„Das dunkle Erbe“ ist schon der zweite Roman des Autors um den Kölner Hauptkommissar Klemens Raupach. Während man im ersten Krimi „Der vierte Mörder“ die Geschichte sowohl aus der Perspektive der Ermittler, als auch aus der des Verbrechers verfolgen konnte, beginnt dieses Buch in einem Verhörraum. Hier wird der Mediziner Bernhard Schwan von Raupach verhört, weil er unter Verdacht steht seine Frau und seine Geliebte – und vermutlich auch seine Kollegin Eva von Barth ermordet zu haben. Je mehr sich der Hauptkommissar mit dem vermutlichen Mörder unterhält, desto weniger weiß er, ob dieser schuldig ist oder nicht.
Währenddessen geschehen verschiedene Vorfälle, die die Vermutung aufkommen lassen, dass die alte Kölner Jugendstil-Villa, in der Bernhard Schwan und Eva von Barth ihre Praxis unterhalten, ein Geheimnis verbirgt. Die amerikanische Journalistin Sharon Springman schnüffelt in der Vergangenheit der Vorbesitzer herum und Klemens Raupach Kollegin Heide wird schwer verletzt, als sie Sharon beobachtet wie diese in die Villa einbricht.
Thomas Kastura gehört zu den Autoren auf deren Erzählweise ich mich immer erst einmal einlassen muss. Während „Der vierte Mörder“ einen faszinierenden Auftakt hatte, bei dem man aus der Sicht des Täters in die Geschichte eingeführt wurde, und die Handlung dann gemächlich weiterging, beginnt „Das dunkle Erbe“ wenig aufregend. Der vermutlicher Mörder ist in Haft, Klemens Raupach hat alle Zeit der Welt, um ihn zu einem Geständnis zu bewegen und die weiteren Ermittlungen scheinen erst einmal nur dazu da zu sein, um den Fall für die Staatsanwaltschaft wasserfest abzuschließen.
Diese ruhige Erzählweise erlaubt es dem Autor das Privatleben seiner Figuren anzureißen und ihnen so mehr Profil zu verleihen und liebevolle Beschreibungen von Köln zu liefern. Er hat ein Händchen für stimmungsvolle Szenen, so dass ein Teetrinken mit der Nachbarin der verschwundenen Ärztin voller schöner Details, voller Erinnerungen und Stimmungseindrücke steckt.
Doch leicht ist es mir anfangs nicht gefallen, mich bei einem Kriminalroman so weit zurückzunehmen, dass ich mich auf diese langsame Art einstellen kann. So habe ich auch bei „Das dunkle Erbe“ immer wieder das Buch in die Hand genommen und nach wenigen Seiten wieder zur Seite gelegt. Doch als ich erst einmal in der Geschichte drin war, haben mich die liebenswerten und erstaunlich realistischen Charaktere in ihren Bann gezogen. Auch wenn das Rätsel um die schöne alte Villa für den Leser recht schnell durchschaut war, so sorgen die kleinen Szenen und Stimmungen dafür, dass ich nach dem Zuschlagen des Buches am Liebsten gleich einen nächsten Band in die Hand nehmen würde, weil es letztendlich so schön zu lesen war.