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Jo Spurrier: Daughter of Lies and Ruin (Tales of the Blackbone Witches 2)

„Daughter of Lies and Ruin“ von Jo Spurrier ist die Fortsetzung von „A Curse of Ash and Embers“, und ich muss sagen, dass ich es sehr mag, wie die Autorin erst mit einem Überfall durch Banditen beginnt und dann so nach und nach dezent Informationen über die Ereignisse im ersten Band in die Geschichte einfließen lässt. Ebenso gefällt es mir, wieder die Perspektive der Protagonistin Elodie (Dee) einzunehmen, die sich nach all den Wochen als Lehrling der Hexe Aleida immer noch nicht daran gewöhnt hat, dass es Magie in ihrem Leben gibt. Ihr ganzes (junges) Leben lang war Dee nichts anderes als ein Dienstmädchen – erst für ihre Familie, dann für ihre neue Arbeitgeberin – und so fällt es ihr natürlich schwer, sich selbst anders wahrzunehmen. Gemeinsam mit Aleida ist Dee zu Beginn der Geschichte zu einem Kloster unterwegs, das sich um Frauen in Not kümmert, um dort eine Spende zu überreichen. Beide Frauen sind der Meinung, dass das Kloster gute Arbeit leistet, auch wenn weder Aleida noch Dee sich vorstellen könnten, an einem solch streng geführten Ort Zuflucht zu suchen.

Ebenso scheint es Kara zu gehen, die nicht freiwillig im Kloster untergekommen ist, nachdem ihr Vater vor einigen Wochen verschwand. Das Mädchen will nichts anderes als den Schutz des Klosters verlassen, um sich auf die Suche nach ihrem Vater begeben zu können. Doch während Dee sofort bereit wäre, Kara zu helfen, besteht Aleida darauf, dass sie niemanden in ihrem Wagen mitnimmt, der ihr nicht die Wahrheit sagt. So steht von Anfang an fest, dass hinter der Situation von Kara, hinter dem Verhalten der Banditen und all den anderen seltsamen Vorfällen in der Gegend rund um das Kloster mehr steckt, als Dee und Aleida anfangs sehen können. Erst nach und nach decken die beiden Frauen die verschiedenen Geheimnisse auf, und je mehr sie über all die Vorgänge erfahren, desto ratsamer scheint es, einfach wieder nach Hause zu fahren und sich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen. Auf der anderen Seite sind da all die Menschen in Not, und so hilflos und unerfahren sich Dee häufig fühlt, so ist sie doch wild entschlossen, niemanden im Stich zu lassen, der ihre Hilfe benötigt.

Ich muss mich anfangs immer ein bisschen an die langsame und – angesichts all der Kämpfe und Auseinandersetzungen – überraschend ruhige Erzählweise von Jo Spurrier gewöhnen, aber ich liebe es, Elodies Perspektive zu verfolgen und mit ihr zusammen mehr über all die rätselhaften Vorgänge herauszufinden. Für mich ist sie eine stimmig dargestellte junge Frau, die Probleme damit hat, sich daran zu gewöhnen, dass sie nicht mehr die ungewollte älteste Tochter im Haushalt ihres Stiefvaters oder ein Dienstmädchen ist, sondern eine Person mit Macht. Natürlich ist Dee im Vergleich zu Aleida, die schon einige Jahre als Hexe aktiv ist, noch sehr unwissend und unfähig, aber sie verfügt über Magie und über die richtigen Instinkte, um diese Magie auch zu nutzen. Besonders schön finde ich es, wie die Autorin mit all den Gegensätzen zwischen Elodie und Aleida spielt. Die eine Frau ist eine erfahrene und recht skrupellose Hexe, die andere ihre etwas naive und unsichere Auszubildende. Und während Dee ein weiches Herz hat und jedem zu Hilfe eilen will, hält Aleida sich lieber zurück, beäugt kritisch die hilfesuchende Person und überlegt, welche Risiken und welcher Nutzen mit der ganzen Angelegenheit verbunden sind.

Beide Frauen können viel voneinander lernen und ergänzen sich wunderbar innerhalb der Geschichte. Die – nicht immer einfache – Freundschaft der beiden ist für mich einer der schönsten Aspekte in diesen Romane. Aber ich mag auch all die anderen, überzeugend dargestellten und häufig sehr fehlerbehafteten Figuren, die dafür sorgen, dass die Handlung vorangetrieben wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Geschichten sind all die fantastischen Elemente, die die Autorin in ihre Romane einbaut. Ich weiß nicht, ob ich den Weltenbau so ganz überzeugend finde, was daran liegt, dass ich viele Dinge, die mir unrund vorkommen, nur aus Erzählungen von Aleida kenne. Aber es ist mir überraschend egal, ob der Weltenbau wirklich stimmig ist, da ich diese Mischung auf dem einfachem Leben, das die beiden Frauen führen, ihrer Nähe zur Natur, die für viele magische Handlungen notwendig ist, und die Selbstverständlichkeit, mit der Dämonen und andere fantastische Monster in diesen Geschichten vorkommen, wirklich sehr genieße. Eine Wendung am Ende von „Daugther of Lies and Ruin“ führt eine neue potenzielle Gegenspielerin ein, weshalb ich hoffe, dass es einen weiteren Band rund um die Blackbone-Hexen geben wird, auch wenn dieser noch nicht angekündigt ist. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn ich noch mehr über Elodie und Aleida lesen und Dee bei ihrem Weg, eine „richtige“ Hexe zu werden, begleiten könnte.

