Boris Koch: Die Drachenflüsterer-Saga

In den letzten Wochen hatte ich eindeutig eine Fantasy-Phase, in deren Rahmen ich auch „Die Drachenflüsterer-Saga“ von Boris Koch gelesen habe. Der Sammelband beinhaltet die komplette Trilogie („Der Drachenflüsterer“, „Der Schwur der Geächteten“ und „Das Verlies der Stürme“) plus Bonus-Material (Kurzgeschichte, gestrichene Szene, Interview mit zwei der Charaktere). Obwohl der gesamte Band 1136 Seiten umfasst, hatte ich den Titel in gut zwei Tagen gelesen, die die Handlung nicht besonders anspruchsvoll und der Schreibstil flüssig zu lesen ist. Insgesamt habe ich mich wirklich gut unterhalten gefühlt, obwohl die Geschichte sehr jugendgerecht geschrieben wurde und es recht wenig Höhen und Tiefen in der Handlung gab.

Die Hauptfigur ist Ben, der sich nach dem Tod seiner Mutter (sein Vater hat sich schon vor vielen Jahren aus dem Staub gemacht) mit kleinen Aufträgen und Diebstählen über Wasser hält. Unterschlupf hat er in einem verlassenen Haus gefunden und so lebt er in der kleinen Stadt Trollfurt ganz gut vor sich hin. Ansehen genießt er im Ort nicht und die meisten Eltern verbieten ihren Kindern mit dem Jungen ihre Zeit zu verbringen, aber trotzdem hat er mit Yanko, dem Sohn des Schmieds, einen guten Freund, der ihm immer zur Seite steht. Bens heimliche Sehnsucht ist es, einmal ein Drachenritter zu werden und gemeinsam mit einem Drachen Abenteuer zu bestehen.

Als Ben fünfzehn Jahre alt ist, zieht ein reicher Kaufmann nach Trollfurt und kündigt an, dass er die vor vielen Jahren geschlossene Blausilbermine wieder in Betrieb nehmen will. Während die ganze Stadt davon träumt endlich wieder Reichtum und Bedeutung zu erlangen, ist es für Ben nur wichtig, dass der Kaufmann einen Drachen besitzt. Heimlich schleicht er sich nachts in den Stall des Drachens und rubbelt die Schulterknubbel der Echse, da dies Glück bringen soll. Dummerweise scheint dieses legendäre Glück für Ben eher Pech zu bedeuten, denn kurz darauf wird er eines schrecklichen Verbrechens verdächtigt und muss aus Trollfurt fliehen. In der Wildnis trifft der Junge dann auf einen freien Drachen und erfährt von diesem Dinge über Drachen und Drachenritter, die er sich vorher nie hätte vorstellen können.

Insgesamt ist die Welt der „Drachenflüsterer-Saga“ eine klassische High-Fantasy-Welt, die sich nur durch die Legende, die sich in Bens Heimat rund um die Drachen rankt, von ähnlichen Welten unterscheidet. In dem Großirdischen Reich glauben die Menschen, dass der böse Gott Samoth die Drachen mit Flügeln ausgestattet hat, um den guten Göttern den Himmel streitig zu machen, und so entstand der Ritterorden, dessen Aufgabe es ist die Drachen von ihren Flügeln (und somit dem Fluch des bösen Gottes) zu befreien. Als flügellose Kreaturen dienen die Drachen den Rittern und gehorchen ohne jeglichen Widerstand jedem ihrer Befehle. Natürlich glaubt auch Ben an diese Sage, bis er den wilden Drachen Aiphyron kennenlernt und feststellen muss, dass dieser eine freundliche und ehrenwerte Person mit einem ausgeprägtem Charakter ist.

Mir hat dieses gegenseitige Kennenlernen und die wachsende Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Drachen sehr gut gefallen. Die beiden finden das Verhalten des jeweils anderen zwar immer wieder befremdlich, bemühen sich aber immer wieder dem Freund zu erklären, warum sie sich so verhalten oder welche Traditionen es in ihrem Volk gibt. Je näher Ben und Aiphyron sich kommen, desto mehr versteht der Junge, welches Unrecht den Drachen durch die Ritter angetan wird. Dank einer besonderen Fähigkeit (natürlich benötigt er eine besondere Fähigkeit *seufz*) ist er geradezu dazu berufen die von dem Orden versklavten Drachen zu befreien und die Menschen über das wahre Wesen dieser Kreaturen aufzuklären.

Ben erlebt also allerhand Abenteuer, während er Drachen befreien möchte, von den Rittern und anderen Feinden verfolgt wird und immer wieder neue Freunde findet. Das Ganze ist von Boris Koch sehr gradlinig erzählt worden und der Ton aller drei Romane ist – trotz diverser Gefahren, Verrat und Todesfälle – eher humorvoll als mitreißend. Wirkliche Spannung kam bei mir nur selten auf, egal, was Ben und seinen Freunden passierte, der Autor konnte mich nicht wirklich davon überzeugen, dass die Figuren in Gefahr schwebten. Dafür gab es dann immer wieder die amüsanten Kabbeleien, so dass ich die Geschichten nicht langweilig fand, obwohl es gerade zu beginn des dritten Teils einen deutlichen Hänger gab, während die Protagonisten sich eine schöne Zeit am Meer machten und sich die Handlung so gar nicht weiterentwickeln wollte.

Insgesamt bleibt von „Die Drachenflüsterer-Saga“ zurück, dass das definitiv keine Trilogie ist, die man gelesen haben muss, aber dafür eine Romanreihe, mit der man nette und entspannende Stunden verbringen kann. Außerdem ist der Grundton durch die humorvollen Szenen so leicht gehalten, dass die Geschichte meiner Meinung nach auch für eher jüngere (als die vom Verlag vorgeschlagenen 12 Jahre) oder ängstliche Leser geeignet ist.

2 Kommentare

  1. Klingt nach einem richtig schönen Entspannungs-Buch. Muss ich mir glatt mal merken, ich mag sowas. Nicht immer, aber manchmal braucht man so eine Geschichte, die einen nicht allzu sehr mitnimmt, sondern einfach nur nett ist. 🙂

  2. Jupp, entspannend fand ich es und schnell hat es sich auch lesen lassen. 🙂 Und gerade Aiphyron war ein sehr sympathischer Charakter.

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