Dieser Blogtitel ging mir am Sonntag durch den Kopf, als ich auf Twitter Folgendes in meiner Timeline las:
Als Beleg hinterließ Shiku diesen Link: http://brandonsanderson.com/euology-dumbledores-homosexuality/ .
Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, ob ich nicht – auch im Rahmen der Challenge, die Elena und Crini anbieten – mal einen Roman von Brandon Sanderson lesen sollte. Diverse Buchblogger sind ganz begeistert von seinen Büchern, er scheint eine Menge unterschiedlicher Facetten abzudecken, und ich habe wieder mehr Lust auf Fantasy und SF, mehr Lust, in dem Bereich neue Autoren zu entdecken. Ich glaube nicht, dass dieser Tweet/dieser Link mich beeinflussen wird, während ich überlege, ob ich mal einen Roman von Sanderson lese. Das hängt wohl eher davon ab, ob ich in den nächsten Tagen Lust habe, mich damit auseinanderzusetzen, welches Angebot die Bibliothek mir da bieten kann und inwieweit es etwas bringt, wenn ich zum Beispiel nur zwei Teile einer längeren Serie lesen würde.
Trotzdem veranlassen mich solche Informationen immer wieder zum Nachdenken. Ich frage mich, inwieweit ich überhaupt Wissen über einen Autor haben möchte und inwieweit ich mich davon bei meiner Buchauswahl beeinflussen lassen möchte.
Ich lese geschätzt 150 Bücher im Jahr, dazu kommen Manga, Comics, Hörbücher und Hörspiele. Bei vielen dieser Titeln kann ich gerade mal sagen, dass die Geschichte von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde, bei einigen nicht mal das – entweder weil ein Pseudonym verwendet wurde oder weil das Geschlecht nicht auf den ersten Blick anhand des Namens erkennbar ist. Ich mache mir in der Regel keine Gedanken darüber, was für eine Person hinter einem Buch steht, solange ich die Handlung genießen kann, mir die Charaktere zusagen und ich nicht über Elemente in der Geschichte stolpere, bei denen ich das Gefühl habe, dass da – in meinen Augen – zweifelhafte Gesinnungen durchschimmern. Und selbst dann habe ich erst einmal das Bedürfnis, für mich zu klären, ob solche Aussagen vielleicht im Rahmen der Geschichte zu betrachten sind.
Natürlich gibt es auch Autoren, mit denen ich mich intensiver beschäftige. Bei einigen lese ich zum Beispiel ihre (Auto-)Biografien und finde da vielleicht Informationen, die mich ihre Romane in anderem Licht sehen lassen. Dann wieder gibt es Autoren, bei denen ich das Gefühl habe, ich müsste vielleicht mehr über ihr Leben und ihre Zeit wissen, um ihr Werk besser einschätzen zu können. Bei wieder anderen Autoren, deren Bücher ich besonders mag – nicht nur aufgrund der Handlung, des Humors und der Charaktere, sondern auch, weil ich das Gefühl habe, dass da jemand versucht, mehrere Perspektiven darzustellen oder sich mit Themen außerhalb der sogenannten Norm zu beschäftigen – verfolge ich die Blogs oder Twitteracounts. Hier habe ich oft den Eindruck, dass sie mein Leben nicht nur als Leserin, sondern auch so bereichern, eben weil sie sich kritisch mit Themen auseinandersetzen, die mir persönlich im Alltag nicht regelmäßig begegnen.
Hier und da passiert es mir, dass ich im Nachhinein etwas über einen Autor erfahre, was es mir schwierig macht, weiterhin die Bücher zu lesen. Marion Zimmer Bradley ist so ein Fall. Auf der einen Seite haben ihre Romane (vor allem die Darkover-Bücher) dafür gesorgt, dass ich mit Geschichten aufgewachsen bin, in denen Homosexualität, polyamore Beziehungen und Figuren, die nicht auf ein Geschlecht festgelegt waren, mehr oder weniger selbstverständlich waren, was meine Ansichten zu diesem Thema sehr geprägt hat. Auf der anderen Seite hat Marion Zimmer Bradley nicht nur ihren Mann, Walter Breen, verteidigt, der Kinder missbraucht hat, sondern auch selber Missbrauch betrieben. (Mehr Informationen dazu findet ihr unter Anderem hier: http://www.jimchines.com/2014/06/rape-abuse-and-mzb/ ) Mit diesem Wissen im Hinterkopf fällt es mir schwer, die wenigen Darkover-Romane, die ich noch im Bestand habe, zu behalten.
Und dann stehe ich wieder da und wünschte mir, ich könnte unbelastet an diese Bücher herangehen und mich daran freuen, dass da ein Autor Charaktere außerhalb der sogenannten Norm geschaffen hat …
Das ist eine sehr interessante Diskussion. Ich wusste das weder von Sanderson noch von Zimmer Bradley. Ich habe mir gerade den Link zu Sanderson angesehen und er lässt mich mit einem nicht ganz eindeutigen Eindruck zurück. Vielleicht ist er für mich als Nichtmuttersprachler auch zu subtil geschrieben, aber ich lese da keine eindeutige Homophobie heraus, wie ich es mir bei dem Wort vorgestellt habe. Ja, ich erkenne, das Sanderson homosexuellen Paaren quasi das Recht auf religiöse Hochzeit verwehren will, weil er glaubt, dass seine geistlichen Führer das so sehen. Ich sehe aber auch, dass er auf nicht religiöser Ebene allen die gleichen Rechte "zugesteht". Ich denke, das ist viel mehr, als andere homophobe Personen tun. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich persönlich absolut unreligiös bin, dass mich der erste Aspekt nicht so sehr aufregt wie vielleicht andere. Und ja, es ist immer noch eine Einschränkung, die nicht in Ordnung ist und die einfach Unterschiede macht, aber für mich liest es sich eher so, als wäre Sanderson in einer extremen christlichen Gruppierung "gefangen", als dass er wirklich homophob ist.
Ohoh, ich hoffe, ich werde von allen richtig verstanden: Für mich sind Menschen Menschen und mein Urteil über sie hängt von nichts anderem ab als von ihrem Handeln.
Oh, und das war jetzt ein bisschen an der eigentlichen Diskussion vorbei, war nur mein erster Eindruck nachdem ich den Link gelesen habe.
Ich werde auch weiterhin Bücher von Sanderson lesen, weil ich von seiner Schreibe begeistert bin. Was allerdings wäre, wenn er tatsächlich extrem abwertende Äußerungen über egal welche Gruppierung geschrieben hätte, hätte es vielleicht anders ausgesehen. Ist aber wirklich schwierig! Da steht so ein bisschen persönlicher Genuss gegen ein politisches Statement, das man mit dem Lesen oder Nichtlesen bestimmter Bücher tätigt.
@Tine: Auf Twitter entspann sich dann noch eine Diskussion, bei der Shiku darauf hinwies, dass Sanderson meinte, wenn man ihn fragen würde, würde er gegen eine Ehe für Homosexuelle stimmen und damit würde er in die Rechte Homosexueller eingreifen. Ich persönlich möchte ihre Meinung einfach so stehen lassen, weil ich es nämlich auch eher wie du empfinde. Er ist Mormone und teilt deshalb grundsätzlich die Richtung, die seine Kirche vorgibt, aber er scheint mir auch ein Mensch zu sein, der sich mit dem Thema auseinandersetzt und versucht über das hinauszublicken, was ihm seine Kirche vorgibt.
