Ich hatte „The Undetectables“ von Courtney Smyth bestellt, weil ich das Cover großartig und die Inhaltsangabe sehr ansprechend fand. Aber ich ging auch davon aus, dass die Protagonistinnen der Geschichte einige Jahre älter sein würden, als sie es in diesem Roman sind – und das hat mich von Anfang an etwas aus dem Tritt gebracht. Ich weiß gar nicht, wieso ich das dachte, aber es hat dazu geführt, dass ich erwachsenere und lebenserfahrenere Charaktere mit etwas weniger Gefühlschaos und mehr Professionalität erwartet hatte. Die Differenz zwischen meinen Erwartungen und dem, was der Roman stattdessen lieferte, hat es mir nicht ganz so einfach gemacht, mich auf das Buch einzulassen. Als ich zusätzlich im Laufe der Handlungen immer wieder über Punkte stolperte, die ich zu offensichtlich (wie die Identität des Mörders!) oder nicht in Ordnung fand, war ich dann endgültig enttäuscht – und habe den Roman nur beendet, weil ich hoffte, dass es doch noch eine Wendung geben könnte, die ihn für mich retten würde. (Ich hätte das Cover wirklich gern im Bücherregal behalten, aber das Bleiberecht erhalten nur Titel, die ich noch einmal lesen mag …)
Dabei mochte ich die Anfangsszene in „The Undetectables“ wirklich gern, in der erzählt wird, wie Theodore bei einer Samhain-Party in dem Herrenhaus der Familie Broadwick ums Leben kam und wie die drei vierzehnjährigen Mädchen Mallory Hawthorne, Diana Cheung-Merriweather und Cornelia Broadwick seine Leiche (und seinen Geist) fanden. Sechs Jahre später beginnt dann die eigentliche Handlung aus der Perspektive von Mallory, die in den vergangenen Jahren wegen einer chronischen Krankheit viel Zeit zu Hause verbrachte, während ihre beiden Freundinnen aus der okkulten Stadt Wrackton wegzogen, um zu studieren. Doch dann kommen Diana und Cornelia zurück nach Wrackton, und die drei jungen Frauen werden damit beauftragt, einen Mord in einem verschlossenen Raum aufzuklären, der eindeutig mit Magie begangen wurde. Alle drei haben Fähigkeiten und Wissensgebiete, die ihnen bei ihrer Detektivarbeit helfen, wobei Mallory mit all den Dingen, die sie in den vergangenen Jahren rund um Forensik gelernt hat, die Ermittlungen leitet.
Es gibt so einige Aspekte, die ich an „The Undetectables“ mochte, zum Beispiel dass Magie in Wrackton alltäglich ist und wie selbstverständlich – wenn auch nicht ganz reibungslos – die verschiedenen magischen Wesen dort zusammenleben. Mir gefiel es auch sehr, wie Mallory und ihre Freundinnen immer wieder magische und nicht-magische Dinge kombinierten, um (für ihre Welt) ungewöhnliche Ermittlungswege gehen zu können. So setzt Mallory z. B. einen Gaschromatographen ein, um verschiedene Varianten von magischen Rückständen an Indizien identifizieren zu können. Außerdem habe ich online so einige lobende Stimmen von Personen mit chronischen Krankheiten gelesen, die betonten, dass Courtney Smyths Darstellung von Mallorys Leben mit Fybromyalgie sehr stimmig und realistisch ist. Dazu gab es noch so einige Szenen zwischen den drei Freundinnen, die ich genossen habe, weil sie von der langen Verbundenheit und der damit einhergehenden Vertrautheit zwischen Mallory, Diana und Cornelia zeugten.
Dummerweise kamen dazu noch so einige Dinge, die mir so gar keine Freude beim Lesen dieses Romans gemacht haben. Dass die Protagonistinnen deutlich jünger waren, als ich erwartet hatte, kann ich Courtney Smyth nicht vorwerfen. Aber ich fand es schwierig, immer wieder Szenen zu lesen, in denen Mallory, Diana und Cornelia sehr aufmerksam und respektvoll miteinander umgingen, nur um kurz darauf einen Moment zu haben, in dem sie Grenzen verletzen und sich nicht nur respektlos, sondern regelrecht unethisch verhalten. Diese Sachen hätte ich akzeptieren können, wenn es jemals Thema gewesen wäre, dass ihr Verhalten nicht okay ist, aber dies war nicht ein einziges Mal der Fall. Ein Beispiel ist das Sammeln von Proben von magischen Personen, um eine Datenbasis für Mallorys Gaschromatographen anzulegen, wo sie – ohne um Erlaubnis zu fragen – von drei Freunden DNS-Proben verwendeten. Das hätte ich noch bei Verdächtigen hinnehmen können, bei denen das Sammeln von Proben riskant gewesen wäre. Aber bei Freunden, die selbst ein großes Interesse an der Aufklärung der Morde haben, nicht mal eben nachzufragen, bevor ihre DNS verwendet wird, sorgte (neben weiteren ähnlichen Vorfällen) dafür, dass ich die Protagonistinnen nicht gerade sympathisch und ihre „Ermittlungsmethoden“ insgesamt zweifelhaft fand.
Ein weiteres Problem war für mich der Aufbau des Kriminalfalls, denn die Hinweise auf die Person hinter den Morden wurden von Courtney Smyth so offensichtlich in die Handlung eingestreut, dass spätestens beim zweiten Mord die Identität dieser Person auf der Hand lag. Zumindest für mich – während Mallory und ihre beiden Freundinnen weiterhin verzweifelt versuchten, irgendein greifbares Indiz in die Finger zu bekommen, um mehr über Mordmethode, Motiv und Täter*in herauszufinden. Ich gebe zu, es ist etwas einfacher „mitzuermitteln“, wenn ich eine Beschreibung des Mords zu lesen bekomme, während er in der Handlung passiert – wobei ich betonen möche, dass diese Passagen so ziemlich spoilerfrei waren und weniger Hinweise lieferten als die spätere Betrachtung des Tatorts durch die Protagonistinnen.
Bis zum Ende des Romans hatte ich gehofft, dass mein Anfangsverdacht falsch war und dass deutlich mehr hinter diesen Morden stecken würde, als ich dachte. Denn wenn mehr hinter diesen Morden gesteckt hätte, als ich als Leserin sehen konnte, dann wäre es für mich einfacher gewesen, der Autorin zu glauben, dass ihre drei Protagonistinnen kluge und aufmerksame Ermittlerinnen sind … Stattdessen habe ich die zweite Hälfte des Romans ständig vor mich hingeschimpft, weil offensichtliche Aussagen übersehen wurden und Schlussfolgerungen ausblieben. Am Ende bleibt mir nur zuzugeben, dass „The Undetectables“ leider nicht das richtige Buch für mich war, obwohl ich den Roman so gern gemocht hätte.
Schade, dass das Buch dich enttäuscht hat. Ich finde das auch immer mühsam, wenn ich schon früh ahne, wer hinter dem Mord steckt, während die Hauptfiguren völlig im Dunkeln tappen – erst recht, wenn diese als klug und aufmerskam beschreiben werden.
Ich hätte noch damit leben können, wenn es irgendeine Erklärung dafür gegeben hätte, dass all die Hinweise, die auf diese Person deuten, übersehen werden. Aber so war ich wirklich frustriert, weil es so offensichtlich war, während mir gleichzeitig ständig erzählt wurde, wie schlau und aufmerksam diese drei Frauen doch sind.