Über „To all the boys I’ve loved before“ von Jenny Han bin ich bei Sunny gestolpert. Genauer gesagt hat ihre Rezension zu dem Hörbuch dafür gesorgt, dass ich mir den Roman in der Bibliothek vormerken ließ, nachdem ich vorher schon etwas drumherum geschlichen war. Oh, und trotz des englischen Titels habe ich die deutsche Übersetzung (von Birgitt Kollmann) gelesen. Die Geschichte wird von der sechzehnjährigen Lara Jean erzählt, deren Leben sich durch die Tatsache, dass ihre große Schwester Margot zukünftig in Schottland studieren wird, sehr verändert. Seit dem Tod der Mutter vor einigen Jahren hat sich Margot immer um alles gekümmert, hatte alle Termine im Blick, hat sich um die Einkäufe, den Haushalt und ihre beiden jüngeren Schwestern gekümmert und dafür gesorgt, dass der Vater als Arzt nicht zu viele Wochenendschichten übernimmt. Doch nun muss Lara Jean versuchen Margots Position auszufüllen und sich allein um die kleine Schwester Kitty und all die anderen anfallenden Verpflichtungen kümmern.
Da ist es nicht gerade hilfreich, dass die fünf „Anti-Liebesbriefe“, die Lara Jean in den vergangenen Jahren an die Jungs geschrieben hat, in die sie einmal verliebt war, aus ihrem Versteck verschwinden und den betreffenden Jungen mit der Post geschickt werden. Denn unter diesen fünf Liebesbriefen war auch einer an den Nachbarjungen Josh, der bis zu Margots Abreise noch der Freund von Lara Jeans großer Schwester war. In ihren Briefen hatte Lara Jean alles aufgeschrieben, was sie an den betreffenden Jungen mochte (und zum Teil, was sie an ihnen nicht leiden konnte), sie war so ehrlich, wie sie nur sein konnte, weil sie ja davon ausging, dass niemand je diese Briefe zu lesen bekäme, und mit dem Schreiben dieser Briefe hat sie jedes Mal mit dem Verliebtsein in diese Person abgeschlossen. Doch nun wissen die Jungen von all den Gefühlen, die Lara Jean für sie hatte, und mehr als einer spricht sie auf das an, was sie in ihrem Brief an ihn geschrieben hat.
Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht Lara Jean dabei zu begleiten, wie sie mit all dem auf einmal aufkommenden Chaos in ihrem Leben umgeht. Lara Jean ist normalerweise ein sehr ängstliches Mädchen, schon die Fahrt zum Einkaufszentrum überfordert sie, weil sie sich ständig ausmalt, was alles passieren könnte, aber nun muss sie sich all den Jungen stellen, die mit ihr über die Briefe reden wollen. Besonders bei Josh ist es ihr peinlich, da sie sich sicher ist, dass er und ihre Schwester Margot doch eigentlich zusammengehören, auch wenn sich Margot von ihm getrennt hat. Um Josh zu zeigen, dass sie überhaupt nicht mehr an ihm interessiert ist, lässt sich Lara Jean auf so manch verrückte Aktion ein und entdeckt dabei Seiten an sich, die sie sich selber nicht zugetraut hätte.
Doch obwohl sich ein Großteil der Handlung um Lara Jean (eher nicht vorhandenes) Liebesleben dreht, ist „To all the boys I’ve loved before“ für mich eher eine Geschichte rund um das Verhältnis der drei Schwestern zueinander und um Lara Jeans Entwicklung, nachdem ihr Leben nicht mehr so von ihrer großen Schwester beeinflusst wird. Auf einmal ist da keine Margot mehr, die sich darum kümmert, dass Lara Jean alles auf die Reihe bekommt, sich um Praktikumsplätze bewirbt oder ähnliche Dinge tut. Jetzt muss sie alles allein hinkriegen und sehr oft ihren ganzen Mut zusammennehmen, um sich einer Herausforderung zu stellen. Dabei scheitert Lara Jean häufig an ihren eigenen Ansprüchen, möchte sie doch eigentlich genauso perfekt sein wie Margot (es zu sein scheint). Jenny Han erzählt Lara Jeans Geschichte voller überraschender Wendungen, witziger Szenen und liebenswerter Figuren, was nicht nur dazu führte, dass ich den Roman an einem Tag durchgelesen hatte, sondern auch dazu, dass ich mich dabei ganz wunderbar amüsiert und wohlgefühlt habe.