Ohne seine Romane zu kennen, kann ich nicht sagen, ob sich sein Glaube, seine Vorbehalte Gegen Homosexuelle oder sonst eine seiner Meinungen in seinen Geschichten widerspiegelt. Ich werde diesen Text vermutlich schon im Hinterkopf behalten, aber eigentlich würde ich gern an neue Bücher ohne Vorbehalte herangehen (können).
Und noch einmal @Tine: 🙂 Ich finde das auch schwierig. Bei Marion Zimmer Bradley befürchte ich, dass ich die Bücher wirklich nicht mehr lesen kann. Was jetzt nicht so schlimm ist, da ich die viel gelesen habe und für mich persönlich ihre Zeit auch etwas vorbei ist. Aber ich hätte sie lieber als jemanden in Erinnerung behalten, der tolle und die sogenannte Norm durchbrechende Geschichten schreibt, statt als jemand, der Kinder missbraucht.
Ich habe von Sanderson erst ein Buch gelesen, aber da habe ich davon nichts gemerkt. Es kam zwar nur eine heterosexuelle Liebelei vor, aber das ist ja in 95 % der Bücher so. Ah, Mormone ist er.
Zimmer-Bradley: Ja, das ist schon echt ne andere Hausnummer. Ich kann das gut verstehen, dass du da gerade ein eher schlechtes Gefühl hast.
Hm, schwieriges Thema… Das gleiche Problem hatte ich ja bei „Don Juan" von Jelusich… Ich finde es auf jeden Fall schade, wenn man soetwas über einen Autor erfährt und dann das Gefühl hat, man dürfe solche Bücher nicht mehr lesen. Aber gut, theoretisch muss das ja auch jeder für sich selbst verantworten und was Sanderson angeht, sehe ich das so wie ihr. 😉 Also, mich würde es nicht abhalten, seine Bücher zu lesen. Allerdings habe ich mir bis jetzt noch keine Gedanken darüber gemacht, ob ich den überhaupt mal lese.
Was Zimmer Bradley angeht, stimme ich euch auch zu. Das was sie gemacht hat, ist echt die Härte. Von ihr würde ich keine Bücher mehr lesen.
@Tine: Ohne eine solche Information im Hinterkopf, würde ich mir auch erst einmal keine Gedanken machen, wenn ich nicht gerade über gravierende Aussagen in einem Roman stolpern würde. Heterosexuelle Liebesgeschichten sind so verbreitet, dass man ja immer noch das Gefühl hat, man müsse in einer Rezi besonders betonen, wenn es angenehmerweise mal anders ist.
@BücherFähe: Ich glaube, letztendlich läuft es bei mir auch darauf hinaus, wie viel ich über einen Autor weiß und als wie schwerwiegend ich diese Informationen wahrnehme.
Ich habe erst kürzlich einen ähnlichen Post schreiben wollen, es mir dann doch anders überlegt, weil ich für mich zu keinem Schluss gekommen bin. Anstoß war die Sache mit MZB, auf die ich eher zufällig gestoßen bin und das auch noch kurz bevor ich einen Re-Read aller Darkover-Romane angehen wollte. Den zumindest habe ich dann für mich abgesagt, weil mich das Thema doch sehr aufgewühlt hat. Ob ich deswegen die Bücher weggebe? Ich möchte sie erstmal behalten, aber ich denke, ich werde sie nie wieder ohne inneren Konflikt ansehen oder gar lesen können.
Sanderson kenne ich bisher nur vom Rad der Zeit, das er ja zuende geschrieben hat. Allerdings habe ich ein Buch von ihm hier und wollte immer mal reinlesen. Das tue ich sicher noch, weil ich nicht das Gefühl habe, dass er wirklich Homophob wie "krass" ist und zu Religion habe ich ja meine eigene Meinung 😉
Im Prinzip kann und darf ja jeder seine eigene Meinung zu allen Dingen haben, aber jedr andere hat die eben auch. Und manches muss man einfach nicht noch unterstützen.
Ob ich nun vorher etwas über den Autor wissen will? Mhm, ich glaube zunächst nicht, außer Allgemeines, wie ob es ein Debütautor ist oder wann er/sie geboren wurde. Mehr scheint ja tatsächlich "gefährlich" zu sein – als Unwissende lebt es sich ja immer leichter. Die Frage ist nur: -Will- man denn unwissend sein?
Interessant, ich wollte schon seit einiger Zeit einen ähnlichen Blogpost schreiben, angeregt durch die Sache mit Marion Zimmer Bradley.
Mark Greyland, Bradleys Sohn, hat übrigens auf die Frage, welche Botschaft er für die Leser habe, die ihre Bücher geliebt haben und nun von den Enthüllungen schockiert sind, folgendes geantwortet:
"People grow and change. We learn from everything that happens to us. Your feelings are real: if you felt empowered or freed from reading her stories, that is real. It happened and you felt it. You had no reason to know. There is no blame to share; what happens behind closed doors was unseen."
Das ganze (sehr lesenswerte und berührende) Interview ist hier: http://starfire-studio.com/markgreyland.html
Ich weiß auch nicht wirklich, wie ich mit so etwas umgehen soll, denke aber, dass man das auch immer nur von Fall zu Fall entscheiden kann. Welche Ansichten Menschen haben – nun ja, das ist an sich ihre Sache, auch wenn ich sie nicht teile und ich manche Meinungen "falsch" finde. Sanderson fällt für mich in diese Kategorie – er hat seine Ansichten und das ist seine Sache. Was er 2011 zu dem Blogpost noch hinzugefügt hat, klingt sehr überlegt, sehr höflich formuliert uund auch so, als habe er sich seine Gedanken gemacht und würde manches inzwischen anders sehen.
Etwas anderes wäre es für mich, wenn er hergehen und gegen Homosexualität wettern und aktiv gegen homosexuelle Ehen angehen würde, so wie etwa Orson Scott Card. Etwas anderes ist es für mich auch, wenn jemand etwas macht, das klar falsch und gegen das Gesetz ist und damit auch andere Menschen verletzt, wie eben Marion Zimmer Bradley oder Anne Perry.
So etwas sind dann Fälle, in denen ich die Werke einfach nicht (mehr) lesen möchte, weil ich mich selbst damit nicht mehr wohlfühlen würde. Das hat auch gar nichts damit zu tun, ob sie ihre Werte in den Romanen selbst zum Ausdruck bringen. Mirko Jelusich etwa war aktiv in NS-Organisationen tätig und hat wohl die nationalsozialistischen Werte vertreten. Mit diesem Wissen im Kopf kann ich seine Romane nicht mehr lesen, unabhängig davon, ob darin auch nur irgendetwas von diesem Gedankengut zu erkennen ist.
Daher: Nein, ich kann für mich Autor und Werk nicht völlig trennen. Manche Autoren kann ich mit dem Wissen, das ich über sie habe, nicht mehr lesen. Das heißt für mich aber nicht, dass ich mich über alle Autoren, die ich lese, im Vorfeld sorgfältig informieren muss. Das ist bei vielen, die nicht so bekannt sind, auch schlichtweg unmöglich. Aber wenn ich über sie so etwas erfahre wie eben zuletzt über MZB, dann werde ich eben meine Konsequenzen ziehen und möglicherweise keine weiteren Werke mehr von diesen Autoren lesen.
Diese Diskussion gibt's ja auch schon seit einer Ewigkeit bezüglich Wagner und dem Antisemitismus.
Ich persönlich lehne daher zum Beispiel die Musik von Wagner ab, andere sagen, was für ein Quatsch, er war ein großartiger Komponist und was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Letztlich muss jede(r) selber wissen, was er mit solchen Wissen macht und wie wichtig einem das entsprechende Thema ist.
