stört es dann auch nicht, dass ich mal wieder einen so langen Text verfasst habe. 😉 „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ ist eine Mischung aus Bildergeschichte und einem Jugendroman – und anfangs musste ich mich erst einmal auf die Erzählweise einlassen. Der Autor Brian Selznick hat mehr als die Hälfte der (mehr als 540) Seiten mit Bleistiftzeichnungen gefüllt, auf denen die Handlung weitergeführt, wird. Dabei fällt auf, dass er ganz oft in seinen Zeichnungen mit filmischen Elementen arbeiten z.B. dem Zoom auf ein Detail in einer großflächigen Szenerie.

Auf der einen Seite wird in diesem Roman die Geschichte des Jungen Hugo erzählt. Dieser ist ein Waisenkind und hat eine Zeitlang bei seinem Onkel mitten im Pariser Bahnhof gelebt. Doch eines Tages verschwand Hugos Onkel spurlos – und damit man ihn nicht auf die Straße setzt, übernimmt der Junge seine Arbeit. So kümmert sich Hugo um die vielen verschiedenen Uhren im Bahnhof und ernährt sich zum Großteil von dem, was er in den Läden im Bahnhof stehlen kann.

Nur eine Sache gibt es, an der Hugos Herz hängt, ein automatischer Mann, um dessen Restauration sich schon sein Vater bemüht hatte. So mopst der Junge nicht nur Lebensmittel in den umliegenden Läden, sondern auch kleine mechanische Teile aus dem Geschäft eines Spielzeugmachers, mit denen er den automatischen Mann fertig reparieren will. Doch dann erwischt ihn der alte Mann beim Stehlen und bekommt, als er die Taschen des Jungen nach weiterer Diebesbeute durchsucht, das Notizbuch von Hugos Vater in die Hände. Hier hatte dieser alle Pläne rund um den mechanischen Mann aufgeschrieben und nach diesen Anleitungen versucht der Junge das technische Wunderwerk wieder in Gang zu bringen. Nur mit Hilfe von Isabelle, der Patentochter des Spielzeugmachers, gelingt es Hugo sein kostbares Notizheft zurück zu bekommen. Doch dafür will das Mädchen mehr über den Jungen und den rätselhaften automatischen Mann erfahren.

Brian Selznick benutzt die Geschichte rund um Hugo, um den Leser in eine Zeit zu führen, als Filme noch Wunderwerke waren. So wird dieser Roman zu einer Hommage an die ersten Filme, die je im Kino gezeigt wurden und den Filmemacher Georges Méliès, dessen Werke die Stummfilmzeit prägten. Es gelingt dem Autor für den Leser fühlbar zu machen, welche Magie damals vom Film ausging und wie unfassbar es für die Zuschauer war, dass dort auf der Leinwand jemand zum Mond reiste oder dass dort ein Zug auf sie zuraste. Immer wieder nimmt Brian Selznick in dem Bildern – die meiner Meinung nach angenehm altmodisch aussehen mit ihren weichen Bleistiftdarstellungen – filmische Elemente auf. Auf der einen Seite den Zoom auf Personen, aber auch Dinge, die laut Hugo einfach in eine gute Filmgeschichte gehören, wie Verfolgungsjagden.

Ich dachte vor dem Lesen dieses Buches, dass ich eigentlich eine Menge über die Entstehung des Films und die Stummfilmzeit weiß, aber es war wirklich spannend noch mehr Details über diese Zeit zu erfahren. Ich habe nicht nur Lust bekommen mal wieder Klassiker mit Harold Lloyd wie „Ausgerechnet Wolkenkratzer!“ zu sehen, sondern auch eine ganze Menge über die Zusammenhänge zwischen Bühnenzauberei, Automaten und der Filmgeschichte gelernt. Meine einzigen Kritikpunkte an dem Taschenbuch sind die enge Bindung (die leider so manches Detail bei den Bildern „frisst“, da ich nicht bereit bin, die mit Gewalt aufzubrechen) und der doch recht übersichtliche Text auf den Seiten.