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Chris Ewan: Amsterdam

Nachdem Karis SuB-Losverfahren ja schon dafür gesorgt hatte, dass ich mich endlich mal mit „Königsallee“ von Horst Eckert beschäftigte, hat mir das Warten auf die nächste Runde fast ein wenig zu lange gedauert. 😉 Also war Kari so lieb und hat mir per Mail eine weitere Zahl genannt, anhand derer ich einen Roman aus meinem Regal fischen konnte. Lustigerweise hat sie – genau wie meine „Glücksfee“ – die 55 gewählt und so traf es den Krimi, der sich vor ein paar Wochen noch liebevoll an „Königsallee“ schmiegen konnte.

Die Hauptfigur in „Amsterdam“ ist der Engländer Charlie, ein Schriftsteller und ein Einbrecher. Obwohl er als Jugendlicher mal bei einem kleinen Einbruch erwischt wurde, kann er eine weiße Weste vorweisen, war nie im Gefängnis – und hängt natürlich auch nicht an die große Glocke, dass er einem illegalen Nebenerwerb nachgeht. Umso mehr überrascht es ihn, als eines Tages ein Amerikaner mit ihm Kontakt aufnimmt und ihn beauftrag zwei kleine Affenfiguren zu stehlen. Obwohl Charlie bei dem Gedanken an diese Einbrüche nicht ganz wohl ist, lässt er sich von seiner Neugierde und der Suche nach Nervenkitzel zu diesem Auftrag hinreißen. Wenig später findet er eine Leiche, wird des Mordes verdächtigt und von mehreren Parteien gejagt.

Die Geschichte lässt mich ein wenig zwiespältig zurück. Auf der einen Seite fand ich Charlie und sein Umfeld recht sympathisch und habe es genossen, dass Chris Ewans in seiner Handlung viele Kleinigkeiten berücksichtigte, die sonst gern mal unter den Tisch fallen. Sein Einbrecher ist weder aufgrund von Not oder einer schweren Kindheit auf die schiefe Bahn geraten, er plant seine Schritte normalerweise sehr sorgfältig und geht sehr gründlich vor. Manchmal sogar detaillierter als es mir lieb war, denn stellenweise ging diese Detailversessenheit auf Kosten der Spannung.

So misstrauisch und vorsichtig Charlie normalerweise vorgeht, so sehr verwundert es dann doch, dass er immer wieder gewillt ist, sich auf die Aussagen seiner Gesprächspartner zu verlassen. Auf der anderen Seite wird der Leser immer mal wieder bewusst im Unklaren gelassen, eine Vorgehensweise, die mich wirklich kirre macht. Charlie öffnet eine Schublade, macht eine aufsehenerregende Entdeckung – und ich erfahre erst im nächsten Kapitel, was er da gesehen hat. Auch wenn mir so das Mitraten erschwert wurde, hatte ich doch recht schnell den richtigen Täter in Verdacht.

Trotz dieser Schwachpunkte war „Amsterdam“ eine sehr entspannte und unterhaltsame Lektüre. Die Holländer und ihre Stadt wurden liebevoll (wenn auch nicht immer meinen Erfahrungen gemäß *g*) beschrieben und Chris Ewan hat sympathische und recht realistische Figuren geschaffen und diese vor ein interessantes Problem gesetzt. Es gibt bessere und/oder spannende Krimis, aber trotzdem werde ich wohl die Augen nach der Fortsetzung, „Kleine Morde in Paris“ aufhalten, denn manchmal reicht es, wenn eine Geschichte einfach nur nett ist.