Ich als Homosexuelle müsste mich jetzt natürlich betroffen fühlen, dafür bin ich aber zu oft mit Homophobie konfrontiert.
Letztlich sind Autoren auch nur Menschen und in ein gewisses Umfeld involviert.
Die Frage ist, schreiben sie Bücher, UM ihre Ansichten zu publizieren (so wie Wagner ja das germanische Ideal in seinen Werken vertrat) oder schreiben sie gute Bücher, haben aber zufällig eine von mir abweichende Gesinnung.
Wie gesagt, letztlich muss das jeder selbst entscheiden. Aber die Diskussion darüber finde ich gerade super interessant.
Also ich sehe es wie Tine und du Winterkatze, ich lese aus dem Beitrag nicht eindeutig heraus, dass er homosexuelle Paare überhaupt nicht anerkennt. Mir erscheint es auch mehr so, dass er genauso für die Rechte ist, aber auf religiöser Ebene seine Schwierigkeiten hat. Und da kann ich nur sagen, dass da jeder selbst mit sich ins Gewissen gehen muss. So lange er seine Meinung privat hat und da auch nichts in seine Bücher überträgt, habe ich kein Problem damit. Ich finde es gut, dass er sich damit auseinandersetzt und auch ehrlich dazu Stellung genommen hat. Und ich mag den Autor auch einfach wahnsinnig gerne, da hat man bestimmt noch bisschen die rosarote Brille auf 🙂
Zur anderen Sache, da bin ich einfach fassungslos. Ich denke es gibt irgendwo Grenzen, dessen was man einem Menschen verzeiht und irgendwann hört es auf. Das würde mir persönlich längst reichen ihre Bücher nicht mehr anzurühren.
Generell informiere ich mich bei keinem Autor vorher. Doch wenn bestimme Dinge ans Licht kommen, dann denke ich sicherlich auch darüber nach, ob ich noch Bücher desjenigen lesen will. Als Autor sollte man also nie vergessen, dass man seine eigenen Bücher repräsentiert und selbst durch sein Verhalten deren Erfolg oder Misserfolg beeinflusst.
Ich habe nichts von Marion Zimmer Bradley gelesen, aber was wie du würde mich so etwas ziemlich stören. Ich meine, es ist was anderes zu sagen, dass Missbrauch in Ordnung ist (für mich gilt auch das die Meinungsfreiheit, wenn jemand sowas denkt, was soll man da machen?) oder wirklich jemanden selber zu missbrauchen oder passiv/aktiv in Missbrauch mitzuwirken. Handlungsfreiheit besteht für mich nämlich nicht.
Was Brandon Sanderson angeht. Ich habe mir den Link jetzt nicht durchgelesen, da mich persönlich der Autor nicht interessiert, seine Bücher nicht oder ob er homophob ist. Als Leser würde da für mich gelten, solange er das in seinen Büchern nicht propagiert etc. wäre es mir egal. Auch wenn ich selber überhaupt nichts gegen Homosexuelle habe und es idiotisch finde, wie manche Homosexualität als ansteckende Krankheit sehen etc., aber wenn seine Religion oder sonst was für ihn ein Grund ist die Rechte von Homosexuellen einzuschränken, dann soll er das denken, auch wenn ich nicht seiner Meinung bin. Ich bin nicht religiös, für mich spielt das keine Rolle, weil es für mich keine religiöse Heirat gibt, wäre es mir egal, wer religiös heiratet. Aber wer am Ende religiös heiraten darf, sollten doch dann nur entsprechend religiöse Menschen beurteilen und da würde meine Meinung nicht zählen und das ist auch on Ordnung. ^^
Fazit: Die Sache mit MZB wäre mir definitiv auch eine Spur zu "krass", ihre Bücher könnte und werde ich nicht mehr lesen.
Bei Brandon Sanderson wäre es mir egal, solange er in seinen Büchern nicht gegen Homosexuelle hetzt. ^^
@Soleil: Ich finde es manchmal hilfreich, wenn mich so eine Frage beschäftigt, die Gedanken und Argumente anderer anzuhören. Deshalb habe ich das Thema mal in den Raum geworfen. Ich weiß nicht, ob ich bei so etwas jemals zu einer unumstößliche Meinung kommen werde – ich glaube, dafür ist das Ganze einfach zu komplex -, aber wenn ich darüber nachdenke, dann kann ich das auch mal "laut" tun.
Dass MZB ihren Mann verteidigte, als dieser des Missbrauchs verdächtigt wurde, hatte ich grob mitbekommen. Aber mir fehlten zu dem Zeitpunkt Details, so dass ich bei "ich weiß nicht genug darüber/ich kann mir keine Meinung bilden/ich versuche die Autorin unabhängig von der Wahl ihres Ehemanns zu betrachten" stehen blieb.
Ganz ehrlich, manchmal wäre ich gern unwissend! Informiert zu sein, aufmerksam zu sein, sich zu bemühen niemanden zu kränken – das alles kann verdammt anstrengend und manchmal sogar lähmend sein. Noch schlimmer finde ich es, dass es so viele Dinge gibt, die man gern ändern würde, bei denen man sich aber so machtlos fühlt. Gerade aktuell finde ich die Nachrichten oft unerträglich. Aber ich gebe zu, ich kann trotzdem nicht aufhören mich zu informieren – auch wenn ich manchmal eine kleine Pause von all den deprimierenden Nachrichten benötige.
@Neyasha: Danke für den Link zu dem Interview. Das ist in der Tat sehr berührend.
Ich glaube, ich finde Sandersons Blogbeitrag wirklich nicht so schlimm, weil er durch die 2011-Anmerkungen zeigt, dass das Thema für ihn nicht erledigt ist, sondern dass er weiterhin darüber nachdenkt und theoretisch auch bereit ist, seine Ansichten zu verändern. So schön es wäre, wenn einfach jeder Mensch jeden respektieren würde, so unrealistisch ist es leider auch. Da finde ich es schon ermutigend, dass es Menschen gibt, die nicht einfach auf einem Standpunkt festsitzen, sondern grundsätzlich Gesprächsbereitschaft zeigen.
Anne Perry hat mich persönlich nie so nachdenklich gemacht. Es gab eine Zeit, da mochte ich ihre Bücher, später wurden sie mir zu austauschbar und ich hörte auf die Geschichten zu lesen. Dass sie eine Mörderin ist, hat mich da nicht beeinflusst, da ich 1. nicht genug über die Hintergründe weiß (und ich glaube, über dieses Wissen verfügen wirklich nur sie und ihre damalige Komplizin) und sie 2. vor Gericht stand, verurteilt wurde und ihre Strafe abgesessen hat. Ab diesem Punkt bin ich dann erst einmal bereit jemandem eine Chance zu geben, solange die Person kein weiteres Verbrechen begeht.
@JED: Ich muss gestehen, dass ich sehr gehofft habe, dass du dich zum dem Thema äußerst. Gerade dann, wenn es um homophobe Meinungsäußerungen geht, kann ich das ja nur als Außenstehende beurteilen. Manche Sachen empfinde ich vielleicht als nicht so schlimm, weil ich eben nicht jeden Tag mit den Vorurteilen konfrontiert werde.
"Die Frage ist, schreiben sie Bücher, UM ihre Ansichten zu publizieren (so wie Wagner ja das germanische Ideal in seinen Werken vertrat) oder schreiben sie gute Bücher, haben aber zufällig eine von mir abweichende Gesinnung."
