Wissenssplitter

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr ich es mag, wenn mich Romane dazu bringen mehr über eine Person oder ein Wissensgebiet herauszufinden. Dabei betone ich bewusst, dass ich das bei Romanen toll finde. Denn da finde ich es überraschender, wenn etwas meine Aufmerksamkeit und Neugier so sehr weckt, dass ich das Buch zur Seite lege und recherchiere. Bei einem guten Sachbuch hingegen erhoffe ich mir, dass alle eventuell aufkommenden Fragen geklärt werden und dass ausreichend auf weiterführende Literatur verwiesen wird, die es mir ermöglicht tiefer in die Materie einzusteigen.

Ich finde es auch immer wieder lustig, welche Wissenssplitter sich so bei mir ansammeln. Selbst wenn es mich manchmal verunsichert, wenn ich auf Nachfrage nicht mehr sagen kann, woher meine Informationen stammen. Denn bei diesen Wissenssplittern geht es mir selten so wie mit bestimmten Ideen oder Sätzen, die ich fest mit einer Geschichte verbinde (sprecht mich bloß nie auf Kühlschränke, Pinguine und eine Frau namens Kate Schechter an 😉 ). Stattdessen flirren diese Informationsfragmente nach meiner Recherche einfach so unsortiert durch meinen Kopf und setzen sich wie Wollmäuse in entlegenen Ecken ab, um in den seltsamsten Momenten wieder hervorzudriften.

Aktueller Anlass für diesen Beitrag ist das Buch „Steam & Magic – Feuerspiele“ von Cindy Spencer Pape, das ich endlich mal vom Stapel mit den angefangenen Titeln befreit habe. In diesem Roman gibt es einen kleinen Satz auf Seite 5, der lautet

„Merrick fragte sich im Stillen, ob Dorothy wohl einen Ada-Lovelace-Altar in ihrem Zimmer hatte, zu Ehren der Frau, die Lord Babbage bei der Arbeit an seiner mechanischen Rechenmaschine unterstützt hatte.“

Bewusst war mir Ada Lovelace noch nicht untergekommen, aber da dieser kleine Satz meine Neugier weckte, habe ich einen Teil meiner heutigen Lesezeit mit einer schnellen Suche im Internet verbracht. Gerade bei fantastischen Romanen kann man sich ja nicht sicher sein, ob da auf reale Personen Bezug genommen wird, aber hier ist das der Fall. Und so habe ich nicht nur erfahren, dass Ada King, Countess of Lovelace, anscheinend eine begnadete Mathematikerin war, die schon 1842 vorhersah, dass es eines Tages Rechenmaschinen geben würde, die in der Lage wären komplexe wissenschaftliche Arbeiten zu unterstützen, Graphiken zu erstellen und Musik zu komponieren, sondern auch, dass sie die Tochter von Lord Byron war.

Lord Byron wiederum ist auch eine der historischen Figuren, bei denen mein Wissen sich auf diverse Puzzelstückchen beschränkt. Ich weiß von seinem Klumpfuß, seinen Veröffentlichungen als Dichter und seinem Verhältnis mit der verheirateten Lady Caroline Lamb (besonders dieser Punkt wird gern in historischen Romanen, die in der entsprechenden Zeit spielen, beim Klatsch und Tratsch der Gesellschaft aufgegriffen). Außerdem habe ich natürlich von der gemeinsam mit dem Ehepaar Shelley verbrachten Zeit am Genfer See gehört, die dazu geführt haben soll, dass Mary Shelley „Frankenstein“ schrieb. Und nun kann ich diesen Wissensplittern auch noch seine Tochter Ada hinzufügen (und seine Bestreben um die griechische Unabhängigkeitsbewegung um 1823).

Ich liebe es wirklich, wenn ein Name, ein kleines Detail oder eben ein einziger Satz in einem Roman zu solchen Wissenssplittern führt. Auch wenn ich manchmal denke, dass ich mehr davon hätte, wenn ich mich mal intensiver in ein einziges Gebiet einarbeiten würde, statt mich immer wieder von neuen interessanten Dingen ablenken zu lassen. 😉

10 Kommentare

  1. Immerhin hatte sie das erste Computerprogramm geschrieben, lange bevor Zuse seinen ersten Computer entwickelt hatte.

    Nach Ada Lovelace wurde sogar eine Programmiersprache benannt: Ada, die man können musste, wenn man für die NASA programmieren wollte.

