Schlagwort: Greg Iles

[Kurz und knapp] Greg Iles: Leises Gift

Klappentext:
Dr. Chris Shepard hat die junge Frau, die in seine Arztpraxis kommt, nie zuvor gesehen. Alex Morse gibt sich als Agentin des FBI zu erkennen. Sie sei, so sagt sie, auf der Spur eines Scheidungsanwalts, der seinen Klienten einen besonderen Dienst bietet: Ihre Ehepartner sterben auf unerklärliche Weise.

„Okay. Aber warum erzählen Sie mir das?“
„Weil vor genau einer Woche Ihre Frau nach Jackson gefahren ist und zwei Stunden im Büro dieses Anwalts verbracht hat.“

„Leises Gift“ ist der erste Roman, den ich von Greg Iles gelesen habe, und ich fand das Buch wirklich unterhaltsam. Solange ich die Nase im Buch stecken hatte, fiel es mir schwer, es aus der Hand zu legen, auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass ich es auch gut liegen lassen konnte, wenn ich erst einmal eine Pause beim Lesen gemacht hatte. Vor allem gefiel mir die Grundidee des Romans, ich habe schon lange keine Geschichte mehr gelesen, bei der mir die Mordmethode ein so flaues Gefühl im Magen verursacht hat.

Schön fand ich den Anfang der Geschichte, bei der man etwas mehr über Agentin Alex Morse und die Schicksalsschläge, die sie in den letzten Monaten erlebt hat (Vater erschossen, Mutter liegt im Sterben, traumatische Erlebnisse bei einem FBI-Einsatz) erfährt. Als dann auch noch ihre Schwester Grace einen tödlichen Schlaganfall erleidet und Alex gerade noch anvertrauen kann, dass sie denkt, dass ihr Mann sie getötet hat, scheint die FBI-Agentin ihren Blick für die Realität zu verlieren. Hätte Greg Iles an diesem Punkt offen gelassen, ob Alex sich aufgrund des emotionalen Stresses in der näheren Vergangenheit in etwas total Absurdes verrannt hätte oder ob an der Mordtheorie etwas Wahres dran ist, dann hätte die Geschichte richtig gut werden können.

So aber verrät der Autor schon sehr früh dem Leser, dass es da wirklich einen unmoralischen Scheidungsanwalt gibt, der seinen reichsten Klienten einen besonderen Service bietet, und einen Wissenschaftler, der in der Lage ist, gezielt tödliche Krankheiten hervorzurufen. Das führt dazu, dass selbst bei den gründlichsten Untersuchungen in verdächtigen Todesfällen die Todesursache immer natürlich zu sein scheint, während misstrauischen Familienangehörige oder Ermittler nichts unternehmen können. Also läuft das Buch letztendlich daraus hinaus, ob es Alex jemals gelingt, handfeste Beweise für die Morde zu finden. Dank des verschenkten Potenzials ist „Leises Gift“ am Ende nur ein netter, unterhaltsamer Roman mit etwas einseitig gestrickten Charakteren und einem Finale voller Hollywood-mäßiger Explosionen und Schießereien. Aber manchmal ist ein netter Thriller mit einer gruseligen Grundidee auch genau das Richtige, um ein paar entspannte Leseabende zu verbringen.