Ich habe vor ein paar Jahren einen ausführlichen Beitrag darüber geschrieben, was Bibliotheken für mich bedeuteten und wie wichtig sie für mich als Kind und Jugendliche waren. Nach dem Umzug im vergangenen Jahr habe ich mich dann darüber ausgelassen, wie schön es ist, dass die recht neue Stadtteilbibliothek so gut zu Fuß erreichbar ist und dass ich dort immer über Bücher stolpere, die ich lesen mag. Ein Jahr später bin ich über die Nähe zur Stadtteilbibliothek immer noch glücklich und gerade die Roman-Auswahl ist in den vergangenen Monaten deutlich besser geworden – so gibt es zum Beispiel inzwischen ein Regal, wo die Bibliotheksmitarbeiter Krimi-Empfehlungen präsentieren. An diesem Regal bin ich in den letzten Wochen nicht einmal vorbeigegangen, ohne mindestens einen Titel mitzunehmen. Das ist zwar nicht gerade gut für meinen SuB, aber ich entdecke eben gern neue Krimiautoren.
Trotzdem fühle ich mich in dieser Stadtteilbibliothek lange nicht so wohl wie in der alten Zweigstelle, und das liegt an den Mitarbeiterinnen. Es gibt zwei Frauen, die die Stammbesetzung dieser Bibliothek bilden, und beide vermitteln mir grundsätzlich das Gefühl, ich würde sie stören. Egal, ob ich einfach nur meine ausgeliehen Bücher zurückgebe, ob ich um eine Vormerkung bitte (da nur schon ausgeliehene Titel online vorgemerkt werden können) oder ob ich es gar wage, Buchgeschenke abzugeben. Und meine Buchgeschenke sind keine alten verramschten Exemplare, sondern neuwertige Titel, denen man nicht ansieht, dass sie einmal gelesen wurden, deren Veröffentlichung auch nicht besonders lange her ist und die Genres abdecken, die eigentlich ein relativ breites Publikum finden müssten. Alles, was nicht mehr neuwertig aussieht oder wo ich sehe, dass die Bibliothek eh schon diverse Exemplare im Bestand hat, oder wo mir irgendwelche anderen Aspekte einfallen, um den Titel für eine Bibliothek nicht attraktiv zu machen, wandert in den öffentlichen Bücherschrank.
Ich will kein Dankeschön für die Buchgeschenke, ich will keinen Small Talk machen und überhaupt würde ich davon ausgehen, dass ich als Bibliotheksnutzerin relativ pflegeleicht bin (und sei es nur, weil ich selbst einige Jahre für eine Bibliothek gearbeitet habe). Aber ich will mich nicht als Störfaktor fühlen. Ich will nicht das Gefühl haben, dass meine Buchgeschenke nur Arbeit machen, und ich fände es wirklich schön, wenn man sich nicht mitten im Satz von mir abwenden würde, um mit der danebensitzenden Kollegin zu reden. Da mir diese beiden Damen durch ihr Verhalten signalisieren, dass ich nicht willkommen bin, finde ich es auch sehr unangenehm, dass sie von ihrem Sitzplatz den gesamten Raum im Blick haben.
Nachdem ich sie im Laufe des vergangenen Jahres auch mit ein paar anderen Bibliotheksnutzern gesehen haben, kann ich auch behaupten, dass sie dieses Verhalten nicht nur mir gegenüber zeigen. Ich frage mich ja immer als erstes, ob ich was falsch gemacht habe, dass mir so eine Behandlung zuteil wird. Aber inzwischen habe ich so oft erlebt, dass andere Personen, die zum Beispiel eine Frage hatten, einfach im Raum stehengelassen wurden, daher bin ich mir sicher, dass es wirklich nicht an mir liegt. Inzwischen bin ich so weit, dass ich mir wünsche, man könnte die Selbstverbuchung in dieser Zweigstelle nicht nur für die Ausleihe, sondern auch für die Rückgabe von Medien verwenden. Dabei mochte ich immer diesen kleinen Austausch bei der Rückgabe der Bücher in der alten Stadtteilbibliothek. Viel geredet haben wir nie, oft wurde nur ein Gruß oder ein Lächeln ausgetauscht, aber ich habe mich willkommen gefühlt – und das vermisse ich gerade sehr.