Ich habe nie aufgehört, Kinder- und Jugendbücher zu lesen, weil es da so viele Autoren und Geschichten gibt, die mir Spaß machen. Aber in letzter Zeit – gerade mit Blick auf meine Neuzugänge der vergangenen drei Monate – fällt doch schon auf, dass ich momentan immer häufiger (fantastische) Kinder- und Jugendbücher lese und rezensiere. So gehäuft, dass ich mich selbst gefragt habe, warum das eigentlich so ist.
Ich glaube, es gibt mehrere Gründe für meine aktuelle Vorliebe für diese Romane, unabhängig davon, dass ich zur Zeit grundsätzlich ein sehr großes Bedürfnis nach „Wohlfühllektüre“ habe und diese häufig bei den Kinderbüchern (speziell den Klassikern) finde. Erst einmal habe ich inzwischen einige Personen in meiner (Twitter-)Timeline, über die ich Tipps bekomme für Bücher, die von „authors of color“ geschrieben wurden und die entweder in (für mich) ungewöhnlichen Teilen der Welt spielen und/oder angenehm „diverse“Charaktere zum Thema haben. Natürlich gibt es solche Geschichten auch für Erwachsene, aber ganz ehrlich, Titel wie „Akata Witch“ oder „Stadt aus Sand“ lassen sich mit deutlich mehr Vergnügen lesen als „Blauer Hibiskus“, ohne dass in der Handlung die Probleme des jeweiligen Landes vollkommen unter den Tisch fallen. Auch psychische Erkrankungen werden in einem (guten) Kinder- und Jugendbuch wie „Some Kind of Happiness“ in der Regel nicht beschönigt und mit all ihren Problemen und Auswirkungen auf die erkrankte Person und ihr Umfeld beschrieben, aber es fehlen dabei diese abgrundtief deprimierenden Szenen, die häufig in Geschichten für Erwachsenen vorkommen. Wenn es mir darum geht, mehr über die realen Erlebnisse mit solchen Erkrankungen zu lesen, dann setze ich lieber auf Zeitungsartikel, die augenöffnend und informativ sind, aber doch auch deutlich kürzer als ein Roman. Bei einer guten Geschichte erlebe ich die Handlung mit all ihren Höhen und Tiefen beim Lesen mit, und Kinder- und Jugendbücher machen es mir durch ihr größeres Maß an „Ausgewogenheit“ häufig leichter, mich auf schwierige Themen einzulassen.
Wenn ich dann noch neben einer guten Geschichte auf den „fantastischen“ Teil schaue, dann bekomme ich häufig nicht nur soziale und politische Elemente über das Leben einer „Volksgruppe“ mit, sondern auch Legenden und Mythen wie zum Beispiel in „Bayou Magic“, „The Jumbies“ oder dem oben schon erwähnten „Akata Witch“. Das genieße ich nicht nur, es bringt mich auch dazu – wenn ich verlässlich erscheinende Quellen finde -, mehr zu diesem Thema zu recherchieren. Außerdem regt ein kreativer Umgang mit solchen Elementen (egal, ob sie nun aus einer anderen Kultur oder aus dem europäischen Kulturkreis stammen) meine eigene Fantasie an, was niemals schlecht ist. Natürlich gibt es auch so einige Romane für erwachsene Leser, die solche Elemente auf ungewöhnliche Weise aufgreifen, aber in letzter Zeit bin ich eben häufiger über Kinder- und Jugendbücher gestolpert, bei denen mich die Umsetzung solcher vertrauten und unvertrauten Legenden gut unterhalten hat.
Zuletzt noch ein weiterer wichtiger Punkt, der mich gerade zu den Romanen zieht, die für ein jüngeres Publikum geschrieben wurden: In der Regel verzichten die Kinder- und Jugendbücher, die ich lese, auf Liebesgeschichten. Klar gibt es hier und da eine gegenseitige Schwärmerei oder ein aufkommendes Bewusstsein bei den jugendlichen Protagonisten, dass man für eine Person vielleicht mehr als Freundschaft empfindet. Aber das Ganze wird in den meisten Büchern so abgehandelt, dass es dezent und relativ realistisch verläuft. Insta-Interesse eventuell ja, aber nicht Insta-Love, sondern vor allem Beschreibungen von wachsender Freundschaft, Gesprächen und langsam aufkeimende Gefühle, die vielleicht im Laufe der Handlung zu mehr führen. Ich bin so übersättigt von „Liebe auf den ersten Blick und das natürlich für immer und ewig“-Geschichten, dass ich diese zurückhaltenden Beschreibungen von Zuneigung wirklich genieße. Natürlich kann ich auch eine gute Liebesgeschichte genießen, aber ich möchte die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob ich eine Liebesgeschichte oder z. B. einen Fantasyroman lese, statt in Erwartung eines fantastischen Abenteuers auf eine Romanze zu stoßen, deren fantastische Elemente nur mit Mühe und Not von der (meist dramatischen) Beziehung der Protagonisten ablenken können.
Ich fürchte also, dass ihr hier auch weiterhin mit vielen Besprechungen von (fantastischen) Kinder- und Jugendbüchern leben müsst, weil ich gerade so viel Spaß daran habe.
… und den ewig glücklich verheirateten. :-))
Das stimmt liebe Winterkatze, ich mag das auch nicht ewige Treue und und und. Ich mag sowas auch nicht in Büchern, wenn es dezent beschrieben ist, gerne. Ich lese auch gerade Jugendbücher aber solche, die etwas älter sind und da wird das Thema wenig erwähnt.
Was für welche, das schreibe ich dann noch, wenn es um Bücher geht.
Ich denke, jeder soll doch das schreiben in seinem Blog, was er möchte, ob es nun einem passt oder nicht, es ist "dein" Blog.
Wem es nicht gefällt, der kann ja wieder gehen, oder gar nicht erst kommen.
Ich lese deine Geschichten, aber nicht böse sein, ich lese halt etwas anderes, aber dennoch schau ich bei dir rein.
Ich habe früher gerne Wolfgang Hohlbein gelesen, den finde ich genial "Der Greif" das war so mein Buch.
Sodele nun wünsche ich dir ein schönes Wochenende und es ist hier saukalt draußen, -5 Grad und ich muß raus.
Lieben Gruß Eva
@Eva: Bei älteren Jugendbüchern – also wenn ich mir die Titel anschaue, die meine Mutter und ihre älteren Geschwister als Kinder hatten, – finde ich die Beschreibungen von Beziehungen und Geschlechterrollen oft auch nicht gerade lesbar. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, aber die sind so oft nicht zu finden.
Du musst meine Rezensionen doch nicht lesen! Wir haben einen vollkommen anderen Lesegeschmack, da ist das doch kein Problem. 🙂
Von Hohlbein mochte ich früher "Heldenmutter" und "Das Druidentor" – ich müsste mal schauen, ob ich die beiden Romane heute noch interessant fände.
Dir auch ein schönes Wochenende! Hier ist es wunderbar kalt (ich bin froh über jedes Grad im Minus), aber mein Draußensein habe ich schon erledigt und den Rest des Tages werde ich mit Arbeit auf dem Sofa verbringen. *g*