Als ich den Klappentext von „Die Blutmagier“ von Courtney Schafer las, dachte ich, dass das ganz nett werden könnte, hatte aber keine großen Erwartungen an den Roman. Umso schöner war dann die Lesezeit, die ich mit der Geschichte verbracht habe, denn das Buch gefiel mir sehr gut. „Die Blutmagier“ ist das Debüt der Autorin und Auftakt der „Chroniken von Ninavel“ (der zweite Band ist für den Mai 2014 angekündigt). Für mich hatte die Geschichte drei Pluspunkte: 1. die beiden gegensätzlichen Protagonisten, 2. die von der Autorin entworfene Welt und 3.die Beschreibungen rund um das Klettern im Gebirge.
Die Handlung beginnt relativ gemächlich, da Courtney Schafer erst einmal die Stadt Ninavel, die dank Magie inmitten einer Wüste entstehen konnte, und die beiden Hauptfiguren Dev und Kiran vorstellt. Dev (Devan) lernt man recht schnell kennen, er ist ein Schmuggler und zu Beginn der Geschichte pleite, da ihn seine ehemalige Geschäftspartnerin (und Geliebte) betrogen hat. So ist er gezwungen einen gefährlichen Job anzunehmen, obwohl ihm seine Erfahrung sagt, dass er damit ein höheres Risiko eingeht, als er es sonst jemals tun würde. Dabei setzt er schon bei einem normalen Auftrag stets sein Leben aufs Spiel, da er verbotenerweise magische Amulette von Ninavel ins magiefeindliche Nachbarland Alathien einführt.
Doch nun geht es nicht um ein kleines – und relativ leicht zu versteckendes – Amulett, sondern darum einen ausgewachsenen jungen Mann durch das Weißfeuergebirge und dann über die Grenze zu schmuggeln. Schwieriger wird die Aufgabe noch dadurch, dass Kiran von gefährlichen Personen gejagt wird – und Dev nicht darüber aufklärt, weil er keinem Menschen vertrauen kann. Trotzdem müssen sich die beiden unterschiedlichen Männer während der Gebirgsüberquerung aufeinander verlassen, denn wenn sie nicht zusammenarbeiten, wird keiner von ihnen lebend ans Ziel kommen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Devs Perspektive (in der ersten Person) und Kirans Sicht (in der dritten Person) erzählt, was dem Leser die beiden Figuren näher bringt und dafür sorgt, dass man ihre jeweiligen Motive durchaus verstehen kann. Trotzdem hätte ich sie beide gern zwischendurch geschüttelt, damit sie einander endlich reinen Wein einschenken und sich gegenseitig helfen. 😉 Ansonsten ist diese Mischung aus Misstrauen und langsam wachsender Bewunderung zwischen den beiden Figuren wirklich toll beschrieben worden. Dev beeindruckt Kiran immer wieder mit seinem Wissen über das Klettern und die Natur, seiner Erfahrung als Bergführer und seinem vorausschauendem Verhalten, während der Schmuggler im Laufe der Zeit das Durchhaltevermögen und die Entschlossenheit von Kiran schätzen lernt, obwohl dieser anfangs wie ein verwöhntes Weichei wirkte.
Neben dieser langsam wachsenden Männerfreundschaft bietet die Gebirtsüberquerung auch tolle Gelegenheiten für Naturbeschreibungen. Da merkt man deutlich, dass die Autorin selber begeisterte Kletterin ist und auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, wenn sie von den Gefahren des Kletterns, dem aufreibenden Wetter und der Euphorie auf dem Gipfel erzählt. Und spannend sind diese Passagen auch zu lesen, nicht nur weil das Klettern an sich riskant ist, sondern weil diese Szenen durch die Angriffe ihrer Verfolger noch gefährlicher werden. Mir hat es sehr gut gefallen, dass sich in diesem Teil die Handlung sehr auf die beiden Protagonisten, ihre unterschiedlichen Charaktere und ihre Stärken und Schwächen konzentrierte.
Ich möchte auf jeden Fall noch mehr über die beiden so gegensätzlichen Länder Ninavel und Alathien erfahren – vor allem Alathien, in dem Magie streng regelmentiert wird, bietet noch sehr viel zu entdecken, da an als Leser das Land vor allem durch Devs Beschreibungen während des Weges und einige spannende Szenen am Ende des Romans kennenlernt. Und da muss ich zugeben, dass ich viel mehr mit dem Schicksal der beiden Charaktere beschäftigt war, als mit den Details des Weltenbaus. 😉 Außerdem hat mich das Ende sehr neugierig auf die weiteren Entwicklungen gemacht … Hach, ich finde es herrlich, dass so langsam wieder High-Fantasy-Geschichten geschrieben werden, die meinen Geschmack absolut treffen.