Das ist, finde ich, eine sehr schöne Zusammenfassung dessen, was mir gestern beim Schreiben des Beitrags durch den Kopf ging. Aber auf der anderen Seite frage ich mich auch, ob ein Autor wirklich seine Gesinnung ganz aus seinen Werken heraushalten kann. Bei vielen positiven Beispielen fallen mir diese Elemente ins Auge. Ich freue mich, wenn ich – wie zum Beispiel heute im Zahnarztwartezimmer – lese, dass in einem Fantasyroman ein Mann kurz und ganz selbstverständlich über das Flirtangebot eines anderen Mannes nachdenkt (während er gleichzeitig mit seiner ehemaligen Geliebten unterwegs ist). Solche Szenen fallen mir auf und ich finde es schön, dass ich – zumindest meinem Gefühl nach – häufiger darüber stolpere. Ich weiß nur nicht, ob es mir auffallen würde, wenn ein Autor dezent seine weniger akzeptable Meinung einfließen lassen würde, wenn er denn gleichzeitig eine spannende Geschichte präsentieren würde.
@Tina: Ich glaube auch, dass es das persönliche Empfinden über die Schwere des Vergehens ist, dass einen dazu bringt die rosarote Brille abzusetzen oder eben aufzuhören die Bücher zu lesen.
Was Marion Zimmer Bradley betrifft, so ist meinem Verstand bewusst, dass sie Schlimmes getan hat und ich kann dieses Wissen auch nicht ignorieren, wenn ich über ihre Bücher nachdenke. Aber ein Teil von mir wird wohl immer Schwierigkeiten haben zu verstehen, dass sie über Toleranz, Liebe usw. schrieb und auf der anderen Seite genau das Gegenteil lebte.
@Lucina: Da wurde für mich persönlich – bei aller Meinungsfreiheit – dann schon wieder eine Grenze überschritten. Für mich ist es nicht okay zu sagen, dass Missbrauch in Ordnung ist, da es leider genügend Menschen gibt, die eine solchen Äußerung als Erlaubnis oder Aufforderung ansehen würden. Ob jemand so etwas denkt, kann ich nicht beeinflussen, aber wenn jemand so etwas äußert, dann kann ich ihn darauf ansprechen und ihn darauf aufmerksam machen wie und warum so eine Äußerung nicht akzeptabel ist.
Was Religionen angeht, so bin ich immer etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite soll jeder Glauben was er will, auf der anderen Seite wird die Religon eines Menschen zu einer öffentlichen Angelegenheit, wenn dieser Glaube dazu führt, dass er andere Menschen benachteiligt, verfolgt, in ihren Rechten beschränkt usw. Das Reden oder Schreiben in einem öffentlichen Blogpost und mit den Hintergrundinformationen über seine Kirche empfinde ich bei Brandon Sanderson nicht als den Versuch andere zu benachteiligen, vor allem, da er meinem Gefühl nach Diskussionsbereitschaft signalisiert. Diskussionen sind doch am Ende die einzige legitime Form, um jemand anderen von etwas zu überzeugen.
Menschen, die so etwas sofort als Erlaubnis und Aufforderung sehen, die würden so etwas wahrscheinlich auch ohne Äußerung machen. Entweder man findet es in Ordnung oder nicht, unabhänigig davon was erlaubt ist oder was andere sagen. Besonders dann wenn viele zwar sagen, dass sie es nicht in Ordnung finden, weil man was anders nicht sagen darf, aber im Geheimen es anders handhaben oder anders sehen verschlimmert für mich Probleme. Und man kann nur dann mit Leuten drüber reden, wenn sie ihre ehrliche Meinung sagen. Ich diskutiere oft genug mit Leuten darüber die anderer Meinung sind, wieso Homosexuelle für mich Kinder adoptieren dürfen und ich fände es auch interessant mit Leuten, die gegen Ausländer sind oder für Missbrauch drüber zu reden, wieso sie so denken. Ich finde solche Menschen bescheuert und nicht selten sagen sie nicht nur was, sondern sie handeln auch danach, aber deren Meinung an sich finde ich interessant. Und wenn ich sehe, wie viele sagen, sie sind gegen Missbrauch, aber ein Klaps auf den Po ist in Ordnung oder sie sind keine Nazis, aber die die blöden Ausländer sollen draußen bleiben, ist erschreckend… Weil ich das Gefühl habe, dass da das politisch korrekte die wahre Meinung überdeckt. Man traut sich nicht zu sagen was man denkt, sondern schwächt es ab.
Ich persönlich finde Religionen als Institution idiotisch und halte sie für einen Grund für Krieg, Hass und anderes. Und ich finde Religionen sollten sich aus der Politik heraushalten. Aber eine religiöse Heirat ist für mich eine kirchliche Heirat und da hat für mich die Religion und ihre Anhänger ein Mitspracherecht. Heirat vor dem Standesamt sollten Religionen nicht verbieten dürfen, aber in ihren eigenen Hallen? Da finde ich dürfen sie es schon, nur sollte es dort nicht ein Oberhaupt geben, dass die Regeln macht, sondern es sollten die Kirchenmitglieder gefragt werden.
@Lucina: Okay, wenn du damit meinst, dass es dir lieber ist, wenn jemand seine Gedanken in dieser Hinsicht äußert, statt sie für sich zu behalten (und vielleicht sogar danach zu handeln), damit du mehr über die Motivation erfährst und einen Ansatz für eine Diskussion hast, dann verstehe ich dich und stimme mit dir überein. Mir fällt es nur schwer den Satz "ich finde es okay, wenn sich jemand so äußert" so stehen zu lassen – auch wenn ich mir da vermutlich gerade selber widerspreche. Ich glaube auch nicht, dass bei den von dir zitierten Aussagen das politisch Korrekte die wahre Meinung überdeckt. Ich vermute eher, dass sich die Leute da nicht bewusst sind, dass sie da mit zweierlei Maß messen. Es muss ja nicht nur um "ich bin kein Nazi, aber ich will keine Ausländer in meinem Dorf" gehen, es reicht ja schon zu sagen "ich könnte niemals jemandem Leid zufügen, aber der Kindermörder da soll hängen". Das ist ein böses Beispiel, ich weiß, aber meiner Meinung nach sind Menschen – gerade wenn es um so wichtige Themen geht – oft widersprüchlich, geben Äußerungen von sich, die sie nicht durchdacht haben, oder messen eben mit zweierlei Maß. Das hat für mich nichts damit zu tun, dass man sich nicht traut seine wahre Meinung zu äußern, sondern damit, dass eben für diese Person die beiden Aspekte eines Themas nichts miteinander zu tun haben.
Ich sitze hier und versuche zu verdauen, was ich gerade – erstmals – über Marion Zimmer Bradley lese. Übereinstimmung zu bringen, die ihre Kinder missbraucht hat und kann es nicht. Ich denke nicht, dass ich die Bücher jemals wieder lesen mag.
Sanderson ist mir als Autor völlig unbekannt. Daher kann ich auch nicht sagen, ob mir ohne Kenntnis seines sozialen Hintergrundes aufgrund seiner Bücher aufgefallen wäre, dass er z.B. religiös (und dann auch noch Mormone) ist. Spielen seine Bücher in diesem Umfeld (nur mal so in den Raum gefragt, ich weiß es ja nicht)? Dann würde ich es vielleicht vermuten oder wäre neugierig genug, während oder nach der Lektüre mal zu recherchieren. Jedenfalls: Ich habe mir sein Essay aus 2007 und sein Update aus 2011 durchgelesen. Ich habe eher den Eindruck, dass sich Sanderson in seinem Essay mit Homosexualität vor seinem sozialen Hintergrund auseinandersetzt und sich gegen Homophobie wendet.
