Schlagwort: Leah Johnson

Leah Johnson: You Should See Me in a Crown

„You Should See Me in a Crown“ von Leah Johnson ist ein wunderbares Wohlfühlbuch rund um die Bemühungen der siebzehnjährigen Elizabeth (Liz) Lighty, zur Prom Queen ihrer Highschool gewählt zu werden. Dabei gehört Liz nicht zu den beliebten Schülerinnen, für die es selbstverständlich zu sein scheint, dass sie sich in den verrückten Wahlrummel stürzen, der an der Campbell-County-Highschool jedes Jahr veranstaltet wird. Doch Liz will unbedingt am Pennington College studieren, und da sie es nicht geschafft hat, ein Stipendium vom College zu bekommen, muss sie einen anderen Weg finden, um finanzielle Unterstützung für ihr Studium zusammenzubekommen. So bleibt ihr nur der Versuch, Prom Queen zu werden, da diese neben dem Titel ein 10.000-Dollar-Stipendium überreicht bekommen.

Doch Liz gehört nicht nur zu den unauffälligen Schülerinnen und Bandmitgliedern, die gewiss keinen Beliebtheitswettbewerb gewinnen, sondern sie leidet auch unter heftiger „anxiety“. Allein schon der Gedanke an all die Aufmerksamkeit, die die Teilnehmer.innen während des Wettbewerbs auf sich ziehen, sorgt bei ihr für eine Panikattacke. Aber dies scheint der einzige Weg zu sein, all die harte Arbeit für gute Schulnoten und all die Zeit, die sie mit Nebenjobs verbracht hat, um Geld zu sparen, nicht umsonst sein zu lassen und doch noch irgendwie ihr Studium aufnehmen zu können. Außerdem hat Liz ja auch ihre Freundinnen Gabi, Britt und Stone, die ihr bei ihrem Weg zur Prom Queen zur Seite stehen, und dann gibt es da noch die neue Mitschülerin Mack, die Liz wirklich anziehend findet.

Leah Johnson gelingt es, aus einem Roman über eine der wenigen schwarzen Schüler.innen, die versucht, an einer konservativen Highschool in Indiana die Positon der Prom Queen zu erlangen, eine Wohlfühlgeschichte zu machen, ohne dabei all die alltäglichen Probleme, mit denen Liz zu kämpfen hat, unter den Teppich zu kehren. Ich habe es genossen mitzuverfolgen, wie Liz nach vier Jahren, in denen sie sich angepasst hat, in denen sie alles getan hat, um nicht aufzufallen, und in denen sie all ihre Energie darauf ausgerichtet hat, einen Studienplatz zu bekommen und ihren Geburtsort zu verlassen, einen Weg findet, um der ganzen Schule zu zeigen, wer sie wirklich ist. Dabei ist es für sie in mehrfacher Hinsicht nicht einfach, da sie nicht nur schwarz ist, sondern ihre Familie auch relativ arm und Liz selbst lesbisch ist und sich bislang nur gegenüber ihrer Familie und ihren besten Freundinnen geoutet hat. Dazu kommt noch, dass Liz‘ Bruder Robbie – ebenso wie ihre verstorbene Mutter – an Sichelzellen-Anämie leidet und sich Liz deshalb ständig Sorgen um ihn macht.

All diese Probleme, mit denen Liz jongliert, sorgen dafür, dass sie nicht immer die klügsten Entscheidungen trifft, aber anstatt dass die Autorin daraus große Dramen spinnt, erlebt man als Leser Charaktere, die miteinander reden, die sich entschuldigen und einander verzeihen – und das ist so wohltuend zu lesen. Ich mochte Liz und ihre Freunde wirklich sehr, und ich fand es wunderbar, ihre Gedanken und ihre Erlebnisse mitzuverfolgen. Und wann immer Liz etwas Unangenehmes erlebt hat, gab es jemanden, der sie aufgefangen hat, der sie in den Arm genommen oder abgelenkt hat, und das hat die Geschichte umso schöner gemacht. Ich könnte höchstens kritisieren, dass nicht alle Charaktere in diesem Roman besonders tief ausgearbeitet sind – so findet man zum Beispiel auch hier die klassische, boshafte Highschool-Schönheit, die der Protagonistin das Leben schwermacht. Aber mir reichte die Charakterisierung der verschiedenen Nebenfiguren vollkommen, damit sie ihre Rolle in der Geschichte ausfüllen und mir ein Gefühl dafür geben, wieso sie in welchem Verhältnis zu Liz stehen.

Außerdem mochte ich all die Gespräche zwischen Liz und Mack über Musik, die verschiedenen popkulturellen Anspielungen in der Geschichte und die vielen Szenen, in denen Liz und ihr (ehemals bester) Freund Jordan beweisen, wie vertraut sie miteinander sind. Es gab so viele wunderbare Momente zwischen den verschiedenen Figuren – egal, ob es nun Charaktere waren, die Liz nahestanden, oder Personen, die sie kaum kannte und die ihr Facetten zeigten, die sie nicht erwartet hätte. Mich hat das Lesen dieses Romans für ein paar Stunden glücklich gemacht, ich habe mich mit Liz gefreut, wenn etwas Gutes passiert ist, und mit ihr gelitten, wenn ihre Ängste oder ihre Nerven die Oberhand gewannen. Und weil ich das gerade nicht oft genug betonen kann: Ich habe „You Should See Me in a Crown“ als überraschend wohltuend empfunden! Was dafür sorgt, dass ich jetzt schon gespannt auf die nächste Veröffentlichung („Rise to the Sun“) von Leah Johnson bin, die im kommenden Sommer erscheinen wird, und in der es um zwei Mädchen geht, die sich bei einem Musikfestival treffen.