  2. Hah, das hat mir die schlaue Internetseite über Frauen in der Informatik verschwiegen! Aber da ich bislang mit Informatik so absolut gar nichts zu tun habe (mit der NASA übrigens ebenso wenig 😉 ), wundere ich mich über diese Wissenslücke nicht so sehr – umso schöner ist es, dass ich da ein paar Wissenssplitter sammeln kann! 🙂

  3. Ada habe ich selber noch nie programmiert, aber es war Teil meines Grundstudiums der Informatik. Und das eine Frau das erste Programm geschrieben hat, fand ich immer sehr inspirierend. Leider ist das bis heute immer noch eine Männerdomäne, in der wir uns Frauen ab und zu schwer tun, ernst genommen zu werden.

  4. Das finde ich auch eine sehr faszinierende Tatsache!

    Auf das Wort Männerdomäne reagiere ich richtig allergisch – von dem dazugehörigen Denken habe ich in Tischlereien auch so meinen Teil erlebt. Ich frage mich auch, wie sich so etwas so lange halten kann, obwohl doch inzwischen gar nicht so wenige Frauen in die "typisch" männlichen Berufsfelder gehen. Informatikstudentinnen laufen mir zur Zeit zumindest erstaunlich häufig über den Weg (die sind aber auch etwas jünger als wir beide *g*).

  5. Solche Wissenssplitter sind großartig – und hey, was heißt hier ablenken? Es ist allerdings wirklich schade, dass so wenig Zeit für soooo viele interessante Themen bleibt… (Ich sag nur: Martin Chuzzlewit, der noch unangelesen neben meinem Bett liegt)… LG mila

  6. Ich liebe es auch solche Wissenssplitter zu sammeln.. Ob nun über Internetrecherche oder einfach indem ich mich mal nen Nachmittag vor den Fernseher hocke und irgendwelche Reportagen angucke.
    Leider macht mir in letzter Zeit mein Kopf einen Strich durch die Rechnung, es bleibt nur noch sehr wenig hängen 🙁

  7. Ich mag es auch total gerne, durch das Lesen neue Dinge zu erfahren. Sicher ist das nicht so ausgeprägt, wie ein Sachbuch, aber das brauche ich auch nicht unbedingt. Mir gefällt es, auf diesem Wege auch Dinge zu erfahren / lernen, von denen ich sonst wohl eher nichts wüsste.
    Besonders interessant ist das bei Themen, die mich gar nicht soooo sehr interessieren, so dass ich mir z.B. niemals ein Sachbuch dazu durchlesen würde.
    LG
    Jai

  8. @Mila: Ich fürchte, dass ich mich von solchen Splittern wirklich viel zu oft ablenken lasse. Aber dafür habe ich dann auch an dem Tag viel Spaß gehabt! 😉 Ohja, die fehlende Zeit ist wirklich ein Problem, selbst wenn man sich den ganzen Tag mit solchen Wissenssplittern beschäftigen kann, reicht die Zeit nie, um allen interessanten Dingen nachzugehen!

  9. Mikage: Stimmt, durchs Fernsehen kann man auch viel sammeln. 🙂 Ich bin mir übrigens sicher, dass dein Kopf zur Zeit nur deshalb so streikt, weil er eh schon viele Informationen und Erfahrungen verarbeiten muss. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viele Wissenssplitter du gerade durch deine Zeit in Japan aufnimmst, die du vielleicht gar nicht als solche wahrnimmst, weil sie zu deinem neuen Alltag gehören. 🙂

  10. @Jai: Stimmt, das ist auch ein Aspekt: Durch Romane kommt man auf Themengebiete, die man sonst nicht bewusst in Angriff nehmen würde! Hach, ist Lesen nicht eine tolle Sache? 🙂

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