Es gibt Autoren, von denen ich, wie Du, Winterkatze, mehr wissen möchte, weil ich ihre Werke besonders mag oder ich irgendwann einfach neugierig auf sie geworden bin. Wie man dem Satz bereits entnehmen kann, ist das _regelmäßig_ der Fall, _nachdem_ ich etwas von dem Autor gelesen habe. Ich habe nicht so viele Biographien von Autoren, selbst von Autoren, von denen ich viele Bücher habe (z.B. Elizabeth Peters oder inzwischen Agatha Christie). Eine generelle Handhabung, also Autor und Werk zu trennen oder halt nicht, kann ich mir für mich auch nicht vorstellen und halte ich _vor_ der Buchauswahl und Lektüre irgendwie auch nicht wirklich praktikabel. Man denke nur an Pseudonyme…. Erfahre ich allerdings so etwas wie über MZB, setze ich mich als Leser – oder potentieller Leser – natürlich damit auseinander und ziehe meine Konsequenzen.
Ich habe die Sache auch Twitter nur kurz mitbekommen, hatte aber ehrlich gesagt gestern keine Lust den Beitrag von Sanderson zu lesen.
Was ich aber vorhin nachgeholt habe. 😉
Generell will ich gar nicht so viel über Autoren wissen. Es gibt ein paar wenige, deren Blogs ich z.b. ab und zu lese (z.b. schaue ich momentan öfters bei Pamela Clare rein, bei der vor einigen Wochen Brustkrebs diagnostiziert wurde). Und ab und zu lese ich auch mal eine Biografie – dann aber meistens bei klassischen Autoren wie Tucholsky, Fontane oder den Bronte Schwestern.
Manchmal erfährt man natürlich sehr interessantes, was irgendwie auch einen anderen Blick auf ein Buch wirkt (so erging es mir gerade bei meinem aktuellen Buch "Chaos im weißen Haus"). Aber ich habe beim besten willen leine Lust, immer erst zu gucken, wie seine oder ihre Einstellung zu allen möglichen Themen ist.
Harter Tobak fand ich die Missbrauchsgeschichte mit MZB – da ist mir wirklich die Kinnlade runtergefallen. Gerade, weil die Bücher auch Themen angesprochen haben, die es sonst zu der Zeit einfach nicht gab. Ich habe neulich erst überlegt, ob ich die Darkover Romane nochmal lese. Ob ich es jetzt noch tun werde, keine Ahnung – einen schalen Nachgeschmack hinterlässt es aber natürlich, wenn ich es mache.
Bei Brandon Sanderson liegt die Sache ein bisschen anders, wie ich finde. Ich finde einfach, das man merkt, das er sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat,aber da irgendwie nicht aus seiner Haut raus kann. Ich rede mich da wahrscheinlich auch leicht, weil ich nicht betroffen bin…
Ich habe u.a. auch Ordensschwestern als Kolleginnen. Und wir haben natürlich auch ab und zu lesbische oder schwule Patienten. Und mir ist in der ganzen Zeit nie irgendwas homophobes aufgefallen, im Gegenteil – die wurden genauso liebevoll behandelt wie alle anderen auch. Von einem Paar weiß ich es, das sie im ersten Moment schon Ängste hatten, die sich dann aber ganz schnell als unbegründet erwiesen hatten. Gleichzeitig sprachen die Nonnen aber auch immer nur von Partnerin, nicht von der Ehefrau – weil die Ehe für sie halt ein heiliges Sakrament ist. Und auch vor dem Gesetz ist es hier in D ja keine Ehe, sondern eine eingetragene Lebenspartnerschaft. Ist vielleicht Haarspalterei, aber ich hatte das Gefühl, das ihnen die unterschiedlichen Begriffe wichtig waren. Ich weiß natürlich nicht, wie es bei den Mormonen ist…
Weil der Name Anne Perry gefallen ist – ich weiß nicht, da finde ich irgendwie nicht so "schlimm". Sie ist dafür bestraft worden und hat ihre Strafe abgesessen.
Ich glaube auch nicht, das es da eine allgemein gültige Entscheidung geben kann. Ich werde wohl wie vorher auch im Einzelfall entscheiden, wie ich vorgehen werde. Zumal das ja ein Thema ist, das sich quer durch die Kulturszene windet – von Michel Jackson hin zu Wagner…
PS: Bei der Sanderson Challenge werde ich wohl trotzdem nicht mitmachen – ich habe vor ein paar Jahren sein "Alcatraz" Bücher gelesen und habe die als sehr fade in Erinnerung… 😉
@ Winterkatze
Hach, darüber freue ich mich auch immer ganz furchtbar, wenn es so den einen oder anderen homosexuellen Flirt mittlerweile in der Literatur gibt, der "normal" zu werden scheint. Auch wenn es meist leider nur beim Flirt bleibt. *schnief*
Dann gibt es da natürlich auch die Masse der Autoren, die die Masse der Gesellschaft vertreten: Mann trifft Frau – Liebe, Knall, Peng – was anderes kann es gar nicht geben.
Ist halt ihre Lebenswirklichkeit. Auch recht.
Wann ich aber wirklich pissig werde (auweia, darf ich hier mal mit solchen Wörtern um mich werfen?), wenn im Zusammenhang mit obigen homosexuellen Flirt oder gar Liebe (die es natürlich in der Vorstellung einiger gar nicht geben KANN), (ab)wertende Äußerungen fallen, wie abnormal, eklig, von Gott nicht gewollt etc.
Dann ist der Punkt erreicht, wo ich bei einem Autor aussteigen und ihm klare homohobe Propaganda unterstellen würde.
Aber solange sich nur Mann und Frau in seinen/ihren Büchern lieb haben, kann ich damit leben. Bin ja tolerant.:o))
@Natira: Als ich das erste Mal davon hörte, hat es mich auch ganz schön umgehauen.
Bei Sanderson hingegen bin ich nach den letzten 24 Stunden fast soweit, dass ich einfach mal einen Roman von ihm antesten mag, eben um herauszufinden, ob seine Religion seine Arbeit beeinflusst.
Ich glaube auch nicht, dass ich vor jedem Roman, der mich interessiert, nun anfange über den Autor zu recherchieren. Ich muss aber gestehen, dass ich bei einigen Autoren schon fast das Gefühl habe, ich müsse mich verteidigen, weil ich an ihren Büchern Interesse habe. Das war schon vor Jahrzehnten so, als es über einen Autor hieß, er sei ein unangenehmer Macho. Ich konnte das nicht beurteilen, ich fand es nur toll, dass ich in seinen Romanen immer wieder starke Frauenfiguren fand. Es gibt einige Autoren, von denen ich den Eindruck habe, dass sie mir unsympathisch wären, wenn ich sie persönlich treffen würde, aber das ändert nichts daran, dass ich ihre Geschichten toll finde. Bei schwerwiegenderen Informationen hingegen – weshalb ich MZB auch aus Beispiel in meinen Text reingenommen habe – kann ich dieses Wissen dann nicht einfach ausblenden.
@Hermia: Ich hatte hingegen keine Lust mich auf Twitter mit dem Thema auseinanderzusetzen. 140 Zeichen sind mir dafür einfach zu wenig Raum, um der Sache gerecht zu werden.
Ich mag eigentlich diese kleinen Informationen, die einen andere Perspektive auf ein Buch öffnen, aber ich suche normalerweise nicht gezielt danach. Und wie du lese ich eher Biografien von Autoren, die zu den "Klassikern" gehören.
