Die Katzenbande: Christie

Als ich Christie das erste Mal sah, sah sie erbärmlich aus! Ein klapperdürres, winziges Kätzchen mit verklebten Fell und noch verklebterem kleinem Gesicht. In einem Pappkarton (und für die Dinger hat sie heute eine regelrecht Schwäche) stand sie vor dem Tierheim-Tor, und so wie sie sich benimmt, schätze ich, dass sie die ersten Lebenstage ohne menschlichen Kontakt hinter sich gebracht hat. Im Tierheim hatte man dann anscheinend in einen bestehenden Katzenschnupfen hineingeimpft – und dementsprechend krank war dieses kleine Bündel geworden.

Doch man versicherte mir, dass Christie nicht mehr ansteckend sei. Da sie als einzige in diesem ländlichen Tierheim jung genug war, um nicht unglücklich zu werden, wenn man sie als reine Wohnungskatze hält – und Shandy nach dem Tod seines Bruders dringend neue Gesellschaft brauchte – nahm ich Christie kurz entschlossen mit nach Hause.

Schnell machte mir der kleine Grautiger klar, dass Menschen nur zum Füttern und Bespielt-werden zu gebrauchen sind. Anfassen, schmusen oder gar Nähe suchen war nicht drin, auch wenn sie sich widerwillig ihre verklebten Augen reinigen ließ. Aber sie war bereit, Shandy von seinem Kummer abzulenken – und das war erst einmal das Wichtigste.

Ein paar Jahre später saßen wir mit angehaltenem Atem auf dem Sofa, neben uns ein Besucher (der übrigens zuhause ein paar Ratten als Haustiere gehalten hat 😉 ), und durften miterleben, wie Christie erst unseren Gast gründlich abschnupperte und dann zu uns rüberkrabbelte und mal bei dem einen, mal bei dem anderen auf dem Schoß tretelte, bis sie sich zum Schlafen einrollte.

Seitdem ist unsere kleine Wildkatze deutlich zutraulicher geworden. Auch wenn man immer noch ein wenig aufpassen muss, so kann man das Madamchen streicheln – manchmal wird sogar auffordernd der Bauch entgegengestreckt. Und spätestens wenn es draußen kälter wird, bevorzugt auch sie die Wärme eines Menschen, um ein Nickerchen zu halten. Nur ihre Neigung, die Wäsche (besonders Handtücher) vom Ständer zu ziehen, um darauf zu schlafen, sorgt immer wieder dafür, dass unser inzwischen so gutes Verhältnis manchmal getrübt wird.

Die drei Kater hat Christie gut im Griff – und wenn ihr mal langweilig ist, mischt sie die Jungs auch kräftig auf. Sie ist diejenige, die gern mal vor dem Katzenklo lauert und dem darin beschäftigten Kater einen Klaps verpasst, sodass er vor Schreck mit dem Kopf gegen den Deckel knallt. Und sie ist auch die einzige, der ich es zutrauen würde, dass sie nach all den Jahren in der Wohnung draußen eine Überlebenschance hätte. Aber solange wir in der Stadt wohnen, müssen die vier mit dem Blick aus dem Fenster zufrieden sein …

Achja, ihren Namen hat Christie von Agatha Christie, denn sie ist – so wie die Autorin es war – abenteuerlustig (auch wenn unsere Katze es wohl nie nach Ägypten schaffen wird 😉 ) und doch sehr scheu, wenn es um fremde Menschen geht …

8 Kommentare

  1. Die Bilder sind ja fantastisch! Und Christie ist offensichtlich auch ein Deckenkrabler…

    Vermutlich liest sie heimlich die Bücher ihrer Namensvetterin …

  2. 🙂 Christie ist ein begeisterter Deckenkrabbler, wobei man normalerweise nicht einmal ein Pfötchen von ihr zu Gesicht bekommt.

