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Katy Watson: The Three Dahlias

„The Three Dahlias“ von Katy Watson ist mir im vergangenen Jahr regelmäßig in den Blick gekommen, und jedes Mal gab es dazu begeisterte Stimmen, die sagten, dass dieser Roman ein wirklich unterhaltsamer cozy mystery mit drei wunderbaren Protagonistinnen sei. Trotzdem hat es etwas gedauert, bis ich mir das eBook gekauft habe (schwach geworden bin ich dann, weil es ein Angebot für 1,19 Euro gab) – und inzwischen bereue ich es fast ein bisschen, dass ich nicht früher auf all die Rezensionen gehört habe. Ich weiß nicht, ob ich vorher schon mal einen aktuellen Roman gelesen habe, der in der heutigen Zeit spielt und trotzdem so stimmig die Atmosphäre eines klassischen britischen cozy mystery einfängt, aber genau dieser Punkt hat mir beim Lesen wirklich Spaß gemacht.

Erzählt wird die Geschichte in drei Teilen, so dass die Leser*innen die Handlung aus der Sicht von drei verschiedenen Schauspielerinnen verfolgen können. Katy Watson hat sich für ihre Geschichte die fiktive Dahlia-Lively-Cozy-Mystery-Reihe ausgedacht, die – beginnend in den 1930er Jahren – viele Jahrzehnte lang von der Autorin Lettice Davenport geschrieben wurde. Für mich fühlte es sich ein bisschen an, als ob die Figur der Dahlia Lively an die Phryne-Fisher-Fernsehserie angelehnt wurde, auch wenn sich „The Three Dahlias“ selbst wie eine Hommage an Agatha Christies Romane las. Die drei Schauspielerinen, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, wurden alle für Verfilmungen der Dahlia-Lively-Romane gecastet: Rosalind King spielte die Privatdetektivin in den ersten drei Filmen, die auf den Büchern basierten, Caro Hooper verkörperte Dahlia Lively in dreizehn Staffeln einer Fernsehserie und Posy Starling wurde gerade erst engagiert, um die Hauptrolle im nächsten Dahlia-Lively-Film zu übernehmen.

Ich muss zugeben, dass ich bei jedem Erzählerinnenwechsel eine kleine Eingewöhnungszeit benötigte, weil die drei Schauspielerinnen sich in ihrem Ton und ihren Gedanken sehr unterscheiden, aber insgesamt habe ich es sehr genossen, die Geschichte aus der Sicht dieser drei höchst unterschiedlichen (und sich erst im Laufe der Zeit miteinander anfreundenden) Frauen zu erleben. Denn es sind vor allem die kleinen und größeren Nebengedanken der Protagonistinnen, die diesen Roman so unterhaltsam machen. Der Schauplatz (ein Herrenhaus, in dem Lettice Davenport den Großteil ihres Lebens verbracht hat) und die Beteiligten (eine ausgewählte Gruppe von Personen, die entweder mit dem Lettice-Davenport-Fanclub in Verbindung stehen oder mit der kommenden Verfilmung zu tun haben) wären deutlich weniger interessant, wenn es nicht die ganze Zeit über all die kleinen Nebenbemerkungen und boshaften Gedanken der drei Schauspielerinnen gäbe.

Mir gefiel es auch, dass Katy Watson es recht stimmig gestaltet hat, dass die drei Frauen die Ermittlungen auf eigene Faust aufnehmen. Posy, Rosalind und Caro profitieren dabei nicht nur von ihrem Wissen rund um die Dahlia-Lively-Romane, sondern müssen auch befürchten, dass Geheimnisse an die Öffentlichkeit kommen, mit denen sie erpresst werden sollten. Nicht ganz so überzeugend fand ich hingegen die Identität und das Motiv des Täters, die schon relativ früh vorhersehbar waren, aber da dieser Punkt neben all der Unterhaltung, die mir die drei Protagonistinnen beschert haben, überraschend nebensächlich war, hat es mich nicht so sehr gestört. Stattdessen habe ich es genossen, die Handlung aus der Sicht von Posy, Rosalind und Caro zu erleben, all ihre kleinen Beobachtungen und Gedanken zu verfolgen und zu sehen, wie sich diese drei Frauen – trotz einer gewissen anfänglichen Rivalität – im Laufe der Zeit immer mehr anfreunden. Ich hoffe sehr, dass diese drei so unterschiedlichen Charaktere und ihre ungewöhnliche Freundschaft in der gerade erst erschienenen Fortsetzung „A Very Lively Murder“ ebenso unterhaltsam zu lesen sein werden. Ich freu mich auf jeden Fall schon darauf, das demnächst herauszufinden.