Dies und Das (4): Standorttreu

Bei unserem Lese- und Handarbeitstag war ich fasziniert davon, wie viele Leute an dem Sonntag Ausflüge geplant hatten (die dann dem Wetter zum Opfer fielen). Das hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, wann ich das letzte Mal einen Ausflug gemacht habe … und ganz ehrlich, ich kann mich nicht erinnern. Ich verreise ab und an für ein längeres Wochenende, aber selbst da komme ich nicht mal auf ein Wochenende pro Jahr. Außerdem gibt es immer wieder Momente, in denen mein Mann und ich im Regionalfernsehen etwas sehen und zueinander sagen, dass das doch ein schönes Ausflugsziel wäre. Aber in die Tat setzen wir solche Überlegungen irgendwie nie um.

Genau genommen verlasse ich unsere Viertel im Alltag eigentlich nur, wenn ich zum Tierarzt, zum Baumarkt oder zur Buchhandlung fahre, wobei die Buchhandlung auch per Fahrradkurier liefert, oder mein Lieblingscafé besuchen will. Dabei finde ich unsere Viertel gar nicht so besonders schön. Ich mag nur nicht mit dem Auto durch die Stadt fahren und genauso wenig mag ich relativ viel Geld für Bus- und Bahnfahrkarten ausgeben. Und auch wenn mir manchmal die Decke auf den Kopf fällt, so bin ich gern zuhause. Ich mag es, von meinem heimischen Schreibtisch (oder Sofa :D) zu arbeiten, ich mag es, dass die Katzen die ganze Zeit in meiner Nähe sind, und ich mag die vertraute Geräuschkulisse (auch wenn dazu die lauten Nachbarn gehören).

Am Ende meiner Überlegungen ging mir das Wort „standorttreu“ nicht mehr aus dem Kopf. „Standorttreu“ wird eigentlich für Pflanzen und Tiere verwendet und wenn ich mir so die verschiedenen Informationen zu den Bewegungsradien der unterschiedlichen Tierarten anschaue, dann komme ich zu dem Schluss, dass diese Winterkatze wohl eher eine Stadttaube ist … 😉

25 Kommentare

  1. Nicole/Frau Frieda

    Ich bin auch gerne zu Hause ;)) In unserem Garten mit den ganzen Viecherln (Hund, Katze, Hühner, etc.) und de ganzen Familie, aber manchmal fällt mir einfach die Decke auf den Kopf. Dann brauche ich neuen Input.. und meine "Männer" auch 😉 Alles Liebe, Nicole

  2. 1000 Worte

    Irgendwie geht es mir ähnlich. Allerdings fahre ich zur Arbeit in die Nachbarstadt, aber gerade Abends und an den Wochenenden bin ich einfach gerne zuhause. Bei meinen Fellnasen und bei meinem Liebsten. Ich mag unsere Wohnung und ich mag einfach gerne auf der Couch oder in unserer Küche sein. Ab und zu fahren wir mal weg übers Wochenende (aber auch wie du nur seeeehr sehr sehr selten) und manchmal ist man am Wochenende mal auf einem Geburtstag, einem Konzert oder einem Markt, aber im Grunde doch sehr viel einfach daheim. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob das schlecht ist, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich in meiner Freizeit einfach machen mag, was mir Freude bereitet und was mir gut tut. Also ich – ja auch – standorttreu 🙂 Ein schönes Wort 🙂

  3. @Nicole: Mit so vielen Viechern ist es bestimmt noch einmal so schön! Hier in der Stadt dürfen meine armen Katzen nicht einmal nach draußen, weil es zu gefährlich ist. Für das kurze "Decke auf den Kopf"-Fallen gibt es das Lieblingscafé. Da suche ich mir eine schöne Ecke, genieße das leckere Angebot und schau mir Leute an, bis ich wieder genügend Menschen getankt habe. Für die intensiveren Rappel gibt es die (seltenen) Wochenenden bei Freunden. 🙂

  4. @Ina: Ich arbeite ja auch zuhause – und ich fürchte, das macht es noch schlimmer. Früher war ich viel unterwegs und wenn ich freitags und sonntags frei hatte und samstags arbeiten musste, dann ging es Donnerstagabend los und Samstagsfrüh stand ich dann – etwas übermüdet – vor der Tür, um den Laden aufzusperren. Das war eine intensive Phase, in der ich viel unterwegs war, inzwischen habe ich wohl eine lange Phase, in der das Zuhausesein richtig für mich ist. 🙂 Und ja, seine Freizeit sollte man so verbringen, wie es einem gut tut!

