Dies und Das (5): Weihnachtsgedanken

Auch in diesem Jahr haben mein Mann und ich wieder einen schönen und gemütlichen Weihnachtsabend verbracht. Wir haben uns leckeres Essen gemacht, viel geschwatzt, ein wenig gespielt und natürlich unsere Geschenke geöffnet. Es war genauso, wie wir es gern mögen, und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich habe aber auch viel an den 2. Weihnachtsfeiertag vor 16 Jahren denken müssen. Zum Teil liegt das bestimmt daran, dass in den letzten Monaten so einiges in meiner Familie los war, zum Teil aber auch an den ganzen Tweets in den letzten Tagen, in denen auf Sorgentelefonnummern, „wir organisieren Gesellschaft zu Weihnachten“-Aktionen und ähnliches hingewiesen wurde.

Vor 16 Jahren habe ich das letzte Mal Weihnachten mit meiner Familie verbracht. Als ich mich auf den Weg zu meinen Eltern machte, war ich damals sehr glücklich. Ich war frisch verliebt, hatte den ersten guten Job nach dem Studienabschluss, mein Leben lief gerade so richtig gut und ich freute mich auf die Feiertage. Als ich am 2. Feiertag wieder nach Hause fuhr, habe ich die ganzen drei Stunden, die ich bei dichtem Schneetreiben über die Autobahn fahren musste, durchgeheult. Ich fühlte mich unfähig, wertlos und kämpfte gegen das Gefühl an, dass meine Familie bestimmt recht damit hätte, dass mein neuer Freund nicht lange mit mir zusammen sein würde.

Ich weiß, dass meine Familie mich liebhat und auch ich habe sie lieb, aber wir tun einander nicht gut. So liegt es weniger daran, dass wir die Feiertage ungern auf der Straße verbringen, dass ich an Weihnachten nicht zu meinen Eltern fahre, als daran, dass ich mir damals fest vorgenommen habe, dass ich nie wieder in so einem Zustand nach Hause fahren möchte. Seit 15 Jahren verbringen ich also die Weihnachtstage mit dem Menschen, der damals mein „neuer Freund“ war, und seitdem besteht das Jahresende für mich aus einer Reihe von Tagen, in denen wir es uns so gemütlich und schön wie nur irgendwie möglich machen. Wir verbringen diese Zeit miteinander und mit Dingen, die wir gerne tun. Wir schauen Filme, spielen Brettspiele und gönnen dem anderen auch Stunden ganz für sich, um in Ruhe zu Lesen oder Musik zu hören. Es gibt keine überhöhten Erwartungen an den anderen oder an dieses „Familienfest“, sondern nur schöne Stunden zu zweit, die wir sehr genießen. Für dieses ruhige und entspannte Miteinander bin ich sehr dankbar und das macht die Feiertage für mich zu etwas Besonderen – gerade weil sie sich eigentlich nur in ihrer Länge von den meisten Wochenenden, die wir miteinander verbringen, unterscheiden.

20 Kommentare

  1. Eva-Maria H.

    Liebe Winterkatze,
    da wünsche ich dir noch ein friedliches und gutes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.

    Lieben Gruß Eva

  2. Fühlt Euch beide ganz fest von mir in den Arm genommen! Für mich klingt euer Weihnachtsfest ganz wunderbar und liebevoll, genau richtig. Habt noch einen wunderschönen 2. Weihnachtstag!

  3. Liebe Winterkatze, es tut mir leid, dass du damals mit so einem Gefühl von deiner Familie wegfahren musstest. Aber es ist schön, dass du jetzt mit deinem Mann entspannt und gemütlich feiern kannst.

    Mir kommt es bei meiner Familie ein bisschen ähnlich vor: Wir tun einander oft nicht gut (zumindest nicht bei größeren Festen) und ich fühle mich oft wie ein Fremdkörper. Bei mir ist immer viel Anspannung damit verbunden und gestern Abend ist es mir auch zuviel geworden, was leider zu einer nicht so schönen Situation geführt hat.
    Ich suche halt aktuell noch nach Strategien für mich, um besser mit bestimmten Dingen in meiner Familie umgehen zu können. Da ich Weihnachten nicht ganz allein feiern und meine Mutter nicht unglücklich machen will, gibt es für mich auch nicht wirklich eine Alternative.
    Aber so ein Weihnachten, wie ihr es euch macht, wäre mir inzwischen auch lieber als das Familienfest.

  4. @Eva: Vielen Dank, das wünsche ich dir auch. Du hast ja für das kommende Jahr viel vor, da ist ein guter Start wichtig. 🙂

    @Natira: Dankeschön! 🙂 Für uns ist es auf jeden Fall die perfekte Art Weihnachten zu verbringen. Danke, den wünschen wir dir auch!