Bei MZB denke ich auf der einen Seite, dass es nichts ändert, wenn ich jetzt die Bücher lese, die in meinem Bestand sind. Weiterempfehlen würde ich die Autorin eh nicht mehr. Auf der anderen Seite kann man dieses Wissen einfach nicht verdrängen und so wird es eh unmöglich die Geschichten als Unterhaltung zu empfinden.
Ich finde es interessant, was du über die Ordensschwestern schreibst. Noch so ein Aspekt, über den ich nie nachgedacht habe. Aber ich denke, dass der liebevolle und fürsorgliche Umgang da definitiv schwerer wiegt als die bewusste Vermeidung bestimmter Begriffe. Auch wenn es gewiss Leute gibt, die es als Kränkung empfinden, wenn man in diesem Fall nicht von der Frau, sondern "nur" von der Partnerin spricht.
Wobei ich das Gefühl habe, dass diese Kränkung oft weniger von denjenigen, die persönlich betroffen sind, empfunden wird, als von denjenigen, die sich grundsätzlich den Kampf gegen Ungerechtigkeiten auf die Fahne geschrieben haben. Aber dieser Eindruck kann natürlich täuschen …
@JED: Ich kenne auch Autoren, bei denen es nicht nur bei einem Flirt bleibt. 🙂 Aber wie du schon schreibst, für sehr viele Autoren besteht ihre Lebenswirklichkeit eben aus Mann trifft Frau (oder Frau trifft Mann). Ich gehe zwar grundsätzlich davon aus, dass Liebe einfach nur Liebe ist, egal, in welches Geschlecht man sich verliebt, aber ich weiß auch nicht, ob ich mir zutrauen würde einer homosexuellen Liebesgeschichte gerecht zu werden. Denn abgesehen von der Liebesgeschichte, denke ich, dass heutzutage immer noch viele andere Aspekte in so eine Geschichte einfließen müssten wie die Vorurteile, denen man als Homosexueller Tag für Tag begegnet. Gute Autoren würden das vermutlich auch auf überzeugend auf die Reihe bekommen, aber es ist eben immer einfacher über das zu schreiben, was man selber kennt. So bleibt es wohl dabei, dass man sich, wenn man das Thema überhaupt anschneiden will, auf die "schwulen besten Freunde" beschränkt, weil man die nicht so tiefgehend charakterisieren muss wie die Protagonisten.
Und ob du bei solche einem Thema mit solchen Wörtern um dich werfen darfst! 😀 Ich schließe mich da übrigens vollkommen an.
Ich war ganz begeistert davon, dass es in "Mind Ripper" von Nadine Erdmann einfach so ein schwules Pärchen gibt, ohne dass das besonders thematisiert oder hervorgehoben wurde. Solche Bücher gibt es viel zu selten.
Die Frage habe ich mir vor einigen Jahren auch schon mal gestellt. Ich weiß gar nicht mehr, wer da gerade das Beispiel dafür war. Ich habe später auch meine Abschlussarbeit über Autor-Leser-Beziehungen im Netz geschrieben und im Rahmen einer Umfrage genau die Frage gestellt, also ob sie das Buch eines Autors nicht mehr kaufen würden, wenn er moralisch bedenkliche Meinungen äußert. Das Ergebnis war ziemlich genau halbe halbe. Übrigens würden mehr seine Bücher nicht mehr lesen, wenn er durch unfreundliches Verhalten gegenüber seinen Lesern auffällt (70%). War keine repräsentative Umfrage, fand ich ich aber interessant, das Ergebnis, weil es bei mir eher andersherum wäre.
Für mich spielt es auch eine Rolle, ob derjenige seine Meinung jederzeit kundgibt oder sie einfach für sich hat. Wenn Sanderson nicht versucht, in seinen Büchern zu missionieren und seine Reichweite auszunutzen, um andere zu diskriminieren, also niemandem aktiv schadet, kann er seine Meinung haben. Sobald jemandem geschadet wird, will ich den Verursacher auch nicht mehr unterstützen. Wenn ich beispielsweise ein Buch von Pirinçci in meinem Bücherschrank hätte, dann wäre das das erste Buch meines Lebens, das so was von in der Mülltonne landen würde und vermutlich nicht in einem Stück. Und gerade beäuge ich die wenigen Marion Zimmer Bradleys in meinem Regal kritisch. Das war mir nämlich auch neu, selbst wenn die vieldiskutierte Szene in "Die Nebel von Avalon" in der Vergangenheit schon ein gewisses Unbehagen in mir hat aufkommen lassen. Weitere lesen würde ich mit diesem Wissen jetzt ziemlich sicher nicht mehr wollen.
@Tina: Ich bin auch immer ganz begeistert – und dann geht mir irgendwann auf, dass es schade ist, dass mir so ein Aspekt so ins Auge fällt statt ganz gewöhnlich zu sein.
@nija: Sehr spannend, dass mehr Leute die Bücher nicht mehr lesen würden, wenn der Autor unfreundlich ist. Unfreundlichkeit kann ich persönlich deutlich eher nachvollziehen als moralisch bedenkliche Meinungen. Kannst du dich noch erinnern, wie viele Leute du befragt hattest?
"Die Nebel von Avalon" hatte ich bei der Erstveröffentlichung nach wenigen Kapitel abgebrochen und nie ganz gelesen, da habe ich keine Ahnung, was für eine Szene vieldiskutiert wurde. Mit dem Roman konnte ich irgendwie nichts anfangen. Mit Pirinçcis Bücher übrigens auch nicht – da habe ich nicht nur mit der Person, sondern auch mit seinem Erzählstil ein Problem. Da fällt es mir dann, auch leichter ein Urteil zu fällen. Da habe ich nicht das Gefühl, dass die Arbeit des Autors und seine Persönlichkeit so gegensätzlich sind.
Ich stelle gerade fest, dass ich recht unwissen in Bezug auf das Privatleben der Autoren bin. @Nija,danke für den Hinweis auf Pirincci, habe gerade gegoogelt. Felidae habe ich vor, hm, 20?, Jahren gekauft und es ist noch immer im Altbuch-Bestand. Dort wandert es heute Abend raus.
@Natira: Ich stolpere über solche Informationen auch in der Regel nur durch Zufall.
Ich habe die Szene aus "Die Nebel von Avalon", die ich meine, jetzt noch einmal ergoogelt: "Das kleine, blaubemalte Mädchen, das mit dem befruchtenden Blut über die Felder gelaufen war, wurde in die Arme eines alten sehnigen Jägers gelegt; Morgaine sah, wie sich die Kleine kurze Zeit wehrte, aufschrie und unter seinem Körper begraben wurde, während sich ihre Schenkel auftaten – bezwungen von der unwiderstehlichen Kraft der Natur. Morgaine sah es, ohne zu sehen. Sie schloß die Augen vor der blendenden Fackel und hörte die Schreie."
Die Formulierung "unwiderstehliche Kraft der Natur" ist in dem Zusammenhang schon arg und es ist mit dem Wissen, das wir heute haben, auch bezeichnend, dass die Heldin im Roman es "sieht ohne es zu sehen".
Zur Umfrage: Es haben letztlich um die 80 mitgemacht und die stammten aus Genre-Foren zu Urban Fantasy (weil ich zwei Autorinnen aus dem Genre als Beispiel hatte). Wie gesagt, nicht annähernd repräsentativ.
@nija: Uff, danke für das Zitat. Die Stelle an sich finde ich schon heftig, mit dem Wissen von heute finde ich sie wirklich fürchterlich.
