Alan Bennett: Così fan tutte

Anlässlich des ersten 24-h-read-a-thon hatte ich von Alan Bennett „Die souveräne Leserin“ gelesen und es hatte mir so gut gefallen, dass ich mich von Natiras Rezension dazu verleiten ließ, mir „Così fan tutte“ von dem Autor in der Bibliothek vormerken zu lassen. Ich kann gleich dazu anmerken, dass ich im Gegensatz zu Natira „Die souveräne Leserin“ bevorzuge, aber Spaß gemacht hat mir auch dieses Bändchen.

Der Inhalt lässt sich ganz schnell erzählen: Als Rosemary und Maurice Ransome von einem Opernabend nach Hause kommen, finden sie eine komplett leere Wohnung vor. Und zwar wirklich komplett leer! Kein Schrank, kein Topf, nicht einmal das Toilettenpapier ist ihnen geblieben. Während Mr. Ransome sich um die wichtigen Dinge wie die Auseinandersetzung mit der Versicherung und eine neue Stereoanlage kümmert, um dann stoisch sein normales Leben weiterzuführen, entdeckt Mrs. Ransome die Möglichkeiten, die so ein Neuanfang mit sich bringen kann.

Sie geht zum ersten Mal in ihren Leben in den indischen Gemüseladen um die Ecke, probiert exotische Obstsorten, genießt den billig aussehenden, aber sehr bequemen Schaukelstuhl, den sie neu angeschafft hat, erfreut sich an dem farbenfrohen Teppich, der nicht zu ihrer alten konservativen Möblierung gepasst hätte und denkt darüber nach, was man eigentlich alles noch in der eigenen Stadt entdecken könnte. Mrs. Ransome träumt von Museumsbesuchen und Volkshochschulkursen und entdeckt die nachmittäglichen Talkshows im Fernsehen.

Ich muss zugeben, dass mein Herz eindeutig für Mrs. Ransome schlug, die diesen Eingriff in ihr Leben als eine Chance für Veränderungen ansieht. Ihren Mann hingegen fand ich ganz schrecklich! So ein pedantischer, unflexibler und konservativer Mensch, der außer seinen eigenen Bedürfnissen nichts wahrzunehmen scheint! Die Vorstellung so unbelastet neu auf alles zuzugehen wie Mrs Ransome finde ich faszinierend – mir wäre es nicht möglich, allein meine Bücher, wären ein unwiederbringlicher Verlust, den ich wohl kaum überwinden könnte 😉 – aber gerade deshalb habe ich es genossen mir Mrs. Ransomes Situation auszumalen. So habe ich mich auch dieses Mal von Alan Bennett gut unterhalten gefühlt. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir dieses Büchlein wohl nicht selber kaufen werde/würde. Für den Umfang finde ich es – trotz des Lesevergnügens und der schönen Ausstattung – mit fast 15 Euro dann doch etwas teuer.

2 Kommentare

  1. Ich hatte immer ein über 65 Jahre altes Ehepaar vor meinem geistigen Auge und fand Mrs. Ransome unglaublich anpassungsfähig und neugierig 🙂

    Selbst kaufen würde ich es mir auch nicht, aber es wäre ein schönes Geschenk 😀

  2. Ich denke nicht, dass die beiden so alt sind – er geht ja immer noch brav jeden Tag zur Arbeit. Aber aufgrund ihres konservativen und eintönigen Lebens sind sie innerlich mindestens so alt. Naja, bis sie ihre Neugierde wieder entdeckt. 🙂

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