  5. Wichtig ist, dass Du Dich wohl fühlst.

    Wie oft lese ich davon, dass Menschen sich die Wochenenden so voll packen, nur unterwegs sind, kaum zuhause. Das hat auch etwas von Rastlosigkeit. Dieses Gefühl unbedingt am Wochenende was Supertolles unternehmen zu müssen, was dann natürlich auch noch minutiös auf Facebook gepostet wird, um den Lesern einen Eindruck zu vermitteln, der so oft nicht mit der Realität übereinstimmt.

  6. @JED: Das denke ich auch. 🙂 Und ich hoffe sehr, dass diese Leute all ihre Unternehmungen nicht nur für ihre Facebook-Einträge machen, sondern auch etwas davon haben. 🙂

  7. Ich bin gern zuhause und igle mich auch gern in der Wohnung ein (besonders, seitdem ich bei schönem Wetter auf den Balkon kann und nicht erst in einen Park gehen muss), aber andererseits fällt mir auch schnell die Decke auf den Kopf. Insofern bin ich ganz froh, dass ich nicht von zuhause arbeite. Allerdings stellt sich für mich die Transportfrage auch nicht wirklich, da ich ohnehin fast täglich auf Öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bin. Deshalb habe ich eine Jahreskarte und muss nicht über einzelne Fahrten nachdenken. Mit dem Auto in der Stadt fahren zu müssen, wäre für mich aber ganz schaurig, da kann ich dich sehr gut verstehen!
    Ausflüge würde ich ja gern wieder öfter machen – hoffentlich, wenn der Lehrgang zu Ende ist und ich endlich mal einen Job mit freien Wochenenden habe.

    Ich finde, wichtig ist einfach, dass man die Freizeit so gestaltet, wie man es mag – ob das nun zuhause ist oder anderswo und unabhängig davon, wie andere das handhaben.
    Wenn sich jemand die Wochenenden gern vollpackt, hat das für mich nicht unbedingt was von Rastlosigkeit. Nicht jeder ist gern zuhause. Manche sind mit einer düsteren Winzwohnung zufrieden, weil sie ihre ohnehin fast ihre gesamte Freizeit lieber anderswo verbringen. Warum auch nicht?

  8. Standorttreu bin ich auch – zum Teil auch deshalb, weil ich unter der Woche nach einem Arbeitstag einfach froh bin, "die Beine hochzulegen". Nach einer stressigen Arbeitswoche bin ich auch glücklich, wenn ich im Samocca einfach nur meinen Kaffee und mein Buch habe und mich später daheim in den Lesesessel einkuscheln kann.
    Ich freue mich aber auch, wenn ich meine Freunde sehe; Sayuri wohnt eine Autostunde entfernt, die Münchenerin sehe ich trotz der Entfernung mit schöner Regelmäßigkeit (da sie viel unterwegs ist), das Bibendum treffe ich gelegentlich und Euch ja auch. 🙂
    Ich genieße meine Ruhe hier und fühle mich auch allein selten einsam, aber ich bin mir bewusst, dass meine sozialen Kontakte durch den Arbeitsanfall leiden und ich besonders meine Freunde und Bekannten direkt vor Ort deshalb selten sehe – mir ist dann die Ruhe und Erholung wichtiger; an dieser Ecke gibt es sicherlich etwas zu verbessern. 😉

  9. @Neyasha: Komischerweise fällt mir wirklich selten die Decke auf den Kopf, obwohl ich zuhause arbeite. Mit einer Jahreskarte hätte ich vermutlich auch ein anderes Verhältnis zu den Öffentlichen, so ist es häufig so, dass ich eine Besorgung machen möchte – und für den Weg dahin deutlich mehr Geld ausgebe, als für das Teil, das ich kaufen will. Das Fahren mit dem Auto geht sogar, aber die Parkplatzsuche macht das Ganze dann total widersinnig.

    Dir drücke ich die Daumen, dass du ganz schnell einen tollen Job findest, wenn den Lehrgang geschafft hast! 🙂

  10. @Natira: Du verbringst ja in der Woche auch genügend Zeit bei der Arbeit und vermutlich hast du auch im Hinterkopf, dass die MuMs auch gern deine Gesellschaft haben. 🙂

    Du hast immerhin Freunde vor Ort. Da ich kaum noch aus dem Haus gehe, kenne ich in dieser Stadt nur die Nachbarn, die ihre Pakete bei mir abholen, und die Verkäuferinnen und Kassiererinnen in meinen Stammläden. 😉 Und vielleicht täuscht der Eindruck, aber ich habe schon das Gefühl, dass du regelmäßig mit deinen Freunden etwas unternimmst. Vielleicht nicht so häufig, wie du es ohne den zeit- und kraftraubenden Job machen würdest, aber ich bin mir sicher, dass sie sich nicht vernachlässigt fühlen. 🙂

