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Louisa May Alcott: Little Women

Auch „Little Women“ von Louisa May Alcott habe ich in den letzten Tagen im Rahmen der „100 Bücher“-Challenge gelesen (außerdem passte der Anfang so schön zum Adventslesen 😉 ). So wie ich das sehe, werde ich die Challenge mit lauter Re-Reads beenden müssen, denn die restlichen vorgemerkten Titel in der Bibliothek kommen wohl nicht mehr rechtzeitig. Aber ich finde das auch nicht schlimm, denn so bekomme ich die Chance meine Erinnerungen an Klassiker aufzufrischen, die ich vor vielen Jahren gelesen habe und mit denen mich nur noch ein paar Figuren oder einzelne Szenen verbinden. So auch bei dem Roman „Little Women“, den ich das erste Mal mit ungefähr zehn Jahren gelesen habe. Damals war ich hingerissen von den vier unterschiedlichen Schwestern, der liebevollen Mutter und einem Umfeld, das mich in manchen Elementen an die Geschichten von Laura Ingalls Wilder erinnerte.

Da die Bibliothek, aus der ich das Buch geliehen hatte, ein recht übersichtliches Angebot hatte, habe ich die Geschichte in den folgenden Jahren immer wieder gelesen. Und während des Studiums startete ich meinen ersten – und für lange Zeit letzten – Versuch mit einem englischen Hörbuch mit diesem Titel. Ich dachte, es sei einfacher, wenn ich die Handlung schon kenne, bedachte dabei aber nicht, dass die Sprecherin des Hörbuchs ein für mich absolut unverständliches Englisch sprach. *g* Seitdem sind so einige Jahre vergangen und beim erneuten Lesen habe ich in den letzten Tagen gemerkt wie selektiv meine Erinnerungen an das Buch waren.

Ich habe mich zwar an verschiedene Begebenheiten mit den vier Mädchen erinnert und vor allem der Anfang ist mir noch sehr präsent gewesen. Ich mag einfach diese Szene vor dem Kamin, in der man Meg, Jo, Beth und Amy kennenlernt, wie sie darauf warten, dass ihre Mutter von der Arbeit nach Hause kommst, wie sie ihren Vater vermissen, der freiwillig in den Krieg gezogen ist, wie sie darüber lamentieren, dass sie so arm sind, dass sie das Weihnachtsfest nicht richtig feiern können – und wie man doch bei jedem Satz merkt, dass sie doch recht glücklich miteinander sind.

Auch an die sich entwickelnde Freundschaft der vier Mädchen zu dem Nachbarjungen Laurie konnte ich mich gut erinnern, während Lauries Großvater mir überhaupt nicht mehr präsent war – dabei ist das so ein netter alter Herr, der einen doch spürbaren Einfluss auf das Leben der Mädchen hat. Ebenso ging es mir mit dem Vater von Meg, Jo, Beth und Amy – der ist zwar von Anfang an fern, wird aber so häufig erwähnt und hat so einen Einfluss auf das Leben der Mädchen (und ihrer Mutter), dass man sich doch eine ganz gute Vorstellung von ihm machen kann.

Was mich aber immer wieder überraschte, war die moralische Erzählweise der einzelnen Episoden. Da genießen die vier Schwester eine freie Wochen ohne Verpflichtungen und natürlich endet das Ganze damit, dass sie schlecht gelaunt sind, der Haushalt zusammenbricht und all gelernt haben, dass das Leben mit den täglichen Arbeiten deutlich angenehmer ist, weil man so nicht nur in einem gepflegten Umfeld lebt, sondern nach der Arbeit auch die Mußestunden viel mehr genießen kann. Anscheinend habe ich das als Kind/Jugendliche entweder nicht so wahrgenommen oder in der Zwischenzeit erfolgreich verdrängt.

Aber trotz der Lektion, die am Ende eines jeden Kapitels zu erwarten war, hat mir das Buch auch nach so vielen Jahren wieder viel Spaß gemacht. Ich habe die Höhen und Tiefen im Leben der vier Mädchen genossen, gerade weil sie so humorvoll erzählt werden, mochte vor allem Jos unbändigen Charakter und fand all die kleinen Geschichten und Fantastereien, die sie sich tagtäglich ausgedacht haben, ganz großartig. Im Vergleich zu anderen „Klassikern“ finde ich „Little Women“ zwar deutlich angestaubter und viel weniger zeitlos, aber damit kann ich bei so amüsanten kleinen Episoden definitiv leben.