80 Personen sind aber nicht so wenig. Nicht repräsentativ, aber doch schon eine interessante Menge.
Interessant, dass die ganze Angelegenheit doch eine Menge Staub aufgewirbelt hat. Ich persönlich bin der Meinung, wenn man nur lange genug gräbt, würde man über fast jeden Autoren etwas Unangenehmes herausfinden. Dementsprechend stimmt mich dieser Beitrag nun nicht froh, aber ich halte ihn nicht für so dramatisch, dass Konsequenzen zu ziehen sind.
Ich sehe es ähnlich wie Lucina: Eine kirchliche Heirat ist untrennbar mit der Religion verbunden und muss religiös geregelt werden. Die zivilrechtliche "Ehe" mit all ihren Rechten und Pflichten (für mich mehr ein Vertragskonstrukt) sollte aber jeden offen stehen. Dementsprechend bin ich gar nicht mal so weit von Sanderson weg und der gehört einer der konservativsten Kirchen der Welt an.
Was das Religöse in Sandersons Büchern angeht, würde ich dir, Winterkatze, dann Mistborn empfehlen. Es könnte aber ganz anders sein, als du denkt.
Was anderes sind natürlich so Fälle wie MZB oder Orson Scott Card, welche aktiv Unrecht propagieren. Da kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn jemand nichts mehr von denen lesen will.
@ all
Ich muss hier übrigens wirklich mal die offene und konstruktive Diskussion loben, die ohne übermäßige Gefühlsausbrüche auskommt!
@Elena: Ich hingegen bin der Meinung, dass die meisten Autoren recht langweilige Menschen sind, die ein relativ unspektakuläres Leben führen und gerade deshalb das Bedürfnis haben sich in ihren Romane auszuleben. 😀
Also gut, ich teste den ersten Mistborn-Band mal an, wenn die Bibliothek ihn mir irgendwann zur Verfügung stellt. (Sagte ich schon, dass die Romane im Bestand alle ausgeliehen sind?) So langsam wird es wohl wirklich Zeit, dass ich mir eine eigene Meinung bilde.
@JED: Es gibt einen Grund, warum ich meine Blogleser so mag. 🙂
Mit unangenehm meine ich jetzt auch nicht gleich strafbare Handlungen. Sondern Bigotterie, Intoleranz und politisch fragwürdige Meinungen. Zum Glück schreiben die wenigsten Blogs und noch weniger Autoren äußern sich wohlweislich zu "riskanteren" Themen.
Nur falls sich wer wundert – ich habe meinen Beitrag nicht gelöscht, weil ich da irgendwas geschrieben hätte, für das ich mich schämen müsste oder so, sondern weil mir bewusst wurde, dass ich ausschweifend meine Meinung geäußert habe, bevor ich eigentlich eine hatte. 😉
Das Thema und die Diskussion hier sind echt interessant, und ich wiederhole mal den Teil, der so stehenbleiben kann: Die liebsten Indianerromane meiner Kindheit wurden von einem absoluten Nazi geschrieben und offenbar auch mit der entsprechenden Ideologie versehen. Das habe ich erst vor einiger Zeit herausgefunden, als ich mir die Bücher, die ich als Kind immer ausgeliehen hatte, als Erwachsene gekauft habe – inzwischen in bereinigter Fassung. Und ich stelle fest, dass ich sie nur sehr schwer lesen kann – weil ich immer wieder darauf achte, ob ich da Nazi-Gedanken wiederfinde.
Normalerweise informiere ich mich allerdings nicht über Autoren, das kommt dann nur, wenn ich zufällig was über sie erfahre. Oder wenn ich beim lesen stutzig werde und recherchiere, ob der oder die nicht womöglich … Ist auch schon vorgekommen, Nazi-Tiergeschichte. Habe ich dann sofort entsorgt.
@Birthe: Ich finde ja, dass eine ausschweifende Äußerung auch helfen kann, die Meinung zu bilden. Das ist ja auch ein Grund, warum ich diesen Beitrag geschrieben habe. Gerade aufgrund der vielfältigen Facetten dieses Themas finde ich es schwierig, zu einem klaren Urteil zu kommen.
Ich könnte an deiner Stelle auch nicht mehr das gleiche Vergnügen an den Geschichten haben, wenn ich wüsste, dass die Fassung bereinigt wurde, weil der Autor rechtes Gedankengut in seinem Werk verbreitet hat.
So, nachdem ich diese Geschichte ein paar Tage habe sacken lassen (ich hatte von den Vorwürfen gegen MZB auch erst durch diesen Blogeintrag erfahren), fühle ich mich jetzt in der Lage, mich zu äußern.
Ich muss sagen, dass ich mich grundsätzlich nicht über Autoren informiere, bevor ich ihre Bücher lese. Ausnahmen bilden hier die Nobelpreisträger, mit denen ich mich wegen meines Leseprojekts ja etwas genauer befasse. Da gucke ich dann schon, was diese(n) spezielle(n) Autor(in) nun eigentlich auszeichnet – manchmal vor, manchmal aber auch erst nach der Lektüre, je nachdem.
Grundsätzlich lasse ich aber Bücher gern als Texte auf mich wirken. Ich würde nicht so weit gehen wie Roland Barthes und den "Tod des Autors" propagieren, aber in jedem Text nach dem Autor zu suchen, halte ich für übertrieben. Oft ist es auch so, dass Autoren mit ihren Texten etwas Bestimmtes aussagen wollen (oder auch nicht), die Texte bei den Lesern aber ganz andere Assoziationen hervorrufen, für sie etwas ganz anderes aussagen oder Dinge transportieren, die dem Autor gar nicht bewusst waren. Daher will ich eigentlich wissen: Was macht der Text mit mir? Was bedeutet er für mich? Was sagt er für mich aus?
Schwierig wird es natürlich, wenn man über Autoren im Nachhinein bestimmte Dinge erfährt oder diese schon weiß, bevor man ein Buch von ihnen liest. Das kann man natürlich nicht einfach so "vergessen" und ich bin sicher, dass mir das bei MZB auch nicht mehr gelingen würde (Sandersons Bücher interessieren mich nicht, insofern stellt sich diese Frage hier nicht).
Bei noch lebenden Autoren, deren Verhalten/Aussagen o. Ä. ich nicht in Ordnung finde, ist für mich die erste Konsequenz, ihre Bücher nicht mehr zu kaufen, um diese Menschen nicht zu unterstützen und zu finanzieren. Sarrazins Bücher habe ich z. B. bewusst weder gekauft noch gelesen – ich finde, der Mann hat schon viel zu viel Publicity bekommen und viel zu viel Geld mit seinen "Werken" verdient. Aber MZB ist tot und ihre Bücher stehen schon in meinem Regal – nicht kaufen ist in ihrem Fall also keine Option. (Davon abgesehen käme ich heute eh nicht mehr auf die Idee, ein Buch von ihr zu kaufen, meine MZB-Zeit ist ja eigentlich längst vorbei.)
Werde ich nun, da ich weiß, welche unfassbaren Dinge MZB ihren Kindern und anderen Menschen angetan hat, ihre Bücher nicht mehr lesen und die Bücher, die ich noch von ihr habe, wegwerfen? Ich frage mich ehrlich gesagt: Was würde das Wegwerfen bringen? Würde es ungeschehen machen, was diese Frau getan hat? Würde es ihren Opfern helfen?
Und dann stellt sich für mich auch die Frage: Propagiert MZB das, was sie getan hat, in ihren Texten? Verteidigt sie es? Dann würde ich sicher keines ihrer Bücher mehr lesen wollen. Aber ich glaube – und das ist für so viele ihrer Leser(innen) ja das Erschreckende – , ihre Bücher vermitteln ganz andere Werte als sie sie offenbar gelebt hat.