  11. Ich denke, es ist auch nochmal ein Unterschied, ob man alleine wohnt. Bei mir ist es ja so, dass ich es durchaus genieße, meine Wohnung für mich zu haben – aber da ist es dann auch ganz gut, wenn ich tagsüber für die Arbeit oder den Kurs außer Haus komme. Ich treffe mich zwar schon regelmäßig mit Freunden, aber wenn ich zuhause arbeiten würde, würde ich halt doch einfach auch mal ein paar Tage lang kaum mit meiner Menschenseele reden. Das kenn ich von früher, als ich noch mit der Doktorarbeit herumgewurschtelt habe und damals saisonbedingt im Sommer keine Dienste im Theater hatte.
    Ich denke, das ist es vor allem, was mir das Gefühl gibt, als würde mir dann die Decke auf den Kopf fallen und weshalb ich nicht zuhause arbeiten möchte.

  12. @Neyasha: Oh ja, das ist ein riesiger Unterschied! Ich genieße die Zeiten, die mein Mann aus dem Haus ist, aber ich habe zur Gesellschaft im Zweifelsfall ja auch noch die Katzen. Das macht einen riesigen Unterschied, das habe ich schon damals gemerkt, als ich Shandy und seinen Bruder zu mir geholt habe. Es war schön, dass da auf einmal jemand war, der mich begrüßte, wenn ich nach Hause kam. Es war aber auch die Zeit, in der meine Freunde nach und nach wegzogen, weil das Studium vorbei war und sie in ganz Deutschland/Europa Jobs fanden. Da waren spontane Treffen, weil einem eben die Decke auf den Kopf fiel, nicht mehr möglich.

  13. Natira

    Das hoffe ich zwar, aber ich habe tatsächlich eine hier im gleichen Ort wohnende Freundin erst im April das erste Mal gesprochen (telefonisch) und sehe sie nächste Woche das erste Mal in diesem Jahr. Das hat sich zwar so ergeben, ist aber trotzdem traurig.

  14. So wirklich (fast) gar nicht rauszugehen kann ich mir nicht wirklich vorstellen. So ein Besuch im Kino, Schwimmbad oder Zoo macht mir gelegentlich schon Spaß. Aber wenn ich weder zur Arbeit noch zur Uni muss, dann verlasse ich auch schon mal paar Tage nicht die Wohnung. Und während alle anderen die frische Luft zu genießen scheinen, verbringe ich meine freien Tagen eigentlich fast immer weitestgehen mit Solo-Aktivitäten (wie zur Zeit "Fallout 4" :D). Aber ab und zu gehe ich eben dann doch gern raus, schon weil ich neue Cafés und Restaurants ausprobieren mag.

    Ich könnte mir vorstellen, so ein Ausflug im Monat zu einen schönen Ausflugslokal oder eine Schiffahrt zum Beispiel könnte dir durchaus gefallen. Aber wichtig ist ja, dass du glücklich und zufrieden bist.

  15. @Natira: Telefonieren tut ich gar nicht mehr. Zeitlich passt es inzwischen so schlecht, weil meine Arbeitszeiten und die meiner Freunde nicht harmonieren – und an den Wochenenden haben wir alle irgendwie das Bedürfnis nach Ruhe. So läuft es bei euch vermutlich auch, oder? Vielleicht brauchst du einen Extraferientag pro Urlaub, um dich da zu verabreden. 😉

    @Elena: Mir reicht es mit der frischen Luft ja auch immer, wenn ich meinen Anteil Gartenarbeit erledigt habe. 😉 Es ist aber auch zu blöd, dass ich mit wärmeren Temperaturen so schlecht zurecht komme. In Phasen unter 15 Grad gibt es nicht so viele Ausflugsziele, die man wirklich nutzen kann, und über 20 Grad bin ich schon froh, wenn ich alles in den frühen Morgenstunden erledigt bekomme.

