Jewell Parker Rhodes: Bayou Magic

Ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich über diesen Titel gestolpert bin, aber mir gefiel die Inhaltsangabe von „Bayou Magic“ von Jewell Parker Rhodes ebenso wie die Tatsache, dass die Geschichte in einem Bayou spielt. Protagonistin ist die junge Maddy, die die jüngste von fünf Schwestern ist und die in diesem Sommer alt genug ist, um einige Zeit in Bon Temps bei der Großmutter zu leben. Maddys Familie wohnt in New Orleans und ihre älteren Schwestern haben alle schon ihren Sommer bei der Großmutter hinter sich gebracht und waren gar nicht glücklich mit dem einfachen und ländlichen Leben, dass sie dort führen mussten. Doch Maddy ist anders als ihre Schwestern. Ihr macht es nichts aus, dass es kein Einkaufszentrum in der Nähe gibt und dass die Hütte der Großmutter eher rustikal ist. Sie erinnert dieser Aufenthalt im Bayou an ein Märchen und obwohl sie anfangs Angst davor hatte, genießt sie es die Großmutter besser kennenzulernen und so viel Zeit in der Natur verbringen zu können.

„Bayou Magic“ ist eigentlich ein Sommerbuch, bei dem man beim Lesen spürt wie heiß es im Sommer in Louisiana ist, wie der Schlamm beim Laufen zwischen den Zehen quillt, wie die Insekten um einen herumsirren und wie gut es sich anfühlt, wenn man nach einem langen und aktiven Sommertag abends zur Ruhe kommt, während man ein frischgekochtes Jambalaya isst und die Großmutter Geschichten über den Wassergeist Mami Wata erzählt. Obwohl ich den Schreibstil von Jewell Parker Rhodes etwas gewöhnungsbedürftig fand, macht er die Geschichte auch zu etwas Besonderem. Die Autorin verwendet zum Teil sehr kurze Sätze, so dass die meisten Beschreibungen eher an eine Aufzählung erinnern, doch das macht die Geschichte sehr atmosphärisch, weil es so zu einer Konzentration auf bestimmte Aspekte kommt. Dabei sind es nicht mal gewichtige Elemente in der Handlung, sondern eher die kleinen Dinge, die Maddy auf einmal ins Auge fallen, wie ihr erstes Frühstück in der Hütte der Großmutter oder das Aussehen eines Huhns.

Während dieses Sommers bei der Großmutter entdeckt Maddy, dass sie – ebenso wie die alte Frau – über Magie verfügt. Sie verspürt eine besondere Bindung zum Bayou, sie kann die Glühwürmchen rufen und sie sieht eines Tages unter der Wasseroberfläche eine Meerjungfrau. Doch als ein Unglück passiert, scheinen all die neu entdeckten Fähigkeiten nicht genug zu sein, um das Bayou und seine Bewohner zu retten. Obwohl dieses heranziehende Unglück für den Leser schon von der ersten Erwähnung eines bestimmten Punktes vorhersehbar war, fand ich die Vorhersagbarkeit in der Handlung nicht schlimm. Denn es geht weniger darum herauszufinden was passieren wird, als darum wie Maddy und all die anderen mit der Katastrophe umgehen. Dabei schont die Autorin den Leser nicht, was ich – gerade angesichts all der Kinderbücher, in denen eine wunderbare Wendung in der Geschichte dafür sorgt dass nichts Unumkehrbares passiert – sehr passend fand.

Ich habe Maddy sehr gern ins Bayou begleitet, habe mit ihr zusammen ihren neuen besten Freund Bear und all die anderen Bewohner von Bon Temps kennen und mögen gelernt und ich mochte es, dass Maddys Magie so wenig greifbar war. Als skeptischer Mensch könnte ich sagen, dass all die magischen Vorkommnisse nur in Maddys Fantasie passiert sein könnten. Aber bei so einer Geschichte will ich nicht skeptisch sein, ich will an Meerjungfrauen glauben und an Glühwürmchen und an Magie. Ich will mich davon bezaubern lassen, dass ein zehnjähriges Mädchen einen kleinen Teil der Welt retten kann und dass der erste Schritt dazu die Erkenntnis war, dass es Meerjungfrauen gibt, die nicht blond und hellhäutig sind, sondern die wie Maddy dunkle Haut und schwarze Haare haben.

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert