„England und die Detektive“ von Luise Berg-Ehlers ist – wie es schon das im Juli gelesene „Mit Miss Marple aufs Land“ war – eine Leihgabe von Natira gewesen, allerdings entstand dieser Band deutlich früher als der Miss-Marple-Titel. Ergänzt werden die Texte von Luise Berg-Ehlers durch Rezepte aus der Feder von Jutta Schreiber und Fotos von Horst und Tina Herzig. Insgesamt bekommt man so einen Band, in dem man theoretisch immer wieder gemütlich stöbern und sich an den Bildern erfreuen kann. Eigentlich mag ich solche Bücher, weil sie mich an schon gelesene Kriminalromane und liebgewonnene Charaktere erinnern und mich neugierig auf die (zugegeben relativ wenigen) klassischen britischen Krimis machen, die ich noch nicht ausprobiert habe und die Fotos – vor allem die historischen – fand ich auch wirklich schön.
Aber ich hatte beim Lesen immer wieder Probleme mit den Formulierungen der Autorin. Ich bin mir eigentlich sicher, dass sie häufig das Richtige meint, aber ihre Ausdrucksweise führt dazu, dass ich irritiert oder sogar verärgert bin, weil entweder die Informationen nicht ganz korrekt wiedergegeben werden oder weil ich das Gefühl habe, dass ich für dumm gehalten werde. Gerade bei Autoren, deren Werke mir zur Zeit sehr präsent sind (wie Arthur Conan Doyle, dessen Sherlock-Holmes-Geschichten ich in diesem Jahr vollständig gelesen habe), habe ich mich über die dementsprechenden Abschnitte in „England und die Detektive“ sehr geärgert. Es gibt eine Bildunterschrift, die aussagt, dass es Leute gibt, die dumm genug sind, zu glauben, dass Sherlock Holmes eine reale Person war (im Text wird das dann etwas relativiert, in dem erwähnt wird, dass wohl zur Zeit der Veröffentlichung der Holmes-Geschichten einige Leser diesem Irrglauben erlagen). Überhaupt wechselt die Autorin in ihren Texten immer wieder zwischen „haha, das ist doch alles nur erfunden“ und „hier findet ihr den Ort, an dem dieser oder jener Fall stattfand“ – es wäre schön gewesen, wenn sie sich entschieden hätte, ob sie die Fiktion nun als „Realität“ oder eben als Fiktion behandeln möchte.
Und immer wieder gibt es – anscheinend neckisch gemeinte – Nebenbemerkungen, die auf populäre Irrtümer hinweisen wie das berühmte Outfit Sherlock Holmes‘ mit dem Inverness-Mantel und der Deerstalker-Mütze, das für innerstädtische Ermittlungen völlig unangemessen ist. Dabei unterschlägt Luise Berg-Ehlers, dass Arthur Conan Doyle diese beiden Kleidungsstücke nur einmal in seinen Romanen erwähnte (und das bei einem Ausflug aufs Land). Auch gibt es Bildunterschriften, die zum Beispiel behaupten, dass die Scherenschnitte an der U-Bahn-Station „Baker Street“ den Weg zum Ausgang weisen, während auf dem Foto deutlich zu sehen ist, dass diese gestalterischen Elemente keinerlei wegweisende Funktion übernehmen, da sie in unterschiedliche Richtungen blicken. Ich weiß, dass das nur Kleinigkeiten sind, aber es sind Kleinigkeiten, die mich sehr ärgern und die in mir die Frage aufkommen lassen, was da noch alles nicht ganz korrekt ist in Bereichen, in denen ich es nicht beurteilen kann.
Ich muss wohl zugeben, dass ich besonders kritisch beim Lesen war, aber es gab so viele Dinge, die mich geärgert haben. Die schon erwähnten unklaren Formulierungen, die Diskrepanzen zwischen einigen Fotos und den dazugehörigen Bildunterschriften, die ebenfalls etwas „frei“ formulierten Kapitelüberschriften (wenn da „Pater Brown und seine Glaubensbrüder“ oder „Miss Marple und ihre Kolleginnen“ steht, erwarte ich, dass da auch mehr als eine weitere Person in dem dementsprechenden Kapitel auftauchen) und die erschreckend unstrukturierte Präsentation des Ganzen haben mich durchgehend irritiert. Oft habe ich auch die Gewichtung der Texte nicht nachvollziehen können und … vielleicht liegt es daran, dass zwischen den beiden von mir gelesenen Büchern der Autorin anscheinend zehn Jahre liegen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich bei „Mit Miss Marple aufs Land“ so sehr geärgert habe.
Und da ich schon im Mecker-Modus bin, gibt es auch noch eine Anmerkung zu den Rezepten, bei denen etwas vorkommt, was ich auch in „richtigen“ Kochbüchern schon ärgerlich finde. Wenn zum Beispiel eine Suppe über geröstete Toastecken serviert werden soll, dann werden diese Toastecken nicht in der Zutatenliste erwähnt. Sowas finde ich unübersichtlich, lästig und kritisierenswert, aber es macht es nun nicht unmöglich, das Rezept nachzukochen. 😉
Alles in allem war ich mit „England und die Detektive“ wirklich nicht glücklich, auch wenn mich das Buch darauf gebracht hat, dass ich dem einen oder anderen britischen Ermittler noch eine (zweite) Chance geben wollte.