  5. @Neyasha: Mir tut es leid, dass dein gestriger Abend so unschön war. Wie viel schöner wäre es, wenn man sich mit seiner Familie einfach wohlfühlen könnte und wenn man bei ihnen Geborgenheit finden würde. Du bist auf jeden Fall rücksichtsvoller als ich, weil du die Gefühle deiner Mutter über dein eigenes Unbehagen stellst.

    Meinen Eltern wäre es natürlich auch lieber, wenn ich zu ihnen fahren würde, aber sie haben sich zwangsläufig daran gewöhnt, dass wir die Feiertage daheim bleiben und sie mit Telefonaten und Päckchen vorlieb nehmen müssen.

    Bevor ich meinen Mann kennenlernte, habe ich das stressfreiste Weihnachtsfest in einer kleinen Pension in Vermont verbracht, wo ich gemeinsam mit einer Freundin über die Feiertage Urlaub machte. Da mein damaliger Arbeitgeber über den Jahreswechsel die Firma für zwei Wochen schloss, war das eine gute Begründung dafür, dass wir die Reise gerade in diesen Zeitraum gelegt hatten. Ich hoffe auf jeden Fall für dich, dass du noch einen Weg findest (entweder so wie ich durch Vermeidung oder durch einen anderen Umgang mit deiner Familie), um die kommenden Weihnachtsfeste weniger angespannt verbringen zu können.

  6. Liebe Winterkatze, danke für Deine offenen Worte.
    Auch wir sind Weihnachten gerade "geflüchtet", weil wir uns dem Gefühl, es der Familie meiner Partnerin nicht recht machen zu können, nicht aussetzen wollten.
    Auch das war natürlich falsch, weil "Kinder" bei ihren Eltern feiern "sollen".
    Letztlich sollte Weihnachten genau das sein, was Du beschreibst, ein Fest der Besinnung, der Liebe und mit den Menschen und Unternehmungen, die einem gut tun.
    Es ist unglaublich, wie viele Menschen das nicht begreifen.

  7. @JED: Oh, verflixt! Ich hatte so gehofft, dass die Zeit mit deiner Schwiegerfamilie angenehm würde. Falsch wäre nur, wenn man sich nach anstrengenden Monaten auch noch die letzten Tage des Jahres dank "Tradition" mit Menschen umgibt, die einem nicht gut tun.

    Ich hoffe, ihr hattet dann zu zweit noch eine schöne Zeit und könnt den Rest der Weihnachtsferien noch genießen!

  8. Oh man, ich kann nicht nachvollziehen warum Menschen, die einen lieben, einem das Leben so schwer machen können. Das ist wirklich traurig aber ich finde es schön, dass du auch etwas Positives daraus ziehen konntest. Und das die Liebe zu deinem Mann nun so lange gehalten hat, freut mich auch ungemein für dich. Drück ihn einmal mehr für mich. Es ist schön wenn man Menschen hat auf die man sich verlassen kann und die für einem da sind.

    Was habt ihr denn gespielt?

    Auf deinem Bild unten rechts ist das ein Pudding in Sternform? Das sieht ja richtig genial aus.

    Liebe Grüße
    Sunny

  9. @Sunny: Schlimm finde ich, dass meine Familie es wirklich nicht böse meint, aber trotzdem nicht damit aufhört mich klein zu machen. Jedes Mal, wenn ich z.B. meiner Mutter von einem neuen Projekt berichte, erzählt sie mir, was alles dabei schief gehen kann, was für fürchterliche Risiken ich doch damit eingehe und warum sie mir das nicht zutraut. Inzwischen erzähle ich ihr nichts mehr von meinen Plänen, obwohl sich das auch nicht gut anfühlt (und sie kränkt, weil sie an meinen Vorhaben nicht mehr teilhaben darf).

    Ja, das ist es – und das mach ich gern! 🙂

    Direkt an Weihnachten nur mit dem DS, wir haben beide gerade neue Spiele, bei denen wir uns austauschen können. Ab morgen geht es dann wieder mit "Gloomhaven" weiter, nachdem er heute den ganzen Tag unterwegs ist und ich gerade erst den Tisch von Weihnachtsdeko und Geschenken befreit habe. Ich habe mir aber auch ausgebeten, dass wir (um der "alten Zeiten" willen) in den nächsten Tagen auch mal wieder "Lost Cities" spielen. Das haben wir lange nicht mehr gemacht, obwohl es vor Jahren unser Lieblings-Zwei-Personen-Spiel war.

    Das ist Panna Cotta, die gibt es bei uns traditionell zu Weihnachten. Die lässt sich so schön schon am Vortag machen und ist so lecker!

