„Spiel unter Freunden“ ist der erste Krimi, der von dem Mutter-Tochter-Autorenduo „P.J. Tracy“, veröffentlicht wurde – und er hat mir eindeutig Lust auf mehr Romane dieser Art gemacht. 🙂 Zu Beginn findet sich der Leser in einer beschaulichen kleinen Stadt in Wisconsin wieder, wo der Pfarrer in der Nacht aus seinem Verdauungsnickerchen im Pfarrhaus erwacht und bemerkt, dass ein Auto vor seiner Kirche steht. Zu seinem großen Schreck findet er die Besitzer des Wagens tot im Gotteshaus. Das streng christliche Paar wurden brutal erschossen und mit einem Kreuz gezeichnet. Für den örtlichen Sheriff beginnt ein rätselhafter Fall, der schnell ein weiteres Todesopfer fordert.
Kurz darauf springt die Geschichte nach Minneapolis, wo man auf der einen Seite den Alltag der Spieleentwicklerin Grace McBride und auf der anderen Seite die Ermittlungen des Detective Leo Magozzi in mehreren ungewöhnlichen Mordfällen verfolgen darf. Obwohl für den Leser schnell klar ist, dass die Opfer in der Stadt genauso getötet werden, wie Grace und ihre Freunde dies für ein neues Spiel (in dem es um Mordermittlungen geht) geplant haben, und dass es natürlich irgendeine Verbindung zu dem Fall in Wisconsin geben müsste, entwickelt sich eine spannende und unterhaltsame Geschichte aus dieser Grundsituation.
Mit „Spiel unter Freunden“ präsentiert P.J. Tracy einen amerikanischen Kriminalroman, wie ich ihn früher viel und gerne gelesen habe. Klar werden die Verletzungen und die Umstände, die zum Tod geführt haben, beschrieben, aber ohne dass ich dabei jemals das Gefühl bekommen habe, hier wollte mich jemand mit einer Runde extragroßem Ekel schocken. Obwohl ich die ganze Zeit eine Ahnung bezüglich der Lösung und den Ermittlern – nicht nur aufgrund der Informationen, die ich als Leser zusätzlich hatte – einen Schritt voraus war, hatte ich nie den Eindruck, dass die dargestellten Polizisten dumm oder zu verbohrt waren oder erfolgreicher hätten sein können. Zusätzlich ist es den beiden Autorinnen gelungen meine Neugierde auf die Geschichte – und vor allem auf die Personen aufrecht zu erhalten.
Es hat richtig viel Spaß gemacht, die Charaktere kennen zu lernen und mit ihnen diese Geschichte zu erleben. Einige Leser werden vielleicht meinen, dass das Privatleben des Sheriffs und andere Details keinen Nutzen für die Handlung haben (und ich gebe zu, dass das Hörbuch auch hervorragend ohne diese Elemente funktioniert), aber für mich hat es deutlich zum Unterhaltungswert beigetragen. Natürlich wäre es kein Krimi, wenn nicht einige der Personen schon etwas tragisches in ihrem Leben hätten durchmachen müssen, aber P.J. Tracy gelingt es dabei nicht zu sehr zu übertreiben und eher zu betonen, dass diese Menschen trotz ihrer Erlebnisse so normal wie möglich ihren Alltag gestaltet haben und versuchen ihr Leben zu genießen. Naja, zumindest kann man das von allen behaupten – abgesehen vom Mörder!
Noch ein kleiner Nachtrag zur Hörbuchversion: Auch wenn ich schon eine Weile in der dritten CD hänge und nicht weiterkomme, so gefällt mir es mir! Die Geschichte funktioniert trotz der Kürzungen sehr gut und abgesehen davon, dass die Charaktere deutlich weniger detailliert dargestellt sind, vermisse ich nur wenige Szenen. Der Sprecher von „Spiel unter Freunden“ ist Burghart Klaußner. Bei den Männerstimmen finde ich ihn angenehm, bei den meisten Frauenstimmen auch, aber sobald er wie eine „sexy Lady“ klingen will, gruselt es mir! Hoch und quietschig ist einfach nicht verführerisch! Ich wünschte wirklich, dass männliche Hörbuchsprecher mal kapieren, dass eine unverstellte Stimme so viel weiblicher klingen kann als diese Falsettversuche es tun!