    Lustig ist es immer, wenn einer der großen Kater mit Schwung ins Bett springt, sich daraufhin die Decke agressiv äußert und der Kater noch schneller wieder aus dem Bett verschwindet, als er hineingehüpft ist. 😀

    Irgendwo habe ich noch ein Foto, das mal beim Bettenmachen entstanden ist. Da konnte ich meine Bezüge nicht auf die Decken bekommen, weil die Kater beschlossen hatte, dass sie nun an der Reihe wären es sich bequem zu machen. Wenn ich das auf der Festplatte wiederfinde, poste ich es mal … 🙂

  3. Ich habe gerade Deine Katzen hier im Blog kennengelernt und ich finde sie alle wunderbar! Eure Christie hat eine bestimmte Ähnlichkeit mit Frida (und ein wenig auch mit Phoebe) – dieses Zurückhaltende, Vorsichtige und Eigene…
    Ich darf sie zwar streicheln und sie schnurrt sich dann auch gerne in Ekstase ;), aber sie kommt einfach nie zu einem zum Kuscheln.
    Ich bin nicht sicher, woran es liegt, vielleicht wurden sie, als sie klein waren, von den Kindern zu sehr malträtiert und gejagt – irgendwie haben sie beide noch nicht begriffen, dass es eigentlich ganz toll ist, sich zu einem Menschen zu legen und den ganzen Abend gestreichelt zu werden.
    Aber jetzt, wo ich das von Christie lese, habe ich doch noch die Hoffnung, dass Frida und Phoebe irgendwann doch mal angeschmust kommen 🙂

    P.S.: Ich finde die Wahl Eurer Katzennamen phantastisch!

  4. @Sayuri: Ich drücke dir die Daumen, dass deine beiden auch eines Tages deutlich schmusiger werden! 🙂 Christie ist immer noch sehr eigen, aber zur Zeit hat es sich eingebürgert, dass ich sie beim Füttern so richtig durchkneten darf. Da vergessen wir beiden auch schon mal die Zeit und genießen einfach das Beeinander sein.

    Oh, und schön, dass dir unsere Namenswahl gefällt – die meisten Leute gucken immer etwas irritiert, wenn wir uns darüber auslassen. >g<

  5. Ich les mich grad ein bisschen durch deinen Blog 😉
    Zum Thema ungewöhnliche Katzennamen will ich kurz anmerken, dass unser Kater Lehmann heißt. Der Name seiner Schwester ist Luna, das ist nicht ganz so außergewöhnlich, aber wegen Lehmann haben auch schon so manche Leute blöd geguckt. Warum nur? 😉

  6. @Ariana: Wie schön! 🙂 Ich finde Lehmann als Katernamen toll! Allerdings war mein erster Impuls "Das muss doch Herr Lehmann heißen und ist ein Hundename!" – schon seltsam, dass man manche Sachen so fest in seinem Kopf belegt hat. *g*

  7. Hihi, na klar, die allermeisten Leute denken, er heißt "Herr Lehmann". Aber ein "Herr" ist er irgendwie nicht. Andere Gemeinsamkeiten mit dem Herrn Lehmann hat er aber schon – "(Herr) Lehmann sieht immer irgendwas" trifft zum Beispiel total auf ihn zu. Oft "heult" er die Wand an und außer ihm versteht keiner, was er da eigentlich sieht. 😉
    Und wieso wäre das für dich ein Hundename? Wegen des Hundes, den Herr Lehmann auf der Straße trifft? Oder gibt's da noch eine andere Verbindung, auf die ich grad nicht komme?

  8. Das scheint eine ganz fiese Katereigenart zu sein! Wobei wir inzwischen denken, dass unsere Herren die Wand anheulen, weil die Katze aus dem dritten Stock in ihrer Alterstaubheit mal wieder vor sich hin quatscht. 😉

    Keine Ahnung, warum "Herr Lehmann" für mich ein Hundename ist – irgendwie sah ich spontan einen Langhaardackel vor meinem inneren Auge, als ich den Namen las. 😀

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