Eine endgültige Entscheidung, ob ich die ungelesenen Bücher von MZB in meinem Regal noch lesen werde oder nicht, habe ich ehrlich gesagt noch nicht getroffen. Sollte ich in Zukunft eines ihrer Bücher lesen, werde ich das aber sicher nicht mehr auf dieselbe Weise tun können wie früher. Ich hätte immer im Hinterkopf, was sie getan hat, würde mich bei jeder Zeile damit auseinandersetzen.
Und das ist vielleicht auch das Gute an all dem Schrecklichen: Wenn man über eine so erfolgreiche Autorin solch schlimme Dinge hört, schlägt das Wellen. Menschen auf der ganzen Welt beschäftigen sich wegen MZB bewusst mit Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung, vielleicht auch solche Menschen, die das bisher nicht getan haben, weil das ja immer nur "woanders" passsiert und man selbst ja nicht davon betroffen ist.
Keine Ahnung, ob das, was ich gerade zu diesem Thema geschrieben habe, irgendeinen Sinn ergibt … Ihr seht auf jeden Fall: Es arbeitet in mir und wird mich noch eine Weile beschäftigen …
Upps, dass das so ein langer Kommentar werden würde, hätte ich nicht gedacht …
@Ariana: Den Text als Text zu sehen, finde ich grundsätzlich auch gut und richtig. Auf der anderen Seite mag ich es aber auch, wenn ich beim Lesen im Hinterkopf halten kann, dass jemand weiß worüber er schreibt. Zum Beispiel mag ich es bei einer bestimmten Krimireihe, dass die Autorin selber mal Polizistin war und ich so das Gefühl habe, dass ich nicht nur eine gute Geschichte, sondern auch eine realistische Darstellung der Arbeit präsentiert bekomme.
Bei noch lebenden Autoren, deren Benehmen oder Äußerungen ich nicht unterstützen kann und will, sehe ich es wie du. Da kaufe ich die Bücher nicht und versuche eventuellen "positiven" Rückmeldungen mit kritischen Anmerkungen gegenüber zu stehen – auch wenn ich selten das Gefühl habe, dass solche Diskussionen fruchten. Bei Marion Zimmer Bradley hingegen denke ich, dass ich die Bücher eh nicht wieder mit Genuss lesen kann – und dann muss ich den Titeln auch keinen Regalplatz einräumen. Wenn ich sie aber aussortiere, dann frage ich mich, wohin mit den Büchern. Auf der einen Seite finde ich schon, dass die in ihren Romanen propagierte Toleranz mich sehr geprägt hat und es nicht schadet, wenn jemand anderes auch diese Geschichten liest. Auf der anderen Seite habe ich mit dem Hintergrundwissen kein gutes Gefühl, wenn ich die Bücher einfach so weitergebe – selbst mit dem Bewusstsein, dass z.B. die Bibliothek eh Romane von ihr im Bestand hat.
Ich glaube, das Thema wird uns alle noch eine Weile beschäftigen.
(Oh, und ich mag lange Kommentare! 🙂 )
Ich wurde gerade erst in Kommentaren zu meinem eigenen Beitrag auf deinen Post hingewiesen. Die Info über Brandon Sanderson scheint uns beide auf jeden Fall getroffen zu haben. Ich mache mir da im Moment auch einiges an Gedanke zu und finde es schwer zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Ich finde es aber auf jeden Fall super, dass wir alle das Thema zusammen diskutieren, uns gegenseitig informieren und den ein oder anderen Denkanstoß geben.
Das über Marion Zimmer Bradley wusste ich z.B. gar nicht. Das ist ja erschreckend. Homophobie ist total scheiße, aber es ist immerhin "nur" eine Kopfsache (im Fall Sanderson, also, soweit ich weiß), Handlungen wie Missbrauch sind da schon eine ganz andere Sache. Ich habe von der Autorin bisher noch nie was gelesen, aber das schreckt mich extrem ab.
Das mit Sanderson würde mich ehrlich gesagt nicht wirklich stören. Was anderes wäre es, wenn er Hasstiraden gepostet hätte oder Homosexuelle als eklig bezeichnet oder sowas. Statt dessen hat er ja mit seinem Beitrag gerade die Hardliner seiner Glaubensgemeinschaft zu mehr Toleranz aufgerufen – wenn mehr Leute so dächten und handelten (nämlich Andersdenkende, bzw. in diesem Fall -fühlende, akzeptieren und respektvoll behandeln, selbst wenn man nicht mit ihnen übereinstimmt oder wie hier religiös bedingte Probleme mit ihrer Lebensweise hat, und sich mit der Sache und auch den eigenen Glaubensvorstellungen und deren Konsequenzen gedanklich auseinandersetzen) wie er, wäre die Welt ein besserer Ort!
@Miss Bookiverse: Ich muss gestehen, dass mich die Information selber gar nicht so getroffen hat, aber die anschließende Diskussion zwischen Shiku und Rishu auf Twitter fand ich sehr interessant und so habe ich angefangen intensiver über das Thema nachzudenken. Im Prinzip ist der Blogpost parallel zu ihrem Austausch entstanden. Überhaupt finde ich das gemeinsame Darübernachdenken und Diskutieren gerade sehr gut!
@Birthe: Den respektvollen Ton und das Bemühen um Objektivität finde ich in Sandersons Beitrag auch angenehm. Natürlich wäre es noch schöner, wenn es grundsätzlich keine Homophobie, keinen Rassismus, keine … gäbe, aber so ist die Welt leider nicht. Aber ein respektvolles Miteinander ist schon mal ein guter Anfang.
Ich versuche gerade den Abschnitt zu verdauen, den @nija aus "Die Nebel von Avalon" gepostet hat. Und ich bin gerade auch sehr erschrocken über mich selber, denn ich habe das Buch gelesen – das ist zwar schon an die 20 Jahre her, aber diese spezielle Szene o.ä. sind mir nie aufgefallen! Meine Güte, war ich früher so unaufmerksam?
Was die Ordensschwestern angeht – ich war am Anfang schon etwas, hm, befangen. Ich habe vorher noch nie direkt mit ihnen zusammengearbeitet und war über ihre Offenheit positiv überrascht. 😉
Das mit den Nonnen ist sicher das gleiche Phänomen wie bei Sanderson – ich kenne viele (evangelikale) Christen, die sagen: Homosexualität ist an sich falsch und nicht so von Gott gewollt, aber das ändert nichts daran, dass Gott einen homosexuell fühlenden Menschen genauso liebt wie mich, und dass ich diesem Menschen entsprechend ebenso liebevoll begegnen darf und auch sollte.
Huh, das mit MZB ist mir völlig neu. Und in dem Licht wirkt die Szene, welche nija gepostet hat, ziemlich unangenehm. Ich hatte eigentlich vor irgendwann in nächster Zeit die Avalon-Reihe mal chronologisch zu lesen (ich hab als Jugendliche die Bücher völlig durcheinander gewürfelt gelesen), aber bin mir jetzt nicht sicher, ob ich das mit dem Wissen noch will…. Aber auf jeden Fall danke für die Information 🙂
@amerdale: Ja, in dem Zusammenhang wirkt die Szene noch heftiger, als man sie schon ohne Hintergrundwissen wahrnimmt.
[…] schreibe, möchte ich mich bei meinen Lesern bedanken. Als ich Anfang August meine Gedanken zu „Wie viel muss ich über einen Autor wissen, bevor ich seine Bücher lesen darf“ veröffentlichte, ging ich zwar davon aus, dass die meisten Kommentatoren auf meinem Blog ruhig und […]