Jo Spurrier: A Curse of Ash and Embers (Tales of the Blackbone Witches 1)

Ich hatte „A Curse of Ash and Embers“ gerade mal zu einem Drittel gelesen, als ich mir die im Juli erscheinende Fortsetzung der Geschichte vorbestellte, weil mir Jo Spurriers Erzählweise so gut gefiel. Der Roman ist die erste Veröffentlichung, die ich von der Autorin gelesen habe, und ich wusste nicht so recht, was mich da erwartet. Aber ich mochte den Klappentext, der davon sprach, dass die Geschichte um eine junge Hexe ging, die Gräultaten ihrer Vorgängerin aufräumen muss, und um ein junges Dienstmädchen, das bei ihr arbeitet. Genau genommen begleitet man die Handlung aus der Sicht von Elodie von dem Tag an, an dem sie den elterlichen Bauernhof verlässt, um eine Stelle als Dienstmädchen anzutreten. Elodie weiß nicht so recht, wie sie überhaupt zu dieser Stelle gekommen ist, aber sie ist froh, nicht länger unter der Obhut ihres Stiefvaters leben zu müssen. Dieser hat in den vergangenen Jahren alles in seiner Macht Stehende getan, um Elodie immer wieder einzubläuen, dass sie ungeschickt, nutz- und wertlos sei und ihm dankbar dafür sein müsse, dass er sich überhaupt um sie kümmert.

So ist Elodie zwar nicht gerade glücklich, als sie herausfindet, dass ihre neue Arbeitgeberin eine Hexe ist, aber solange sie nicht zurück zu ihrer Familie muss, ist sie erst einmal bereit, mit all den Herausforderungen, die so ein Hexenhaushalt mit sich bringt, fertig zu werden. Dabei sind die Aufgaben nicht gerade gering, denen sich Elodie stellen muss, da ihre neue Dienstherrin Aleida Blackbone erst vor wenigen Tagen mit der alte Hexe Gyssha gekämpft hat. Aleida hat in diesem Kampf zwar gesiegt, ist aber von ihrer Gegnerin mit einem Fluch belegt worden. So muss sie nicht nur mit den Folgen dieses Kampfes fertig werden, sondern auch mit all den Überresten von Gysshas schwarzer Magie, die die Bewohner der Gegend bedrohen. Dazu kommen noch ein Warlock, der sich um einen Handel betrogen fühlt, und weitere Gefahren, die dafür sorgen, dass die beiden jungen Frauen beide Hände voll zu tun haben.

Ich mochte es sehr, Elodies Perspektive zu verfolgen, gerade weil sie sich lange Zeit eingeredet hat, dass sie als Dienstmädchen ja nichts mit all der Magie zu tun hat, die ihre neue Dienstherrin betreibt. Elodie ist stellenweise etwas naiv und definitiv ungebildet (wofür ihr Stiefvater gesorgt hat), aber sie ist nicht dumm und sie ist voller Fragen, die dafür sorgen, dass sie im Laufe der Zeit dann doch einen ganz guten Einblick in das Leben einer Hexe erhält. Vor allem aber ist sie loyal und hilfsbereit und sorgt so dafür, dass Aleida nicht allein ist in ihrem Kampf gegen all die Dinge, die Gysshas Tod mit sich bringt. Es ist schön zu verfolgen, wie sich die beiden jungen Frauen im Laufe der Geschichte besser kennen- und verstehen lernen, wie sie sich miteinander anfreunden und gegenseitig helfen. Vor allem, da von Anfang an deutlich wird, dass die Herausforderungen, denen die beiden gegenüberstehen, so groß sind, dass eine junge Hexe allein damit wohl nicht fertig werden kann.

Die Welt, in der Elodie sich nach Antritt ihres Dienstes wiederfindet, ist voller Gefahren. Böse Hexen, Geister, Dämonen, Warlocks, Naturgeister und animierte, riesige Konstrukte, die zur Zerstörung geschaffen wurden und erst damit aufhören, wenn sie selbst in ihre Einzelteile zerlegt wurden, gehören zu den Dingen, von denen das Mädchen vorher noch nie gehört hatte und gegen die sie nun zusammen mit Aleida kämpfen muss. Dabei hat es Jo Spurrier meinem Gefühl nach sehr gut hinbekommen, dass Elodie auf der einen Seite in einem relativ friedlichen ländlichen Umfeld lebt und arbeitet und trotzdem mit all dieser dunklen Magie konfrontiert wird – und dieser Kontrast macht auch für mich den Reiz der Geschichte aus. Ebenso wie die Gegensätzlichkeit der beiden Protagonistinnen sorgt er dafür, dass die Geschichte immer spannend bleibt, weil man nie weiß, was einen als nächstes erwartet. Ich habe es sehr genossen zu sehen, wie sich Elodie weiterentwickelt und wie sie all ihr neugewonnenes Wissen anwendet. Ich mochte das wachsende Vertrauen zwischen den beiden jungen Frauen (und das in diesem Buch eben eine Frauen-Freundschaft und keine Liebesbeziehung im Mittelpunkt steht) und ich habe Jo Spurriers Erzählweise sehr genossen.