  10. Naja, ich habe jetzt ständig Deine 16 Jahre im Hinterkopf. Meine Freundin möchte auch gerade ihrer Familie zuliebe etwas verschieben, was WIR uns eigentlich vorgenommen haben. Habe ihr gerade gesagt, dass sie dann jetzt im schlimmsten Fall 16 Jahre lang das tun kann, es wird sich trotzdem nix ändern. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt.

  11. @JED: Ich weiß nicht, wie es mit der Familie deiner Liebsten ist, aber mit meiner Familie ist es immer am leichtesten, wenn man sie vor vollendete Tatsachen stellt. So habe ich es gehalten, als ich damals ausgezogen bin, und so haben wir es gehalten, als wir geheiratet haben. Wir sind zwar nicht gerade heimlich zum Standesamt gegangen, aber die gesamte Vorwarnzeit für die Familie bestand aus gerade mal zwei Wochen. (Wobei ich zugeben muss, dass zwischen "Heiratsantrag" und Terminanmeldung bei Standesamt auch nur zwei Tage lagen und das auch nur deshalb, weil mein Mann sich am folgenden Tag keine Stunde dafür freinehmen konnte. *g*) Meine Eltern hatten zwar kein Problem damit, dass wir heiraten, aber meine Mutter hatte vollkommen andere Vorstellungen davon, wie wir hätten heiraten sollen. 😉

  12. Punkt und Ende

    Nachdem dieses Jahr bei mir unendlich anstrengend und durcheinander und teilweise auch sehr dunkel war, habe ich die Tage über Weihnachten auch sehr genossen. Ich feiere ja aus ähnlichen Gründen seit Jahren kein Weihnachten mehr mit meiner Familie.
    Allerdings habe ich dieses Jahr auch nicht mit meinem Mann Weihnachten gefeiert, sondern mit meinem besten Freund, seiner Schwester, einem weiteren Freund und meiner Partnerin. Mein Mann und ich werden im Januar geschieden.
    Heilig Abend war wunderbar, im Kreis meiner liebsten Menschen und am ersten Weihnachtsfeiertag waren wir bei der Familie meiner Lady. Und das war wirklich schön. Das war gemütlich, stressfrei und liebevoll. Den Rest des Jahres nutze ich jetzt um meine Erkältung los zu werden. Ich wünsche euch ein wunderbares neues Jahr.

  13. @Ina: Schön, dass das Jahr für dich nach allem anderen so gut endete. Ich hoffe, dass es 2018 so mit dir (und deiner Partnerin) weitergeht! Ich wünsche dir gute Besserung und einen guten Start ins neue Jahr! Möge es ganz viele wunderbare Momente für dich beinhalten!

  14. Bei mir ist es ja in gewisser Hinsicht ähnlich – es gab keinen entschiedenen Moment, aber das erste Weihnachtsfest, das ich ohne Familie gefeiert habe, war unglaublich entspannend. Ich war allein, habe lecker gekocht und mich mit Filmen und Büchern unterhalten. Ich musste keinen Streit anhören bzw. selber streiten, ich hatte nicht permanent das Gefühl, "gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen" usw.

    Ich habe es danach noch ein paar mal versucht, aber inzwischen lasse ich es ganz. Seit einigen Jahren nehme ich mir Weihnachten auch gerne bewusst frei, um die Zeit mit mir selbst und einigen guten Freunden zu genießen. Herrlich!

  15. @Helma: Es ist schon ein bisschen traurig, dass wir nur ohne unsere Familien richtig schöne und entspannte Weihnachten verbringen. Aber ich finde es auf der anderen Seite auch so gut, dass wir einen Weg gefunden habe, um diese Tage in Ruhe und auf angenehme Weise mit Menschen zu gestalten, die uns nahe stehen und uns gut tun. Es ist wirklich herrlich, wenn man nach den Feiertagen zurückblicken und sagen kann, dass man die Zeit genossen hat.

  16. Ich fand dein Erlebnis vor 16 Jahren ziemlich erschütternd zu lesen. Da kann ich wirklich gut verstehen, warum du nie wieder Weihnachten mit der Familie feiern magst.

    Da ich noch Zuhause wohne, kann ich mich derzeit schwerlich ausklinken. Allerdings ist es auch längst nicht so dramatisch, es ist nur dieses von Neyasha erwähnte "Fremdkörper"-Gefühl. Dennoch überlege ich, ob ich später auf diesen familiären Marathon verzichte.

  17. @Elena: Es war definitiv nicht das schönste Weihnachtsfest in meinem Leben.

    Ja, deine Wohnsituation macht "Ausklingen" wirklich schwierig. Wenn du eine eigene Wohnung hast, wirst du schon einen Weg finden, um ein schönes Weihnachtsfest zu feiern. 🙂

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