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Ian Rankin: Der diskrete Mr. Flint (Hörbuch)

„Der diskrete Mr. Flint“ ist ein Frühwerk des Autors Ian Rankin und die Romanvorlage (die wohl auch nicht so umfangreich ist, zumindest wird mir für die englische Ausgabe eine Seitezahl von 254 angezeigt) wurde für die Hörbuchausgabe gekürzt. Wobei ich nach dem Lesen einer ausführlichen Buchrezension den Verdacht habe, dass vor allem „Actionszenen“ weggefallen sind – auf jeden Fall hatte ich beim Hören nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas verpassen oder nicht verstehen würde. Man muss aber schon etwas aufpassen, um nicht durcheinander zu kommen, wenn auf einmal wieder eine Person eine Rolle spielt, die eher am Anfang der Geschichte Erwähnung fand.

Aber ich nehme schon wieder Sachen voraus, also erst einmal ein paar Worte zum Inhalt des Hörbuchs. Die Geschichte dreht sich um Miles Flint, der als „Aufpasser“ beim MI5 in London arbeitet, und spielt in den 80er Jahre, zu einer Zeit als die Bomben der IRA eine regelmäßige Bedrohung darstellten. Miles Arbeit ist weder aufregend, noch besonders gefährlich. Er ist nur einer von vielen Agenten, die Tag für Tag verdächtige Personen beobachten, ihren Bewegungen analysieren und ihre Gespräche abhören. Doch dann läuft bei einer simplen Beobachtung etwas schief und Miles muss für den misslungenen Auftrag die Verantwortung übernehmen. In den folgenden Tagen fragt er sich ständig, wie so etwas passieren konnte und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln …

Ian Rankin orientiert sich mit „Der diskrete Mr. Flint“ an den eher ruhigen Spionagegeschichten, die – meinem Gefühl nach – eher vor als während des Kalten Krieges entstanden. Der zurückhaltende Miles muss sich aber nicht mit russischen Spionen auseinandersetzen, sondern vor allem mit seinen eigenen Kollegen vom MI5 und der Befürchtung, dass einer von ihnen ein Doppel- oder gar Dreifachagent sein könnte. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt, so dass man als Hörer schon früh weiß, dass noch mehr Personen in die Angelegenheit verwickelt sind als Miles absehen kann und dass einer von Miles‘ Kollegen geheime Botschaften mit einer unbekannten Person austauscht.

Mir hat die Geschichte sehr viel Spaß gemacht, ich fand sie kurzweilig und stellenweise von einem angenehm leisen Humor durchzogen. Ich habe eine Schwäche für eher ruhige und klassische Spionagegeschichte und Miles Flint ist mir als Protagonist wieder Willen schnell ans Herz gewachsen. Ein bisschen extrem fand ich seine Käfer-Hobby und nachdem die kriselnde Beziehung zu seiner Frau Sheila anfangs doch einigen Raum einnahm, hätte ich mir gewünscht, dass sie am Ende eine etwas entscheidendere Rolle gespielt hätte. Auch die Zeit, in der das Ganze spielt, hat Ian Rankin schön dargestellt. Auf der einen Seite gibt es da die Bomben und die Paranoia der Menschen (die natürlich bei den Agenten noch ausgeprägter ist als bei den normalen Bürgern) und auf der anderen Seite muss man sein Leben trotzdem weiterleben. Die Gesellschaftskritik – eigentlich vor allem eine Kritik an den beiden Seiten des Nordirland-Konflikt – wird von Ian Rankin nicht gerade dezent angebracht, aber passend innerhalb der Geschichte. Für diejenigen, die von Rankin die Rebus-Geschichten mögen, möchte ich noch anmerken, dass „Mr. Flint“ eigentlich nichts damit zu tun hat. Sowohl der Stil, als auch die Figurenzeichnungen sind vollkommen unterschiedlich – und sollte meiner Meinung nach auch nicht miteinander verglichen werden.

Gelesen wird das Hörbuch von Heikko Deutschmann, den ich als Sprecher sehr gerne mag. Auch bei „Der diskrete Mr. Flint“ hat er eine gute Arbeit abgeliefert, die einzelnen Figuren gut und individuell gesprochen (ich verkneife mir mal die übliche Anmerkung zum Thema Frauenstimmen :D), ohne dabei zu übertreiben. Über die Tonqualität kann ich mich auch nicht beschweren, sonstige Extras gab es nicht, allerdings waren die Tracks mit einer durchschnittlichen Länge um die 10 Minuten doch recht lang. Aufgefallen ist mir das aber erst, als ich nach drei Stunden Schmetterlingsflieder stutzen feststellte, dass ich keine 20 Tracks gehört hatte.