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Melissa Bank: Dinge, die Frauen aus Liebe tun

Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch mal wieder keine Ahnung habe, wie es zu dem deutschen Titel „Dinge, die Frauen aus Liebe tun“ kam – wobei mir auch keine passende Übersetzung zu „The Wonder Spot“ einfallen würde. 😉 Insgesamt hat mich der Roman an den Film „Familienfest und andere Schwierigkeiten“ erinnert, allerdings konzentriert sich die Handlung nicht auf ein Thanksgiving-Fest, sondern erzählt episodenhaft von Sophies dreizehnten Lebensjahr an verschiedene Abschnitte, die mit ihr und ihren Beziehungen zu tun haben.

Sophie ist geprägt von ihrem jüdischen Elternhaus, auch wenn sie selber mit der Religion recht wenig anfangen kann. Sie ist unsicher, fühlt sich immer ein wenig fehl am Platz und versucht schon von klein auf zu gefallen. Immer wieder will sie die Erwartungen ihrer Umgebung erfüllen, und weiß doch oft gar nicht, wie sie dies tun soll. Ständig scheint sie in Fettnäpfchen zu treten und obwohl sie das Gefühl hat, dass sie sich Mühe gibt, scheitert sie an ihren Vorhaben. Doch vor allem in ihren Beziehungen geht ständig etwas schief – und es dauert Jahre bis Sophie dahinter kommt, dass auch sie Erwartungen an die Männer in ihrem Leben gestellt hat, die diese kaum erfüllen konnten.

Melissa Bank erzählt eine Geschichte, die nicht aufregend ist. Sie zeigt keine ungewöhnliche Frau, der spannende Sachen passieren. Sophie ist diejenige, die mit den interessanten Mädchen am College zusammenwohnt, sie ist die, die in einem faszinierenden Berufsfeld arbeitet, aber dort nur eine kleine Nebenrolle spielt, und sie ist diejenige, die lange Zeit davon träumt, dass es anders wäre. Eigentlich hätte sie gern das aufregende Leben, den perfekten Beruf und die traumhafte Beziehung, die die anderen zu haben scheinen.

So besteht der Reiz dieses Buches weniger in den Dingen, die Sophie passieren, oder in den interessanten Charakteren als in den kleinen Szenen, die dazu führen, dass man sich mit der Hauptfigur identifizieren kann. Oder in den Momenten, die einem das Gefühl geben, dass man zwar immer wieder die gleichen Dummheiten macht, aber letztendlich jedes Mal ein kleines bisschen dazulernt. Ich habe den Roman gern gelesen, ihn unterhaltsam gefunden und auch ein paar Denkanstöße mitgenommen.

Allerdings muss ich zugeben, dass für mich am Ende ein wenig die Luft raus war und mir ein „runderer“ Abschluss lieber gewesen wäre. Auch sind die Zeitsprünge gewöhnungsbedürftig: Melissa Banks erklärt wenig, was sehr stimmig ist, aber dafür muss sich der Leser erst einmal wieder zurechtfinden. Man muss herausfinden, wo sich Sophie gerade befindet, was in der Zwischenzeit geschehen ist, welcher Mann gerade eine Rolle spielt und was mit den ganzen Personen passiert ist, die man früher schon kennengelernt hatte.