  16. Das ist wirklich sehr schade, wenn die Freunde wegziehen, Winterkatze. Ich selbst hatte ja eigentlich nie so unbedingt vor, nach dem Studium in Wien zu bleiben (eigentlich ist mir die Stadt zu groß), aber es waren dann die Freude, die mich hier gehalten haben. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, die zurückzulassen – dann doch lieber an Wien gewöhnen. *g*

  17. Gut, dass mit den Ausflügen kann ich auch nicht ganz so nachvollziehen, was aber daran liegt, dass ich froh bin, wenn ich am Wochenende einfach nur zu Hause bleiben kann. Ich habe allerdings den Rhein mehr oder weniger um die Ecke und kann mir so ein bißchen Naturerlebnis holen… Ganz ohne geht es bei mir dann auch nicht. Und zum Schrebergarten muss ich ein bißchen fahren, insofern ist auch dadurch ein bißchen Weg nötig… Lg mila

  18. @Neyasha: Ich habe in einer sehr kleinen Stadt studiert, da gab es nicht gerade viele Stellen für Innenarchitekten. Meine Freunde sind dann nach dem Studium entweder ins Ausland gegangen oder haben Jobs in der Nähe ihrer Familien gefunden. Das war eine ganz schöne Umstellung – da hätte ich es lieber dir nachgemacht und mich an eine ungeliebte Stadt gewöhnt und dafür weiter meinen Freundeskreis gehabt. 😉 Wobei ich den Eindruck habe, du hast dich schon ganz gut mit Wien versöhnt, oder? Du kennst ja inzwischen auch genügend Ecken, die dir etwas mehr "Land" bieten, wenn ich so nach deinen Streifzügen gehen kann. 🙂

  19. @Mila: Für "Natur" reicht mir mein Gärtchen. Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn ich einen Fluss in Fußnähe hätte. Ich mag das Wasser! Dein Schrebergarten dürfte dich ja jetzt schon ganz schön auf Trab halten und die ganz viel Natur bieten, oder? 🙂

  20. BücherFähe

    Ich als Teilzeit-Einzelgängerin genieße meine freie Zeit Zuhause zwar auch, aber gerade wenn das Wetter wieder schön wird, würde ich am liebsten den ganzen Tag unterwegs sein. Da ist es für mich eher deprimierend, wenn ich am Wochenende nur Zuhause gesessen habe, weil sonst niemand Zeit hatte. Was leider auch öfter mal vorkommt. Aber gewisse Dinge machen nunmal mehr Spaß, wenn man die Freude mit anderen teilen kann.
    Momentan bin ich auch in so einer Phase, in der ich am liebsten viel draußen bin/wäre, sodass die Bücher auf der Strecke bleiben.

  21. @BücherFähe: Ich neige auch dazu, eher meine Pläne zu streichen, als bestimmte Dinge allein zu machen. Ganz schön dämlich, aber wie du sagst, es macht einfach mehr Spaß, wenn man etwas mit jemand anderem erleben kann.

    Theoretisch kann man Bücher schon mit nach draußen nehmen. 😉 Aber wenn du gerade keine Lust aufs Lesen hast, dann lass sie liegen und genieß den Frühling! 🙂

  22. Ich habe mich auf alle Fälle seit meinem Umzug mit Wien versöhnt. Balkon und Donaunähe sind eine Riesenverbesserung! Manchmal nervt mich das Großstadtleben aber schon noch und auch die Touristenströme (ich arbeite ja mitten in der Innenstadt). Außerdem weiß ich nicht, ob es hier für mich jemals wieder mit dem Reiten/einer Reitbeteiligung klappen wird und das fehlt mir schon sehr.

  23. @Neyasha: Dass deine neue Wohnung dir so viel mehr Lebensqualität bietet, klingt auch immer wieder durch. 🙂 Gibt es bei euch keine Reitgelegenheiten? Von Freunden weiß ich, dass sie in Großstädten häufig mehr Glück bei der Suche nach Reitmöglichkeiten hatten als auf dem Land, wo man schon ein Auto und die Bereitschaft zu weiten Wegen benötigte, um einen Stall mit Pferden zu finden. Wobei das natürlich auch von Region zu Region unterschiedlich ist. Ich habe auf dem Land immer sehr pferdenah gewohnt, aber da das lauter Vollblutgestüte waren, musste ich als Jugendliche zwei Stunden Weg pro Strecke hinter mich bringen für meine Reitstunden.

  24. Also in der Stadt gibts Reitbeteiligungen fast nur in Ställen, die recht auf Turniere ausgerichtet sind. Da muss man erstens entsprechende Qualifikationen mitbringen und zweitens kostet das dann ein Vermögen. Außerhalb sind auch fast nur solche bezahlbar, die nicht mit öffentlichten Verkehrsmitteln erreichbar sind. Aber vielleicht ergibt sich mal wieder etwas.
    Bei meiner Familie ist das deutlich leichter – da gibts Reitbeteiligungen viel häufiger und viel günstiger. Ein Auto braucht man da zwar meist schon, aber ohne Auto kommt man dort ohnehin nicht allzu weit …

  25. Okay, das mit dem Turnieraspekt ist blöd – ebenso wie mit den Kosten. Ich drücke die Daumen, dass du trotzdem irgendwas findest! 🙂

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