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Thomas Finn: Schwarze Tränen

„Schwarze Tränen“ von Thomas Finn gehört auch zu den Büchern, auf die ich total neugierig war, die aber trotzdem monatelang auf dem SuB lagen. Vor allem schreckte mich der Faust-Bezug (der mich eigentlich erst auf den Roman aufmerksam gemacht hatte) von einem spontanen lesen ab. Nun habe ich die Geschichte endlich gelesen und befürchte, dass es mir mit Thomas Finn langsam ebenso geht wie mit Kai Meyer. Dessen Romane finde ich eigentlich immer ganz unterhaltsam, aber seine Charaktere liegen mir nicht. Sie berühren mich einfach nicht, ihr Schicksal ist mir egal – und somit bin ich beim Lesen erschreckend wenig neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung, obwohl ich die Geschichte so gerne mögen würde, weil ich die Grundidee wirklich gut finde. Bei den „Chroniken der Nebelkriege“ von Thomas Finn und der Serie rund um „Die Wächter von Astaria“ ging mir das nicht so mit den Figuren, bei „Weißer Schrecken“ schon (wobei mir da auch die Auflösung ganz am Ende nicht so zusagte) – vielleicht sollte ich bei dem Autor bei den Jugendbüchern bleiben?

Bei „Schwarze Tränen“ begleitet man Lukas Faust, Nachfahre des berühmten Doktor Johannes Faust, bei einer abenteuerlichen Reise. Eigentlich war er nur nach Staufen gekommen, um seine Exfreundin zu stellen, die sich mitsamt seinen – nicht ganz redlich erworbenen – Ersparnissen aus dem Staub gemacht hatte. Doch als er Sylvia endlich findet, muss er feststellen, dass sie keine normale junge Frau, sondern ein höllischer Sukkubus ist. Außerdem hat sie ihn gezielt nach Staufen gelockt, was letztendlich dazu führt, dass ihm einige Zauberer auf den Fersen sind und dass Mephisto – selbstverständlich in der Gestalt eines schwarzen Pudels – ihm nicht mehr von der Seite weicht.

Ich mochte eigentlich die Art und Weise, in der Thomas Finn die Geschichte vom Doktor Faust mit den diversen Sagengestalten, berüchtigten Orten und historischen Figuren vermischte und daraus einen modernen fantastischen Roman strickte. Und da Lukas Faust anfangs keine Ahnung von all den übernatürlichen Wesen und Artefakten hat, bekommt er  – ebenso wie der Leser – eine gründliche Einführung in die verschiedenen verwendeten Elemente. Stellenweise war mir das schon ein bisschen viel und sorgte dann für etwas Langeweile beim Lesen, auch wenn es grundsätzlich nicht geschadet hat, dass ich so mein Wissen um deutsche Sagen und Legenden auffrischen konnte.

Neben Lukas (erfolgloser Zauberkünstler und ebenso erfolgloser kleiner Gauner), Mephisto (Teufel in Pudelgestalt) spielen auch noch Abraham (Gelehrter, der vor vielen Jahrhunderten einen Höllenpakt eingegangen ist) und Millepertia (Kräuterkundige, die ebenfalls vor einigen hundert Jahren auf den Teufel hereingefallen ist) eine große Rollen in der Handlung. Dummerweise fand ich den einen oder anderen Charakter zwar interessant, aber keinen von ihnen wirklich sympathisch und die Suche nach weiteren Teufelstränen zog sich auch immer wieder etwas hin. Erst auf den letzten gut 100 Seiten hat Thomas Finn mich mit seiner Geschichte so weit gepackt, dass ich mich gut unterhalten fühlte (und erschreckenderweise hatte die Gothic-Band inklusive Teufelsgeiger dank all der Klischee-erfüllenden Witze eine Menge damit zu tun), aber das hat leider nicht gereicht, dass ich am Ende zufrieden mit dem Roman war.