„Goldie Vance“ hatte mir mein Mann schon vor längerer Zeit unter die Nase gehalten, als er die Reihe im Comic-Katalog entdeckte, aber die Beschreibung hatte mich damals nicht so sehr gereizt. Trotzdem ist mir der Comic immer wieder über den Weg gelaufen, und je mehr ich darüber erfuhr, desto neugieriger wurde ich. Den letzten Ausschlag gab dann Rikes Meinung zu der Comicreihe. Der Comic dreht sich um die Erlebnisse der sechzehnjährigen Marigold „Goldie“ Vance, die für den Parkservice des „Crossed Palms Resort“ arbeitet. Das „Crossed Palms Resort“ ist ein Hotel in dem fiktiven Ort St. Pascal in Florida, das von Goldies Vater Arthur Vance geleitet wird, und das nicht nur über diverse Angebote zur Entspannung der Gäste, sondern mit Walter Tooey auch über seinen eigenen Hoteldetektiv verfügt.
Als selbsternannte Assistentin von Walter Tooey kann Goldie ihrer eigentlichen Leidenschaft nachgehen und einen – mehr oder weniger skurrilen – Fall nach dem anderen lösen. Dabei wird sie von Walter nur toleriert, auch wenn er zugeben muss, dass sie ihm regelmäßig die Lösung seiner Fälle auf dem Tablett serviert, während er noch nach dem richtigen Weg für den Start seiner Ermittlungen sucht. Ein Grund, warum Goldie so erfolgreich als Detektivin ist, liegt darin, dass sie nicht nur im Hotel, sondern auch im Ort gut vernetzt ist und so von allen Seiten Informationen erhält, die ihr weiterhelfen. Im Hotel steht ihr vor allem ihre Freundin Cheryl Lebeaux zur Seite, die nicht nur für den Empfang der Gäste verantwortlich ist, sondern heimlich von einer Karriere als Astronautin träumt.
Insgesamt ist der Ton in dem Comic sehr locker und amüsant, aber regelmäßig lässt Hope Larson als Autorin der Geschichten auch ernste Themen durchblitzen, wie zum Beispiel bei einem Moment zwischen Goldie und ihrer Mutter, als das Mädchen seine Mutter fragt, wie denn ihr neuer Verehrer auf die Tatsache reagiert habe, dass ihre Tochter nicht weiß sei. Doch solche Elemente blitzen nur kurz zwischen all den seltsamen und witzigen Fällen auf, mit denen sich Goldie konfrontiert sieht. Dabei ist Goldie bei ihren Ermittlungen so auf ihr Ziel fokussiert, dass sie nicht immer wählerisch bei den Wegen ist, die sie geht, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. So ist es kein Wunder, dass sich das Mädchen im Laufe des ersten Bandes nicht nur mit einem eigentlich harmlosen Dieb, feindlichen Agenten und einer geheimnisvollen Organisation herumschlagen muss, sondern auch ihren Vater in ernsthafte Schwierigkeiten bringt.
Ich habe Goldies Abenteuer mitsamt den ganzen abwegigen Elementen wirklich genossen und konnte dabei gut darüber hinwegsehen, dass nicht jede Entwicklung in der Handlung logisch und glaubwürdig war. Auch mochte ich die vielen verschiedenen Freunde und Verbündeten, denen Goldie im Laufe der Geschichte begegnet. Wobei es angesichts der vielen sympathischen und stimmigen Charaktere umso bedauerlicher ist, dass Goldies Gegenspielerin Sugar Marple schrecklich klischeehaft als herzlose, reiche, weiße Zicke dargestellt wird, aber vielleicht ändert sich das ja noch in den folgenden Bänden (auch wenn ich ehrlich gesagt nicht damit rechne).
Die Zeichnungen von Brittney Williams sind wunderbar dynamisch und sehr gefällig anzuschauen. Der Zeichnerin gelingt es sehr schön, die verschiedenen Stimmungen einzufangen, egal, ob die jeweilige Szene einen nachdenklichen Moment, ein entspanntes Zusammentreffen mit Freunden oder eine Autoverfolgungsjagd zeigt. Ergänzt werden die Zeichnungen durch die Farbgebung von Sarah Stern, die ein stimmiges 60er-Jahre-Feeling vermittelt, ohne es dabei zu sehr mit den Pastelltönen zu übertreiben, und stattdessen immer wieder zu dunkleren Farben greift, die den jeweiligen Szenen eine realistischere (und ernsthaftere) Atmosphäre verleiht. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich die Geschichte und die Charaktere nach diesem abgedrehten Start in den weiteren Bänden noch entwickeln und freue mich darüber, dass ich noch ein paar Bände mit „Goldie Vance“ vor mir habe.