In den letzten Wochen hatte ich relativ viele Zahnarzttermine und dementsprechend einen großen Bedarf an „Wartezimmerlektüre“. „Tod im Tower“ war perfekt für die Wartezeit beim Zahnarzt – atmosphärisch geschrieben, sympathische Charaktere und der Fall war zwar jetzt nicht superspannend, aber unterhaltsam geschrieben. Mit John Mackenzie hat die Autorin Emma Goodwyn eine reizvolle Figur geschaffen. Der ehemalige Armeepsychologe ist seit neustem Mitglied der königlichen Wachtruppe des Towers und als der Beefeater eines Abends seinen Dienst antritt, vermissen kurz darauf seine Kollegen eine Besucherin der Schlüsselzeremonie.
Als wenig später die Leiche der jungen Dame gefunden wird, steht schnell fest, dass als Mörder nur einer der Besucher oder ein Kollege von John in Frage kommt. Neben den Ermittlungen der Polizei (unter der Führung von Johns verhasstem Cousin Simon Whittington) soll John auf Anweisung seines Vorgesetzten nach möglichen Verdächtigen suchen. Seine Erfahrungen als Psychologe, so Johns Vorgesetzter, sollte ihm dabei von Vorteil sein und dabei helfen den Täter einzugrenzen.
„Tod im Tower“ ist kein besonders spannender Krimi, die Lösung ist recht vorhersehbar, die Schreibweise eher schlicht und die Figuren sind nicht besonders komplex dargestellt. Trotzdem habe ich mich von dem Roman wunderbar unterhalten (und vom Zahnarzttermin abgelenkt) gefühlt. Es gibt viele nette kleinen Szenen, sei es zwischen den verschiedenen Figuren oder rund um die Orte, an denen John sich aufhält. John selber ist ein netter und hilfsbereiter Familienmensch, die Arbeit im Tower wird atmosphärisch beschrieben (wobei ich nicht beurteilen kann wie realistisch die Darstellung ist) und obwohl ich das Buch bei 30 Grad Außentemperatur gelesen habe, habe ich die Vorweihnachtsstimmung der Geschichte genossen.
Ich bin jetzt nicht so hingerissen von dem Roman, dass ich mir sofort die Fortsetzungen besorgen muss, bereue die Zeit, die ich mit dem Buch verbracht habe, aber definitiv nicht. Es war einfach mal wieder eine unterhaltsame, wenn auch wenig aufsehenerregende Lektüre. Manchmal reicht es eben, wenn ein Buch nur „ganz nett“ ist.